Hilmar Hoffmann
Hilmar Hoffmann wird am 25. August 1925 in Bremen als Sohn einer Kaufmannsfamilie geboren. An der Horst-Wessel-Schule in Oberhausen absolviert er 1943 während des Krieges ein Notabitur. Im Jahr darauf gerät er als Fallschirmspringer in allliierte Kriegsgefangenschaft. Während seiner Gefangenschaft macht er ein English-Diploma in Glasgow, Schottland. Dies ermöglicht ihm, nach seiner Heimkehr nach Oberhausen im Jahr 1947 als Dolmetscher zu arbeiten. 1949 ist er Gründungsdirektor des British-Informations-Centers "Die Brücke" in Oberhausen
1951 beginnt Hilmar Hoffmann ein Regiestudium an der Essener Folkwang-Hochschule und übernimmt Regieassistenzen an den Städtischen Bühnen. Im folgenden Jahr wird er mit nur 27 Jahren Gründungsdirektor der Oberhausener Volkshochschule. Daneben beginnt er zahlreiche Initiativen im Kulturbereich.
Unter seiner Ägide werden 1954 die Westdeutschen Kurzfilmtage gegründet, aus denen später die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen hervorgehen. Die Veranstaltung entwickelt sich unter Leitung von Hoffmann und seinem Programmreferenten Will Wehling zum bedeutenden Forum für junge Filmemacher, vor allem für Künstler aus osteuropäischen Staaten, die dort unter dem Motto "Weg zum Nachbarn" vielfach zum ersten Mal im Westen rezipiert werden. Ein weiterer historischer Einschnitt erfolgt 1962, als auf dem Festival mit dem Oberhausener Manifest die künstlerische Aufbruchsphase des Neuen Deutschen Films eingeläutet wird.
Hoffmann, der bis 1970 in der Leitung des Festivals verbleibt, übernimmt 1965 den Posten des Kultur- und Sozialdezernenten der Stadt Oberhausen und setzt sein Bemühen um eine progressive und allen sozialen Schichten zugängliche Kulturarbeit im politischen Rahmen fort.
1970 wird er als Dezernent für Kultur und Freizeit in den Frankfurter Magistrat gewählt, wo er in den folgenden zwei Jahrzehnten etliche überregional wegweisende Projekte realisieren kann. Hoffmann gelingt die Verschränkung von Hoch- und Breitenkultur, er engagiert sich ebenso für populäre Stadtteilkultur wie für eine Stärkung traditioneller Kultureinrichtungen.
In seine Amtszeit fällt die Gründung des Kommunalen Kinos 1972, welches Vorbildcharakter für zahlreiche Einrichtungen im Bundesgebiet hat, die Einrichtung des Kulturzentrums "Mouson-Turm" sowie der großzügige Ausbau der Museenlandschaft beiderseits des Mainufers. Am Sachsenhäuser "Museumsufer" siedelt sich nicht zuletzt auch das Deutsche Filmmuseum Frankfurt an, in welchem auch das Deutsche Filminstitut – DIF zuhause ist.
Aufgrund seiner wegweisenden Initiativen, seiner enormem Leistungen und seines hervorragenden Rufs bleibt der Sozialdemokrat Hoffmann auch im Amt, als die CDU ab 1986 die Frankfurter Stadtregierung stellt. Im Mai 1990 legt Hoffmann seinen Posten als Kulturdezernent wegen eines Dissens mit OB Volker Hauff nieder. Sein vielfältiges Engagement bleibt jedoch ungebrochen. So gründet er unter anderem die "Stiftung Lesen", für die er zunächst als Geschäftsführer und später als Vorstand tätig ist. Ab 1993 ist er Präsident des Goethe-Instituts, das er jedoch 2002 aus Protest gegen umfassende Sparmaßnahmen verlässt.
Hoffmann, der neben seiner kulturpolitischen Arbeit seit den 1960er Jahren als Dozent und Honorarprofessor an zahlreichen Hochschulen unterrichtet – so etwa an der Ruhr-Universität Bochum, der Universität Frankfurt und Marburg sowie den Universitäten Tel Aviv und Jerusalem – konzipiert unter anderem das Kulturprogramm für die Weltausstellung in Hannover im Jahr 2000. Zudem ist er Herausgeber und Autor zahlreicher Bücher. 1991 erscheint "Und die Fahne führt uns in die Ewigkeit: Propaganda im NS-Film", 1996 das Buch "100 Jahre Film" (zusammen mit Wolfram Schütte), 1999 der Band "Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten", in dem Hoffmann seine Erinnerungen an entscheidende Begegnungen und Phasen seiner langjährigen Tätigkeit präsentiert.
Auch jenseits seines Amts als Kulturdezernet ist Hoffmann dem Kulturschaffen in Deutschland in vielfältiger Weise verbunden. Er ist Vorsitzender des Programmbeirats des Fernsehsenders RTL (1990-2012) sowie ab 1982 Vorsitzender des Verwaltungsrats im Deutschen Filminstitut - DIF. In dieser Funktion fördert er die 2006 erfolgte Integration des vormals städtischen Filmmuseums in das Filminstitut. Auch nach der Fusion beider Institutionen bleibt er Vorsitzender des Verwaltungsrats. Von 2001 bis 2013 ist er zudem Schirmherr des Festivals des mittel- und osteuropäischen Films "goEast", welches vom DIF in Wiesbaden veranstaltet wird. Bis zum Schluss bleibt der filmhistorisch versierte Hoffmann dem Haus eng verbunden. Seine Programmatik, im Kino über das Kino aufzuklären, hat bis heute nichts von ihrer Aktualität eingebüßt.
Hoffmann, der sich stets für die Demokratisierung und den Ausbau der Kulturlandschaft in Deutschland einsetzt, erhält über die Jahre zahlreiche Auszeichnungen. Zu den wichtigsten Ehrungen gehören das Bundesfilmband in Gold (1976), der französische Chevalier de l’ordre des Arts et des Lettres (1985), die Goethe-Plakette des Landes Hessen (1985), das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern (1990), der Presidents Award der Universität Tel Aviv (1995), das Große Ehrenzeichen für die Verdienste um die Republik Österreich (2002) und der Hessische Kulturpreis (2013).
Bis ins hohe Alter bleibt Hilmar Hoffmann aktiv, sei es als Vorsitzender der Hessischen Kultur-Kommission (2004-2005), als Verwaltungsratsvorsitzender des fusionierten Deutschen Filminstituts/Deutsches Filmmuseums oder als Autor. Im Januar 2018 erscheint sein letztes Buch: "Generation Hitlerjugend: Reflexion einer Verführung", in dem er sich mit seiner eigenen Historie in Nazi-Deutschland auseinandersetzt.
Am 1. Juni 2018 stirbt Hilmar Hoffmann in Frankfurt am Main, wo er bis zuletzt gelebt hatte.