Inhalt
Der fünfzehnjährige Donald leidet an einer unheilbaren Krankheit und weiß, dass er nicht mehr lange zu leben hat. Einen Ausweg aus dieser tristen Realität findet der Junge über seine selbst gezeichneten Comics, in deren Mittelpunkt ein muskulöser Superheld steht. Dieser ist ist zwar unzerstörbar, aber auch unfähig zu lieben. Die besorgten Eltern des Jungen schicken ihn schließlich zu einem Psychologen. Durch seine offene und ehrliche Art gelingt es Dr. King, Donalds Vertrauen zu gewinnen und ihm neuen Lebensmut zu geben. Kurz darauf verliebt der Teenager sich in seine neue Mitschülerin Shelly. Ungeachtet seiner Krankheit und der Bedenken seiner Eltern beschließt er, die wenige Zeit, die ihm noch bleibt, zu nutzen, und Shellys Herz zu erobern.
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Renata und James Clarke sind nicht eben begeistert von den bildnerischen Fähigkeiten ihres Sohnes Donald (der 20-jährige Thomas Brodie-Sangster begeistert mit einer ganz selbstverständlichen Einfühlung). Der sich nicht mit der Spraydose, sondern mit Filzstift und Marker in eine von Comic-Figuren bevölkerte eigene Phantasie-Welt flüchtet, nachdem die reale für den 15-Jährigen keine Bedeutung hat – als Krebspatient.
Auch Donald träumt von spannenden Abenteuern jenseits des Schulunterrichts, vom ersten Sex mit einer superschlanken, vollbusigen Traumfrau, aber auch von der großen romantischen Liebe. Doch wie soll das gehen mit einer Freundin, ohne ein einziges Haar auf dem Kopf und an seinem Körper? Er muss sich regelmäßig „verstrahlen“ lassen, fehlt daher häufig im Unterricht. So imaginiert er sein muskulöses Alter Ego im Kampf mit seinem Todfeind, dem grauenhaften „Glove“ und dessen verführerischer Gehilfin im sexy Outfit einer Krankenschwester, „Nursey Worsey“. Und hält mit seinen Geschöpfen so intensiv Zwiesprache, dass sich die Wirklichkeitsebenen verschieben – und das zunehmend nicht nur in nächtlichen Alpträumen
Donald spielt freilich nicht nur in der Phantasie, in seinen Zeichnungen, mit dem Tod: Er ist es leid, immer neue medizinische Torturen ertragen zu müssen, von Therapeut zu Therapeut weitergereicht zu werden. Weshalb er auch Dr. Adrian King zunächst als „Dr. Tod“ verspottet und ablehnt – und weiterhin auf Bahngleisen und Autobahnbrücken balanciert. Später, als er Vertrauen gefasst hat zum kunstsinnigen, unorthodoxen und letztlich selbst vom Tod seiner Gattin traumatisierten Adrian, der ihm mit entwaffnender Offenheit und Ehrlichkeit begegnet und ihn endlich wie einen Erwachsenen behandelt, offenbart er den wahren Grund für seine halsbrecherischen Aktionen: Donald will ein einziges Mal selbst bestimmen über sein Leben.
Und vorher noch ein wenig Spaß haben vor dem Abgang: Schon prangt ein gelungen-anzügliches Prachtweib auf der Schulaula-Scheibe. Was beim Rektor wie bei seinen Eltern das Fass zum Überlaufen bringt: Donald müsse doch aus den, wenn auch nur geringen medizinischen Fortschritten neue Kraft zum Überleben generieren. Doch der zuckt nur mit den Schultern. Als am anderen Tag mit der attraktiven Shelly (die junge Britin Aisling Lofthus gewann mit „Jade“ auf der Berlinale 2009 den Silbernen Bären) das coolste, weil unorthodoxeste und frechste Mädchen der ganzen Schule an seiner Seite steht, um die Farbreste von der Scheibe zu kratzen, ist es mit dem Schulterzucken aus: Nun wird frisch in die Hände gespuckt, um so manche Baustellen zu beseitigen, auch die am Boot des Therapeuten...
„Am Ende eines viel zu kurzen Tages“ ist die großartige, in vielfacher Hinsicht berührende, aber niemals ins kitschige Melodramatische verfallende, aber leider viel zu kurze Verfilmung des Jugendbuch-Bestsellers „Death of a Superhero“. Es sollten nicht alle inhaltlichen Einzelheiten verraten werden, nur noch soviel: Jessica Schwarz, der deutsche Beitrag auf der Besetzungsliste, spielt die Prostituierte Tanya, die nach dem Willen von Donalds älterem Bruder Jeff und ausdrücklicher Billigung Adrian Kings für ein erstes – und wohl auch letztes – Mal sorgen soll. Es wird eine „Entjungferung“ der besonderen Art – mit Konsequenzen für alle Beteiligten: Donald erobert das Herz des tollsten Mädchens, schenkt seinem Psychologen neuen Lebensmut und lehrt seine Eltern zu begreifen, dass es nicht wichtig ist, wie – und wann - man das Leben verlässt, wenn man es zuvor denn richtig gelebt hat.
Einem neuseeländischen Autor, einem irischen Regisseur, mit Tom Fährmann einem deutschen Bildgestalter und mit Alessandro Cioffi einem Italiener, zuständig für Visual Effects und Animation Supervisor bei der deutschen Firma Trixter, ist das Kunst-Stück gelungen, aus der 2006 erschienenen Coming-of-Age-Geschichte eine so ungewöhnliche wie packende und dabei sehr gleichgewichtige Mischung aus Real- und Animationsfilm zu kreieren. Wobei die Macher von „Heavy Metal 2000“, „X-Men“ und „Captain America“ klassisches Artwork auf die Leinwand gebracht haben: zweidimensionale, handgezeichnete Animation in einer Stil-Kombination aus Freihandzeichnung, Manga und Graffiti. Eine wundervolle Alternative zur Überflutung mit glatten Bildchen aus dem Computer. Die Free-TV-Premiere ist am 25. September 2023 im „Dritten“ des Mitteldeutschen Rundfunks.
Pitt Herrmann