Hans Fischerkoesen
Hans Fischer wurde geboren am 18. Mai 1896 in Bad Kösen, nannte sich später nach seinem Geburtsort Fischer-Kösen, auch in den Schreibweisen Fischerkösen und Fischerkoesen. In einer fünf Jahrzehnte währenden Karriere schuf er als Zeichner und Trickfilmproduzent Hunderte originelle Zeichentrick-Kurzfilme, hauptsächlich für die Werbung. Er wurde oft "der deutsche Walt Disney“ genannt.
Im Ersten Weltkrieg wurde Fischerkoesen aus gesundheitlichen Gründen nur zum Garnisonsdienst in Berlin eingezogen und konnte zur gleichen Zeit die dortige Kunstgewerbeschule besuchen. 1919/20 entstand sein erster kurzer Trickfilm, 1921 gründete er seine erste eigene Produktionsfirma, begann im selben Jahr seine Zusammenarbeit mit dem Produzenten Julius Pinschewer, bei dem z.B. auch Walther Ruttmann, Hans Richter und Lotte Reiniger beschäftigt waren.
Durch seinen eigenen unverwechselbaren Stil wurde Fischerkoesens Name zu einer Marke für flotte Zeichentrick-Werbefilme, die Alltagssituationen schildern, mit surrealen Elementen, pfiffigen Pointen und gereimten Texten voller Sprachwitz, die sich stilistisch an Wilhelm Busch anlehnten. Am Ende wurden Verbrauchsprodukte wie Zigaretten, Glühlampen usw. beworben. Gelegentlich trug Fischerkoesen auch Zeichentricksequenzen zu Dokumentar- und Kulturfilmen bei, z.B. den "Ufa-Ton-Lehrfilm für jeden Kraftfahrer“, "Der gläserne Motor“ (1931) und Walther Ruttmanns Dokumentationen "Schiff in Not“ (1936) und "Im Zeichen des Vertrauens“ (1938).
Ab 1930 arbeitete Fischerkoesen ausschließlich für die Ufa, fortan im Tonfilm und kurz darauf in Farbe. 1938 verlegte er den Sitz seines Ateliers von Leipzig nach Potsdam, mit Anschluss an die Filmstudios in Babelsberg und Tempelhof. Anders als viele seiner Kollegen, die ins Exil gingen, blieb Fischerkoesen im nationalsozialistischen Deutschland, wo die Ufa versuchte, den Filmen Disneys und anderer amerikanischer Trickfilmer nachzueifern. Fischerkoesens Filme blieben jedoch stets liebevolle Alltagsgeschichten ohne NS-Symbolik, Kriegspropaganda oder rassistische Hetze. 1943/44 drehte er für die Deutsche Wochenschau GmbH drei kurze Märchenfilme: "Verwitterte Melodie“, "Der Schneemann“ (beide 1943) und "Das dumme Gänslein“ (1944), für die er nach dem Vorbild von Disneys Multiplan-Kamera ein eigenes Gerät baut, um Tiefenschärfe in verschiedenen Ebenen darzustellen.
Nach dem Krieg wurde Fischerkoesen von der sowjetischen Besatzungsmacht in Sachsenhausen interniert, 1948 entlassen, ohne dass ihm Mitgliedschaft in NS-Organisationen nachgewiesen werden konnte. Fischerkoesen zog in die französische Besatzungszone ins Rheinland und baute eine neue Firma mit Sitz Remagen, später Bad Godesberg auf. Zum Teil mit seinen alten Mitarbeitern drehte er wieder virtuose Werbefilme für Kino und später das Fernsehen, arbeitete an neuen Animationsverfahren, trat in Kombination von Trick- und Realfilm gelegentlich auch selbst als stummer Darsteller auf ("Da ist alles drin“, 1954).
1957 entwarf Fischerkoesen als Maskottchen fürs Werbeprogramm des Hessischen Rundfunks die Zeichentrickfigur "Onkel Otto“, 1959 für den NDR das "Sehpferdchen“, 1962 fürs ZDF "Die Bildschirmlinge“ (die zugunsten von Wolf Gerlachs "Mainzelmännchen“ fallengelassen wurden). 1969 übernahm sein Sohn Hans seine Trickfilmfirma, die bis 1999 computeranimierte Wissenschafts- und Medizinfilme produzierte.
Hans Fischerkoesen starb am 25. April 1973 in Bad Godesberg.