Sigrid Marquardt
Sigrid Marquardt wurde am 10. November 1924 in Schlesien geboren, von wo sie 1945 flüchten musste. Sie ließ sich in Bayern nieder, wo sie zunächst als Deutschlehrerin für Soldatenfrauen arbeitete. Ihr Schauspieldebüt gab sie in einem Einzimmer-Theater, das bunte Abende für Soldaten veranstaltete. Bald erhielt sie Engagements an größeren Bühnen, bevor sie 1955 ans Wiener Burgtheater kam. Dort wirkte sie über 30 Jahre hinweg in dutzenden Inszenierungen mit. So spielte sie unter anderem die Hippolyta in Shakespeares "Ein Sommernachtstraum" und Celia Peachum in Brechts "Dreigroschenoper". Eine besondere Ehre wurde ihr zuteil, als sie 1960 bei den ersten Salzburger Festspielen nach dem Zweiten Weltkrieg die Buhlschaft im "Jedermann" verkörperte. Nach ihrem Ausscheiden am Burgtheater 1986 stand Marquardt noch bis ins hohe Alter am Theater an der Josefstadt auf der Bühne.
Neben ihrem umfangreichen Theaterschaffen wirkte Sigrid Marquardt gelegentlich auch in Kino- und Fernsehproduktionen mit. So gehörte sie zum Ensemble von Wolfgang Glücks Kriminaldrama "Gefährdete Mädchen" (1958) und gab eine Zirkusdirektorin in Arthur Maria Rabenalts Artistendrama "Geliebte Bestie" (AT 1959). Sie spielte die Titelrolle in der W.-Sommerset-Maugham-Verfilmung "Caroline" (1966, TV) und war in der TV-Märchenverfilmung "Die verzauberten Brüder" (AT 1977) die Mutter der beiden jungen Protagonisten. Für die Episode "Was geschah mit Vera Z." (2007) aus der Krimiserie "SOKO Kitzbühel" schlüpfte sie in die Rolle einer vermögenden Witwe, die Opfer eines Verbrechens wird.
Danach dauerte es fast zehn Jahre, bis Marquardt wieder vor die Kamera trat: In Chris Kraus' "Die Blumen von gestern" (2016) verkörperte sie eine Holocaust-Überlebende, die als Rednerin bei einem Auschwitz-Kongress auftreten soll. Die Uraufführung des Films im Oktober 2016 erlebte Sigrid Marquardt nicht mehr. Sie verstarb am 30. August 2016 im Alter von 91 Jahren im Hilde-Wagener-Künstlerheim bei Wien. Für ihre Leistung in "Die Blumen von gestern" wurde sie 2017 posthum für den Deutschen Filmpreis als Beste Nebendarstellerin nominiert.