This Rain Will Never Stop

Ukraine Lettland Deutschland Katar 2019/2020 Dokumentarfilm

Inhalt

Als Freiwilliger engagiert sich der 20-jährige Andriy Suleyman für die Hilfsmissionen des Roten Kreuzes in den ostukrainischen Kriegsgebieten. Vor seinem Leben in Luhansk ist er als Neuntklässler mit seiner Familie aus Syrien geflohen, die nun über Europa und Asien verstreut lebt. Doch der Krieg ist ihm in sein neues Leben gefolgt.

Regisseurin Alina Gorlova begleitet Andriy in ihrem zweiten langen Dokumentarfilm, sowohl bei seinen Hilfseinsätzen in der Ostukraine, als auch dabei, wie er seinen Bruder anlässlich dessen Hochzeit in Deutschland besucht oder einen Onkel im Iran wiedertrifft. Erst der Tod seines Vaters Lazgin führt Andriy wieder in seine Heimat Syrien. Indem Gorlova diese Elemente des dokumentarischen Porträts mit experimentellen schwarzweiß Landschaftsaufnahmen und abstrakten Bildern einer Gesellschaft im Krieg verbindet, gelingt ihr eine feinsinnige wie bewegende Reflexion über das Wesen des Krieges.

Quelle: Filmfestival goEast 2021

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Heinz17herne
Heinz17herne
Null. Soldaten patrouillieren durch ein Dorf. Ein Mann zündet sich eine Zigarette an, geht zu einem Fluss. In der Ferne sind MG-Salven zu hören. Eins. Im Donbass steht eine lange Menschenschlange im Regen. „Wer einen russischen Pass beantragt, unterstützt die Eindringlinge“ heißt es im deutschen Untertitel. Ein Rotkreuz-Team hilft Menschen in bereitstehende Busse und entlädt Kartons mit Medikamenten. Als Freiwilliger mit dabei der 20-jährige Andriy Suleyman, der als Sohn eines kurdischen Vaters und einer ukrainischen Mutter im syrischen Al-Hasaka geboren wurde. Im Jahr 2012, als Andriy in der 9. Klasse war, floh seine Familie vor dem Bürgerkrieg in Syrien nach Lyssytschansk, in die Heimat seiner Mutter in der Ostukraine. Zwei Jahre später holt der Krieg die Familie wieder ein. In einer Fabrikhalle werden Panzer gebaut.

Zwei. Trotz der zunehmend gewalttätigen Auseinandersetzungen bleibt die Familie, zu der auch Andriys jüngerer Bruder Arseniy gehört, in der Region Luhansk. In der Stadt Lyssytschansk droht eine humanitäre Katastrophe, dennoch veranstaltet das Rote Kreuz ein folkloristisch gerahmtes Konzert. Im Schatten paradierender Soldaten, verwundeter Kämpfer und vertriebener Flüchtlinge versucht die Bevölkerung den Anschein eines normalen Lebens aufrechtzuerhalten.

Drei. Im Führungsfahrzeug eines Rotkreuz-Hilfskonvois, der durch die winterliche Ostukraine fährt, wird über den Krieg in Syrien gesprochen. Andriy, dessen Eltern hoffen, dass ihr Ältester zur Fortsetzung seiner Ausbildung das Land verlässt, bringt Lebensmittel, Decken, sogar kleine Öfen und Gewächshäuser zu den zumeist alten Menschen im militärischen Sperrgebiet. Die Kamera Vyacheslav Tsvetkovs begleitet den Alltag des betagten Ziegenhirten Khan.

Vier. Vater Lazgin Suleyman (Schreibweise im Abspann: Suleiman), ein gläubiger Muslim, spricht über Internet mit Familienangehörigen in Aleppo. „Explosionstechniker“ benennt der Untertitel ironisch einen Konvoi von Panzern und Granatwerfern. Fünf. CSD-Parade in Hamburg. Andriy ist zur Hochzeit seines Bruders Arseniy ins „gelobte Land“ gereist, will dort aber gegen den Willen seines Vaters nicht bleiben. Sechs. Lazgin Suleyman chattet mit seinen Angehörigen im Irak. Die raten ihm aufgrund des andauernden Krieges dringend dazu, in der Ukraine zu bleiben.

Sieben. Andriy zieht es nach sieben Jahren in Europa zurück in den Nahen Osten. Besucht erstmals den befreiten, selbstverwalteten Teil Kurdistans, wo sein Onkel, der Massagetherapeut und Doktor Mizgin, verletzte Soldaten behandelt. Obwohl er herzlich empfangen und gebeten wird, zu bleiben, will Andriy weiter nach Syrien. Doch nach starken Regenfällen ist die Brücke über den Grenzfluss unpassierbar.

Acht. Archaik trifft Neuzeit. Schafe weiden unter gewaltigen Überland-Stromleitungen. Neun. Leichenwaschung. Vater Lazgin ist gestorben, sein Körper wird offenbar über einen türkischen Flughafen mit dem Wagen nach Syrien überführt. Das halbe Dorf begleitet die Familienangehörigen, unter ihnen auch Andriy, zur Bestattung in einem Feld weit draußen. Null. Schafherde an einem Fluss, dahinter ein Kraftwerk. Blick über Dortmund und in die Bochumer U-Bahn. Andriys Onkel Lazgin ist mit Familie in Deutschland. CSD-Parade in Hamburg. Im Gleichschritt marschierende Soldaten. Folklore-Tänzerinnen: Alle Orte, verbunden durch die Hauptmetapher Wasser, verschmelzen wie die Menschen zu einer Person.

Alina Gorlova ist gebürtige Ukrainerin und hat ihren Abschluss an der Karpenko Kary Kyiv National University of Theatre, Film & Television gemacht. Die Regisseurin und Filmeditorin im jip-Presseheft über „Der Regen wird niemals enden“: „In diesem Film beobachte ich die große Familie von Andriy Suleyman, die wegen des Krieges über die ganze Welt verstreut ist. Ein Teil von ihnen versucht dem Krieg zu entkommen, aber ein anderer Teil taucht direkt in den Konflikt ein. Diese Gegensätze zeigen uns unsere Welt als einen Siedepunkt, an dem sich Krieg und Frieden vermischen, Liebe und Hass ihre Paraden feiern und ohne einander nicht existieren können. Mittendrin versucht Andriy Suleyman sein Gleichgewicht und seinen Weg im Leben zu finden.“

Die 104-minütige Dokumentation „This Rain Will Never Stop“ arbeitet mit statischen Bildern in Schwarzweiß, welche den geographischen Raum ebenso verwischen wie die privaten und militärischen Szenen. Die Nummerierung der zehn Teile von Null bis Null entspricht dem Kreislauf von Krieg und Frieden, von Leben und Tod.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Länge:
108 min
Format:
DCP
Bild/Ton:
s/w, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 08.03.2022, 212494, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (NL): 23.11.2020, Amsterdam, IDFA;
Erstaufführung (DE): 20.04.2021 - 26.04.2021, goEast, VoD;
Kinostart (DE): 24.03.2022

Titel

  • Titelübersetzung (DE) Dieser Regen wird niemals enden
  • Originaltitel (DE) This Rain Will Never Stop
  • Weiterer Titel (DE) Dieser Regen wird nie aufhören

Fassungen

Original

Länge:
108 min
Format:
DCP
Bild/Ton:
s/w, Ton
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 08.03.2022, 212494, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (NL): 23.11.2020, Amsterdam, IDFA;
Erstaufführung (DE): 20.04.2021 - 26.04.2021, goEast, VoD;
Kinostart (DE): 24.03.2022

Auszeichnungen

Cork IFF 2021
  • Best Film Award
Black Canvas - Festival for Contemporary Cinema 2021
  • Best Cinematography Award
Beldocs - IDFF 2021
  • Main Award
IceDocs - Iceland DFF 2021
  • Main Award
goEast Film Festival 2021
  • Goldene Lily, Bester Film
Docudays UA International Human Rights Documentary Film Festival 2021
  • Current Time Award
One World - International Human Rights Documentary Film Festival 2021
  • Main Jury Prize
IDFA Amsterdam 2020
  • IDFA Award, Best First Appearance
Festival Dei Popoli 2020
  • Best Feature-Length Documentary Award