Franz Josef Gottlieb
Franz Josef Gottlieb, 1930 im niederösterreichischen Semmering geboren, absolvierte ein Studium an der Wiener Akademie für Musik und darstellende Kunst, das er 1953 als Diplomregisseur abschloss. Nach mehreren Assistenzen u.a. bei "Die Wirtin zur Goldenen Krone" (1955) und "Wo die Lerche singt" (1956) drehte er seine ersten eigenen Regiearbeiten "Meine Nichte tut das nicht" (1960), "Saison in Salzburg" (1961) und "Die Försterchristel" (1962).
In seinem quantitativ eindrucksvollen Werk ist alles enthalten, was für das deutsche Kino insbesondere der frühen 1960er Jahre kommerziellen Erfolg, aber auch die erbitterte Gegnerschaft progressiv orientierter Kritiker und Nachwuchsregisseure bedeutete. Der Erfolg war meist serieller Natur: Gottlieb partizipierte an der beliebten Edgar-Wallace-Reihe ("Der schwarze Abt" 1963, "Die Gruft mit dem Rätselschloss" 1964) ebenso wie an der Welle von Karl-May-Adaptionen ("Im Reiche des silbernen Löwen" und "Durchs wilde Kurdistan" 1965). Auch Ausflüge in den sogenannten Aufklärungsfilm ("Oswalt Kolle: das Wunder der Liebe" 1967/1968, "Liebesspiele junger Mädchen – muntere Pärchen packen aus" 1972) und die Jodel-Sexklamotte ("Auf der Alm, da gibt"s koa Sünd" 1974) ließ er nicht aus.
In den 1970er Jahren kreierte er eine eigene Kino-Reihe, die "Tolle Tanten"-Filme mit Rudi Carrell und Ilja Richter ("Wenn die tollen Tanten kommen" 1970, "Tante Trude aus Buxtehude" und "Die tollen Tanten schlagen zu" 1971). Auch den 1980er Jahren bescherte er mit zeittypischem Humor eine ihrer erfolgreichsten Kinokomödien: "Zärtliche Chaoten" (1987) mit Thomas Gottschalk und Helmut Fischer. Zur gleichen Zeit begann er vermehrt für Fernsehen zu arbeiten und wurde einer der produktivsten Regisseure von Serienepisoden, u.a. bei "Der Landarzt", "Dr. Stefan Frank – der Arzt dem die Frauen vertrauen" oder "Unser Charly". Action, Softerotik und Klamauk reduzierte er wieder und knüpfte eher an seine frühe Nähe zum schlichten Heimat- und Familienfilm an. In einem ZDF-Interview bekundete er, dass ihm ein wenig "heile Welt" im Kontrast zu "Blut und Brutalität" durchaus Freude bereite.
Franz-Josef Gottlieb war zwölf Jahre mit der Schauspielerin Doris Kirchner verheiratet, dann 32 Jahre mit Elisabeth Krogh-Gottlieb. Beide sind auch in Filmen von Gottlieb zu sehen. Die Tochter Viktoria Gottlieb aus der zweiten Ehe wurde ebenfalls Schauspielerin.
Franz Joseph Gottlieb starb am 23. Juli 2006 in Verden an der Aller.