Martin Kirchberger
Martin Kirchberger wurde am 4. April 1960 in Rüsselsheim geboren. Er studierte an der Hochschule für Gestaltung Offenbach (HfG), wo er sich auf die Schwerpunkte Fotografie und Film konzentrierte. In seiner Geburtsstadt avancierte er bald zu einer zentralen Figur der lokalen Kunst-und Kulturszene: Mit Uwe Wenzel gehörte er zu den Gründern der Rüsselsheimer Künstlergruppe "Wendemaler"; außerdem war er Schlagzeuger in der Band "Kapitän Rüssel". Vor allem aber gründete Kirchberger 1988 mit Ralf Malwitz und Klaus Stieglitz die Produktionsfirma Cinema-Concetta, mit der das Trio satirische Kurzfilme (vor allem Pseudo-Dokumentarfilme) realisierte. So etwa über einen Südtiroler Bauern, der Salatgurken im Schnee sticht ("Schgaguler", 1988), oder über einen Masseur, der anhand der Verspannungen spürt, woher ein Patient kommt ("Frankfurt fühlen", 1990).
Am 22. Dezember 1991 kam es während der Dreharbeiten zu dem Kurzfilm "Bunkerlow", über eine groteske Kaffeefahrt in einem Flugzeug, zu einem tragischen Unglück: Abgelenkt durch die Filmcrew, verflog sich der steuernde Co-Pilot im Odenwald; bei schlechter Sicht kollidierte die Maschine schließlich mit dem Berg Hoher Nistler. Es gab 28 Tote, darunter Kirchberger, Malwitz und Stieglitz, sowie drei Schwerverletzte und einen Leichtverletzten.
Zum Gedenken an Kirchberger und sein Team wurde im Oktober 1992 die Cinema Concetta Filmförderung gegründet. Mit ihr wurde "Bunkerlow" von Karin Malwitz, Renate Merck und Thomas Frickel (Produktion) fertiggestellt. Die Premiere fand 1993 beim NoBudget Kurzfilmfestival in Hamburg statt. 1994 rief die Cinema Concetta Filmförderung zudem die Rüsselsheimer Filmtage ins Leben, ein zweitägiges satirisches Kurzfilmfestival. Rund 25 Jahre nach dem Unglück widmete der Filmemacher Thomas Frickel seinem Freund Kirchberger und den anderen Opfern des Unglücks den Dokumentarfilm "Wunder der Wirklichkeit" (2015-2017), der mit dem Hessischen Filmpreis ausgezeichnet wurde und im Mai 2018 in die Kinos kam.