Inhalt
In Los Angeles lernen sich der zutiefst traumatisierte Vietnam-Veteran Paul und die idealistische Missionarstochter Lana kennen. Die beiden sind zwar miteinander verwandt, doch ansonsten scheint sie nicht das Geringste miteinander zu verbinden. Als sie aber Zeuge des Mordes an einem Obdachlosen werden, beschließen sie, dem Fall gemeinsam auf den Grund zu gehen. Ihre Recherchen führen sie auf eine dramatische Reise quer durch Amerika.
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Lana ist eine junge Amerikanerin Mitte zwanzig, die in den letzten zehn Jahren als Tochter eines Missionars in Afrika und im Nahen Osten aufgewachsen ist. Sie kehrt nach langer Zeit in ihr Heimatland USA zurück, wo sie eigentlich das College besuchen will. Stattdessen arbeitet sie schon bald in einer Obdachlosen-Mission in Downtown Los Angeles. Lana ist eine Idealistin auf der Suche nach ihrer Aufgabe in der „neuen“ Welt – und steht mit ihrem sozialen Engagement mehr und mehr im Gegensatz zu den Prinzipien der gegenwärtigen amerikanischen Regierung.
Pauls Einsiedlerdasein wird empfindlich gestört, als Lana in sein Leben tritt. Sie ist seine einzige Verwandte und er als ihr Onkel die einzige Verbindung zur Familie in der ihr fremd gewordenen Heimat. Unwillig akzeptiert Paul ihre Anwesenheit. Die beiden werden zufällig Zeugen eines Mordes an einem Obdachlosen. Gemeinsam, jedoch aus unterschiedlichen Beweggründen, machen sie sich auf die Suche nach den Tätern, die beide quer durch die Vereinigten Staaten führt. Und auf der ihre gegensätzlichen Weltanschauungen hart aufeinanderprallen.
„Land of Plenty“, gedreht von Franz Lustig mit einer digitalen Handkamera, ist ein Film, der gerade richtig zur 2004 bevorstehenden Präsidentenwahl in den USA und der damit verbundenen stärkeren Beschäftigung des „alten“ Europa mit dem „neuen“ Amerika herausgekommen ist. Wim Wenders hat das gegenwärtige Land der Bushs und Kerrys aus seiner, aus der europäischen Sicht porträtiert, weshalb sich seine vergleichsweise distanzierte Sicht wohltuend unterscheidet von anderen, auch hierzulande enorm populären (Wahlkampf-) Streifen US-amerikanischer Filmemacher („Fahrenheit 9/11“).
„Land of Plenty“ zeigt binnen 123 Minuten dennoch ganz ungeschminkt den scharfen Gegensatz von Armut und Reichtum, den Anti-Terror-Patriotismus, der auch in einer breiten Zustimmung für den Irak-Krieg aus allen politischen Lagern zum Ausdruck kommt, die in allen Schichten grassierende, sich bisweilen zur Paranoia steigernde Angst. Das Europäische an diesem bemerkenswerten, sehr persönlichen Wim Wenders-Film ist die Geschichte, die im Mittelpunkt steht, und die Hoffnung auf ein „neues“ Amerika zulässt oder gar erneut weckt: Die Geschichte zweier so unterschiedlicher Menschen, hier der vom Dschungelkrieg in Vietnam physisch wie psychisch zerstörte Patriot, dort die hoffungsvoll-idealistische Weltbürgerin, stehen für die immer noch vorhandenen unbegrenzten Möglichkeiten, die die einzig noch verbliebene Weltmacht USA in sich trägt. Und Wim Wenders macht deutlich, dass es nicht „die Amerikaner“ sind, die diese Chancen leichtfertig aufs Spiel setzen, sondern die, die seinerzeit in Washington am Hebel der Macht saßen.
Pitt Herrmann