Inhalt
Komödie mit den erfolgreichen Rappern Sido und B-Tight in den Hauptrollen: Seit sie denken können sind Otis und Eddy die besten Freunde. Vor allem die Liebe zur Musik schweißt sie fest zusammen. Ihr großer Traum ist es, als Rapper Karriere zu machen. Das Talent dazu haben sie, was ihnen fehlt, sind Kontakte zur Szene, ein Manager und das nötige Kapital. Durch Zufall lernen sie den legendären HipHop-Star Fusco kennen, der prompt ein Demoband von den Jungs haben will. Es gelingt ihnen, ein Tape zu produzieren, das in der Szene für großes Aufsehen sorgt. Als ein Plattenmogul ihnen einen lukrativen Deal anbietet, wähnen Otis und Eddy sich am Ziel ihrer Träume. Zugleich aber wird ihre Freundschaft durch den schnellen Erfolg auf eine harte Probe gestellt.
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Statt des Freestyle-Battle gibt’s immerhin ein Date mit Fusco in dessen Laden, einer stadtbekannten Anlaufstelle für neue Sounds. Und bald im Keller von „Fusco's 45s“ so etwas wie ein eigenes Tonstudio, denn Fusco gefällt, was die beiden ihm präsentieren. Nur mit der Ausrüstung haperts noch gewaltig, doch da kann mit Hilfe des alten Kumpels Adal Abhilfe geschaffen werden, nicht ganz legal versteht sich.
Wofür Otis' Freundin Suzy wiederum kein Verständnis zeigt: Sie malocht Stunde um Stunde an der Kasse eines Supermarktes und träumt weder von einer neuen Studioausrüstung noch von Auftritten in irgendwelchen obskuren Clubs, sondern von einem All-inclusive-Urlaub im sonnigen Süden. Und setzt den Schmarotzer Otis vor die Tür. Aber das erste noch sehr amateurhaft produzierte Tape schlägt ein wie eine Granate: „Hol doch die Polizei“ groovt ganz Berlin, die uniformierten Freunde und Helfer eingeschlossen.
Adal hat Lunte gerochen und Kohle klargemacht: Mit ihm als Manager statt des allzu biederen Freaks Fusco kann gar nichts schiefgehen. Schon seine erste Release-Party ist ein Bombenerfolg: Sony-Manager Facher ist bereit, mit den beiden, die sich nun „Blutzbrüdaz“ nennen, einen Vertrag zu machen. Da interessieren die im Kleingedruckten versteckten Konditionen wenig: Otis verkauft seine Seele und Suzy kann endlich in die Karibik düsen.
Facher und seine Assistentin Jasmin ziehen ihr Kommerz-Ding gnadenlos durch: Weil Eddy das größere Teenie-Potential hat, wird er der neue Frontmann. Für Probeaufnahmen und Trailer bietet der Konzern ein gigantisches Equipment samt Profi-Manpower auf. Nun müssen die Rapper nicht nur in schrillen Klamotten 'rumlaufen, die stark an das Outfit der Beatles zu ihrem Album „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ erinnern, jetzt sollen sie auch noch singen...
Vom Berliner „Kiss FM“-Radio bis hin zur populären TV-Jugendsendung „Just Pop“: Eine gigantische Promotionswelle folgt der nächsten, und oben auf schwimmt stets der neue Teenieschwarm Eddy. So hat Otis sich das nicht vorgestellt und schmeißt hin: Fortan will er kleinere Brötchen backen, bei Fusco im Keller, und die sollen so authentisch nach Straße und Hinterhof riechen und schmecken wie Jasmin nach großer weiter Welt...
Die Constantin und Bernd Eichinger landeten im Jahr zuvor mit „Zeiten ändern dich“ einen großen Erfolg zumindest beim jugendlichen Publikum in den Kinos. Obwohl oder gerade weil sich der Film als ein sehr konventionelles und vor allem völlig unkritisches, um nicht zu sagen: verharmlosendes Bushido-Biopic entpuppte. Bushido und Sido waren bis dahin nicht wirklich Freunde, inzwischen haben sie sogar ein gemeinsames Album herausgebracht. Und wieder hat Constantin Film die Hände im Spiel: Mit „Blutzbrüdaz“ ist ein Nachfolgefilm entstanden, der seinen Vorgänger bezüglich der Story und der Authentizität, besonders aber bezüglich der Musik klar in den Schatten stellt.
Dabei war der Weg dorthin ein steiniger, wie Sido am Rande der Galapremiere im Berliner Sony-Center verraten hat: „Wir haben insgesamt 15 Drehbuchfassungen geschrieben. Und dabei Figuren komplett gestrichen, neue dazu genommen, Szenen 'rausgeschmissen und neue ausgedacht.“ So spielte zunächst Otis' Familie eine wichtige Rolle. Dann wurde es richtig dramatisch, mit einem Toten, dann wieder sehr komödiantisch. „Irgendwann ist uns dann aber klar geworden“, so Sido, „dass wir einfach das machen mussten, was wir uns eigentlich von Anfang an vorgenommen hatten: einen Film über HipHop. Das war der Durchbruch, danach ging es auch wirklich sehr schnell.“
Das größte Plus: die beiden Drehbuchautoren sind Debütanten und doch, was das Genre Musikfilm betrifft, sehr erfahren. Der Brite Nicholas J. Schofield war zunächst Schauspieler, bevor er sich einen Namen als versierter Videoclip-Regisseur u.a. für Fettes Brot, Deichkind, Das Bo und Xavier Naidoo machen konnte. An seiner Seite der deutsche Producer Jan Ehlert, der bisher zahlreiche TV-Serien betreute. Sie haben für „Blutzbrüdaz“ eine fiktive Story geschrieben, auch wenn einiges aus den Sido-, B-Tight- und Bushido-Biographien auftaucht neben Songs („Mund auf, Schwanz 'rein“), die einst im Berliner Label Aggro herausgekommen sind.
Ganz wichtig: Sido und B-Tight nehmen sich nicht so wichtig wie Bushido zuvor. Dass B-Tight auf „Eddy Gangsta“ macht und sei es nur vor Matthias Bolligers Kamera, kann nun wirklich nicht behauptet werden. Und Sido geht längst als kuscheliger Brummbär durch, den keine Schwiegermama fürchten müsste. Schließlich die Regie: Özgür Yildirim schließt mit „Blutzbrüdaz“ nahtlos an seinen Erfolg zwei Jahre zuvor mit „Chico“ an, einem der erstaunlichsten deutschen Genrefilme, einer sehr authentischen Hamburger Gangstergeschichte im Dealermilieu.
Nicht zuletzt: „Blutzbrüdaz“ ist familientauglich. Wer von den begleitenden (Groß-) Eltern Otis, Eddy und DJ Philip alias Florian Renner bei der Entstehung des Demo-Tape „Hol doch die Polizei“ im Wohnzimmer von Eddys Mutter zuschaut, wird HipHop künftig in ganz neuem Licht sehen – und hören. Free-TV-Premiere war am 8. Januar 2015 auf ProSieben.
Pitt Herrmann