Im Glück (Neger)
Vor sieben Jahren hat der Film- und Theatermacher Thomas Heise mit fünf Jugendlichen am Berliner "theater 89" Heiner Müllers Stück "Anatomie Titus Fall of Rome" inszeniert. In unregelmäßigen Abständen forderte Heise die Protagonisten von damals noch einmal auf, sich vor der Kamera in ihrem Alltag in Szene zu setzen, sich selbst zu filmen, Lebensentwürfe zu formulieren. Die Auskünfte sind fragmentarisch, die Bildmontage wirkt willkürlich. Keine Lebenslinie kann sich hier durchziehen, keine filmische Erzählachse verbindet die Sprechenden, keine Konstruktion soll Kausalitäten suggerieren.
Und es kann passieren, dass einer zehn Minuten lang mit dem eigenen Text kämpft. Wie Sven. Mit seiner abgebrochenen Lehre, seiner Zeit bei der Marine, seiner unehrenhaften Entlassung, seinen gescheiterten Beziehungen steht er im Zentrum der Langzeitbeobachtung. Er ist 22 und weiß: "Es gibt einfach nichts, was jetzt noch kommt." – "Ich bin ein Neger" hat Heiner Müller sein eigenes Außenseitertum bei der Büchnerpreis-Verleihung 1985 umschrieben – mit Blick auf Shakespeares "Othello", aber auch auf Herbert Achternbusch und Brecht, die ihm das vormachten. Es ist eine der wenigen Referenzen, die sich Heises ästhetisch kompromissloses Porträt einer richtungslosen Gegenwart, das zugleich auch eine mutige Selbstbefragung als Dokumentarist darstellt, erlaubt.
Quelle: Birgit Glombitza: "Deutschland, revisited II". (Katalog zur gleichnamigen Filmreihe im Kommunalen Kino Metropolis September 2007). Hamburg: Kinemathek Hamburg e.V., 2007.
Credits
Regie
Drehbuch
Schnitt
Musik
Produktionsfirma
Produzent
Alle Credits
Regie
Drehbuch
Schnitt
Musik
Produktionsfirma
in Co-Produktion mit
Produzent
Erstverleih
Dreharbeiten
- Berlin, Riesa, Stralsund
Uraufführung (DE): 16.03.2006, Berlin, Volksbühne;
Aufführung (DE): 06.05.2006, Schwerin, Filmkunstfest
Titles
- Originaltitel (DE) Im Glück (Neger)
Versions
Original
Uraufführung (DE): 16.03.2006, Berlin, Volksbühne;
Aufführung (DE): 06.05.2006, Schwerin, Filmkunstfest