Sylvie Michel
Sylvie Michel wurde 1962 in Südfrankreich geboren und wuchs in Paris auf. Ab 1982 lebte sie wechselweise in Berlin, New York und Los Angeles. Sie studierte englische Linguistik an der Technischen Universität Berlin und absolvierte ein Auslandssemester an der University of California Los Angeles (UCLA).
Ihr Regiedebüt gab Michel 1994 mit dem zehnminütigen Kurzfilm "Gewalt der Angst", der während seiner Entstehung für mediales Aufsehen sorgte, weil die Berliner Verkehrsbetriebe dem Team aus Imagegründen die Drehgenehmigung für eine Szene entzogen, in der Skinheads in einer Berliner U-Bahn Angst und Schrecken verbreiten (die Szene wurde stattdessen in Prag gedreht). Michels zweiter Kurzfilm "Stand Back" (1994) wurde im Panorama der Berlinale 1995 uraufgeführt und lief auf weiteren internationalen Festivals, darunter dem Toronto International Film Festival.
Weitere praktische Erfahrungen sammelte sie als Regieassistentin bei Régis Wargnier ("Eine französische Frau", FR/UK/DE 1995) und Chantal Akerman ("Eine Couch in New York", FR/DE/BE 1996) sowie als Script Supervisor u.a. bei Filmen von Mika Kaurismäki ("L.A. Without A Map", FR/UK/FL 1998) und Wim Wenders (u.a. "The Million Dollar Hotel", DE/US 2000; "Palermo Shooting", DE/IT/FR 2008).
Daneben realisierte Michel zwei eigene Kurzfilme: Der 18-minütige "A Day in the Country" (2007), über eine 12-jährige, die mit ihren jüngeren Geschwistern vor den streitenden Eltern flüchtet, wurde auf dem Locarno Film Festival uraufgeführt; "Lost Dog" (2009), über Teenager in der Berliner Gropiusstadt, die während eines aggressiven Streits mit einem schwarzen Hund konfrontiert werden, lief ebenfalls in Locarno und auf weiteren Festivals.
2012 feierte Sylvie Michels Langfilmdebüt, das Ehedrama "Die feinen Unterschiede", auf dem Filmfest München Premiere; weitere Festivalaufführungen, unter anderem in Toronto und Thessaloniki, folgten. Der reguläre Kinostart fand im März 2013 statt. Im selben Jahr veranstaltete Michel in Marseille einen vom Goethe-Institut initiierten Filmworkshop mit Jugendlichen aus Deutschland, Frankreich und der Türkei. Auch in den folgenden Jahren hielt sie Workshops mit jungen Filmemacher*innen im Bereich Regie und Script Continuity ab. Bei Rafi Pitts' an der amerikanisch-mexikanischen Grenze spielendem Jugenddrama "Soy Nero" (DE/FR/MX 2016) fungierte sie als Script Doctor.
Beim Filmfest München 2023 präsentierte Sylvie Michels ihren zweiten Spielfilm, das tragikomische Roadmovie "More than Strangers" (DE/GR) über die Konflikte einer Fahrgemeinschaft von Berlin nach Paris. Sie wurde in München mit dem Förderpreis Neues Deutsches Kino für die Beste Regie ausgezeichnet. 2024 folgte der SI STAR Filmpreis - Förderpreis für herausragende Leistungen von Filmemacherinnen. Im August 2024 startete "More than Strangers" in den deutschen Kinos.