Tödliche Illusion

DDR 1978/1979 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
Eine Frau, es ist die Nachbarin Klinger, klingelt an einer Wohnungstür in einem Neubaugebiet. Als sich nichts rührt, schließt sie selbst auf – und findet Beate „Bea“ Beyer tot auf dem Sofa liegend vor. Die telefonisch herbeigerufene Polizei informiert auch die „K“: Der Polizeiarzt (Ortwin Müller) geht von Selbstmord aus, nachdem er keine Anzeichen äußerer Gewalt feststellen konnte. Auch für Oberleutnant Jürgen Hübner deuten ein leeres Tablettenröhrchen und ein handgeschriebener Abschiedsbrief in diese Richtung.

Andererseits ist ihm ein frischer Strauß seltener, da besonders langstieliger Rosen ins Auge gefallen. Und bei der genaueren Durchsuchung des Wohnzimmers der 27-jährigen wissenschaftlichen Mitarbeiterin an der Universität Rostock findet Hübner ein Ultraschallbild: Beate erwartete ein Kind. Das sie dann aber doch, wie die pathologische Untersuchung ergibt, vor dem Suizid abgetrieben hat.

Rückblick. Armin Hagen arbeitet als Meister auf der Elbewerft Boizenburg. Er ist aufgrund seiner Leistungen von seinem Chef Dr. Nowak für ein berufsbegleitendes Studium an die Rostocker Universität delegiert worden und steht kurz vor dem Abschluss. Jeweils freitags, und bisweilen sogar über Nacht, ist er daher nicht daheim vor den Toren des durch den „antifaschistischen Schutzwall“ in unerreichbare Ferne gerückten Hamburg, sondern büffelt in der mecklenburgischen Hansestadt.

Auch an diesem Freitag, so jedenfalls seine Version, an dem seine Gattin Katja daheim ihrer Freundin Bärbel auf der LPG bei der Gurkenernte hilft. Weshalb beider Sohn Daniel zur Oma (Traute Kayser) aufs Land muss, obwohl sein Papa „Dani“ schon seit längerem versprochen hatte, mit ihm zur Unterwasser-Jagd mit der Harpune an einen See zu fahren. In Wirklichkeit fährt Armin zu seiner jungen Geliebten „Bea“, die er an der Universität kennengelernt hat.

Diese hat sich lange der Illusion hingegeben, Armin werde für sie seine Familie aufgeben und mit ihr eine eigene gründen. Jetzt ist sie schwanger und stellt den entscheidungsschwachen Armin vor die Alternative, sich seiner Gattin zu offenbaren, sonst würde sie Katja die Wahrheit sagen. Das Kind jedenfalls will sie austragen – ein weiteres Faustpfand aus ihrer Sicht. Erschwerend für Armin kommt hinzu, dass Dr. Nowak ihn nach seinem Examen an ein Potsdamer Institut delegieren möchte, das von Dr. Beyer geleitet wird, Beates Vater.

Als Bea ihren Geliebten überraschend vom Werkstor der Volkseigenen Werft abholt, kommt es zur ersten Begegnung mit seiner Familie, die, wie sich später zeigt, auch von Katja richtig eingeordnet worden ist. „Für eine Ehe zu dritt bin ich nicht der Typ“ macht sie ihrem Gatten unmissverständlich klar. Armin versichert, schon des Jungen wegen, seine Familie nicht im Stich zu lassen – und fährt dennoch zu Bea mit einem dicken Strauß langstieliger Rosen. Lange Zeit bemerkt er gar nicht, dass er sie einer Bewusstlosen mitgebracht hat. Als er ihren Abschiedsbrief liest, wird ihm klar, dass sie ihn erpresst: Ruft er die Rettung, kann Bea überleben, verlässt er sie jetzt, ist es ihr Todesurteil.

Armin reißt das Deckblatt des Abschiedsbriefes mit seinem Namen ab und verlässt panisch die Wohnung. Kehrt dann aber doch reumütig zurück, um nicht schuldig zu werden an ihrem Tod. Als er einen Barkas der Schnellen Medizinischen Hilfe vor dem Plattenbau der Neubausiedlung mit Blaulicht abfahren sieht, beruhigt er sich: Bea wird auf dem Weg ins Krankenhaus sein…

Am anderen Morgen erkundigt er sich in der Klinik vergeblich nach ihr und ruft dann bei Bea in der Wohnung an – am Apparat ist Jürgen Hübner. „Wie stehst Du eigentlich zu meinen Befehlen?“: Der Oberleutnant legt sich regelrecht mit seinem Vorgesetzten, dem Genossen Major, an, um den Selbstmord-Fall nicht vorschnell abschließen zu müssen. In akribischer Kleinarbeit setzt er Mosaiksteinchen für Mosaiksteinchen zusammen, findet die Blumen-Verkäuferin (Renate Heymer) und hat Glück, dass ihm ein Schrankenwärter (Karl Sturm) von einem nächtlichen Beinahe-Unfall auf der Strecke zwischen Boizenburg und Rostock berichtet. Armin war an besagtem Abend in Rostock – und seine Gattin Katja will so nicht weiterleben: „Was bist Du nur für ein Mensch!“. Am Ende sagt Armin Hagen nach einem Gespräch mit Beas Vater Dr. Beyer („Irgendein Schurke hat sie sitzen gelassen, als sie ihn am meisten brauchte“) die Delegierung nach Potsdam ab und zeigt sich selbst bei Hübner an…

Der Krimi aus der Reihe „Polizeiruf 110“ beschäftigt sich aus meiner Sicht allzu lange mit der „tödlichen Illusion“ einer intelligenten, beruflich erfolgreichen, hier aber als sehr naiv gezeichneten jungen Frau im Zwiespalt zwischen Glück und Verzweiflung, Hoffnung und Trauer.

Pitt Herrmann

Credits

Regie

Schnitt

Darsteller

Alle Credits

Dreharbeiten

    • From Juli 1978: Rostock, Boizenburg (Mecklenburg), Potsdam
Länge:
75 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 08.04.1979, DDR-TV

Titel

  • Reihentitel (DD DE) Polizeiruf 110
  • Originaltitel (DD) Tödliche Illusion

Fassungen

Original

Länge:
75 min
Format:
35mm, 1:1,33
Bild/Ton:
Orwocolor, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 08.04.1979, DDR-TV