Karl Heinzius
Biographische Skizze
Carl ( oder Karl ) Heinzius, dessen Lebensdaten unbekannt sind (ca. 1875 - ca. 1940), hieß mit bürgerlichem Namen Heinrich Dinghaus und stammte vermutlich aus dem Hannoverschen. Im Januar 1919 feierte er sein 30-jähriges Bühnenjubiläum, zu diesem Zeitpunkt als künstlerischer Leiter des Cabarets "Braunes Diele" in der Alexanderstraße 55 am Berliner Alexanderplatz tätig (laut Bericht des "Organ der Varieté-Welt"). Bereits vom 28. März 1918 datiert ein handschriftlich seinem "hochverehrten Herrn Direktor Alex Braune" gewidmetes Szenenfoto aus einem seiner Stummfilme (wahrscheinlich "Über den Wolken"), auf dem er sich selbst als "getreuen Mitarbeiter" und "Art Leiter" bezeichnet. Ein Werbeplakat des Cabarets "Braunes Diele" aus dieser Zeit kündigt das Programm "Hartley der Groteske" an, wobei das zeichnerische Konterfei des "Grotesken" unverkennbar die Züge Carl Heinzius' zeigt. "Direktion: Karl Heinzius" ist auf dem Plakat zu lesen.
Abwechselnd erwähnen Berliner Adressbücher Carl Heinzius seit dem Jahr 1909 teils unter seinem Künstlernamen, seinem bürgerlichen Namen oder einer Kombination aus beiden als Rezitator, als Vortragskünstler, auch als Gastwirt (1915) und Kabarettunternehmer (1918) bzw. Kabarettdirektor (1920). Den Ausflug in die Gastronomie wagte er mit einem Partner namens Max Rohmer. In Berlin W 57, in der Bülowstraße 85, war er Inhaber des Gasthauses "Zum Bergschloß". Heinzius wohnte laut dem jährlich erscheinenden Berliner Adressbuch seit 1909 in Berlin-Pankow in der Berliner Straße 53/54.
Seit dem Jahr 1923 wird Carl Heinzius-Dinghaus, später nur noch unter dem bürgerlichen Namen Dinghaus als Kaufmann oder Fabrikant geführt. Er hatte dem Film, dem Varieté und dem Kabarett den Rücken gekehrt und produzierte und vertrieb pharmazeutische Präparate homöopathischer Art. Vermutlich war er Mitinhaber der in Pankow ansässigen Firma FIDES, die im Jahr 1934 die Produktgruppe der "Homobione" auf den Markt brachte, dessen Markenschutz erst 2004 endete. Aus dem Jahr 1938 ist eine Broschüre "Was sind Homobione und wie können sie therapeutisch verwendet werden?" des Autors Herbert Heinzius-Dinghaus belegt. War es sein Sohn?
Noch bis 1943, dem letzten Erscheinungsjahr, führt das Adressbuch einen H. Dinghaus (Fabrikant) unter der altbekannten Adresse. Den freundschaftlichen Umgang mit Alex Braune, dem früheren Inhaber von "Braunes Diele", unterhielt Carl Heinzius zumindest bis in die 30er Jahre. Fotos, die die beiden gealterten Männer bzw. Carl Heinzius und Braunes Schwiegertochter zeigen, sind überliefert.
Quelle und ©: Marianne Klotz / Frank Zornow