Robert Bramkamp
Robert Bramkamp, 1961 geboren, studierte in Münster Germanistik und Film. Seit Mitte der 1980er Jahre dreht Bramkamp unkonventionelle Filme, die sich zwischen Dokumentation, Essay und Spielfilm bewegen. Sein erster Langspielfilm "Gelbe Sorte" (1987) beschreibt den Kampf eines westfälischen Jungbauern um sein berufliches Überleben. Zwischen diese Geschichte eines raffinierten Subventionsbetrugs schneidet Bramkamp Bilder der chinesischen Kulturrevolution: "Man muß das banale Scheitern dem Zugriff der Betroffenheit entziehen und solange geografisch oder historisch verschieben, bis es in einer neuen Konstellation brisant wird" (Bramkamp).
"Der Himmel der Helden" (1987) erzählt von der Rettung eines US-Astronauten durch eine russische Kosmonautin, die ihn vom Mond zurückholt, während der reale christlich fundamentalistische Apollo-Astronaut James Irving in Bielefeld als Prediger auftritt. "Die Eroberung der Mitte" (1995) stellt eine filmische Auseinandersetzung mit dem Psychoboom dar.
Die experimentelle Film-Collage "Prüfstand 7" (2001) spürt der ersten "V2"-Rakete, der angeblichen "Wunderwaffe" der Nazis, nach. Fiktive Teile des Films verwenden Motive von Thomas Pynchons Roman "Die Enden der Parabel". – "Bramkamps Film ist vieles in einem: ein großartiger Bilderpool zu Zusammenhängen zwischen Hightech und Holocaust, zwischen Furcht vor dem Sterbenmüssen, Unsterblichkeitswunsch und Todessehnsucht; ein Film der eine radikale Kritik daran ist, wie Geschichte in Kino, TV, Feuilleton aufbereitet wird und der zugleich selber eine umfassende Konzeption von Geschichte ist." (Michael Girke)
Der Film "Der Bootgott vom Seesportclub - Die 100 ME" von 2005, in dem der ABMer Enki (Steffen Scheumann) göttliche Seiten an sich entdeckt, wurde von Bramkamp gemeinsam mit der Künstlerin Susanne Weirich parallel als ein Netzwerkprojekt im Internet angelegt.
Neben seiner Filmarbeit lehrte Bramkamp 1996 am Pasadena Art Center (Los Angeles) und war von 1998 bis 2006 Dozent an der Hochschule für Film und Fernsehen 'Konrad Wolf' in Potsdam-Babelsberg. 2008 wurde er Professor für Experimentellen Film an der Hamburger Hochschule für bildende Künste (HfbK), wo er 2013 den filmpolitischen Kongress "Offensiv Experimentell" organisierte.
Zusammen mit der Künstlerin Susanne Weirich, mit der er bereits seit 1998 regelmäßig zusammenarbeitet, realisierte er zwischen 2010 und 2013 den Science-Fiction-Kinofilm "Art Girls". Darin entdecken und erleben drei Berliner Künstlerinnen als erste die Symptome einer neu entstehenden "kollektiven menschlichen Intelligenz". "Art Girls" lief auf mehreren internationalen Festivals und wurde unter anderem beim Chennai International Film Festival (Indien) mit dem Preis der Jury ausgezeichnet. Der deutsche Kinostart erfolgte im April 2015. Daneben wurde "Art Girls" zur Grundlage einer 32-teiligen Video-Lecture zum Thema "Innovative Filme Machen" für die Online-Bildungsplattform Iversity, die für die Hamburg Open Online University zwei Jahre später weiterentwickelt wurde. In diesem Zusammenhang realisierte Bramkamp mit Studierenden der HfbK den filmpolitischen Kollektivfilm "Dazu den Satan zwingen" (2015-2017).
In gemeinsamer Regie mit Susanne Weirich begann er 2020 mit den Dreharbeiten für den Dokumentarfilm "Die Ausstattung der Welt", über die alltägliche Arbeit in drei sehr großen, aber sehr unterschiedlichen Requisitenhäusern. Der Film feierte im Deutschen Wettbewerb des Festivals DOK Leipzig 2023 Weltpremiere. Der Kinostart erfolgte im Januar 2024.
Bramkamp ist neben seiner Lehrtätigkeit auch Mitglied der Deutschen Filmakademie und Mitglied im Kuratorium des Bundesverbandes kommunale Filmarbeit.