István Szabó
István Szabó, der später zu den renommiertesten und bekanntesten Regisseur*innen seines Landes mit internationalem Renommee zählen sollte, wurde am 18. Februar 1938 in Budapest, Ungarn, geboren. Nach anfänglicher Tätigkeit als Radioreporter nahm er 1956 ein Regie-Studium an der Universität für Theater und Filmkunst Budapest auf. Bereits sein während des Studiums entstandener Kurzfilm "Konzert" verschaffte ihm 1961 internationale Aufmerksamkeit und wurde für den Oscar nominiert. Drei Jahre später, nach der Erstellung diverser preisgekrönter Kurzfilme, wurde "Alter der Träumerei", Szabós Debüt als Langfilmregisseur, in Locarno uraufgeführt. Wie bei vielen seiner späteren Filme war er auch bei seinem Debüt für das Drehbuch verantwortlich. Zudem thematisierte er bereits hier - wie auch in folgenden Werken - die Verflechtung von Traum und Wirklichkeit unter Einbeziehung surrealer Elemente.
Nachdem Szabó in den 1960er und 1970er Jahren mit seinen bis dahin eher unkonventionellen Filmen in Ungarn Erfolge feiern konnte, begann er ab 1979 verstärkt in Westeuropa zu arbeiten, wobei die meisten seiner Filme als internationale Koproduktionen entstanden und in verschiedenen Sprachen gedreht wurden. Den Grundstein für seine international finanzierten Filme legte er 1980 mit der deutschen Produktion "Der grüne Vogel", die Hannelore Elsner im Zentrum einer Liebesgeschichte zeigt, die im Kalten Krieg 1968 auf dem Höhepunkt der europäischen Studentenunruhen beginnt.
Die deutsch-ungarische Koproduktion "Mephisto" entstand 1980/81 und bedeutete für Regisseur Szabó und Hauptdarsteller Klaus Maria Brandauer den internationalen Durchbruch. Der Film erhielt mehrere internationale Auszeichnungen, darunter 1982 den Oscar als fremdsprachiger Film. Zu weiteren erfolgreichen Zusammenarbeiten mit Brandauer kam es in den Produktionen "Oberst Redl" (DE AT HU 1984) und "Hanussen" (DE AT HU 1988), der auf deutscher Seite von der CCC-Film unter Artur Brauner und dem ZDF produziert wurde. Auch "Oberst Redl" und "Hanussen" wurden sowohl für den Oscar als bester fremdsprachiger Film als auch für den Golden Globe nominiert und erhielten viele weitere Auszeichnungen.
Seine folgenden Filme "Zauber der Venus" ("Meeting Venus", GB US JP 1991), der im Mikrokosmos einer Operninszenierung das Europa nach dem Zusammenbruch des Kommunismus reflektiert, "Ein Hauch von Sonnenschein" ("Sunshine", HU DE CA AT FR GB US 1999), der mit Ralph Fiennes in der Hauptrolle das Schicksal einer jüdischen Familie durch das 20. Jahrhundert begleitet, "Taking Sides - Der Fall Furtwängler" (FR GB DE AT 2001) über den berühmten Dirigenten und seine Nähe zum Nazi-Regime, und der in der Londoner Theaterszene angesiedelte Spielfilm "Being Julia" (CA HU US GB 2004) mit Annette Bening in der Hauptrolle erhielten allesamt gute bis sehr gute Kritiken und diverse Nominierungen bei Filmpreisen. Wie schon die Trilogie mit Brandauer verhandelten auch diese Filme die Themen Macht und Verführung sowie das Spannungsverhältnis zwischen Gesellschaft und Individuum.
Anfang 2006 geriet Szabó in die Schlagzeilen, nachdem er - unter dem Druck der Öffentlichkeit - zugegeben hatte, in den Jahren 1957 bis 1963 als Spitzel für den ungarischen Geheimdienst tätig gewesen zu sein.
István Szabó hat sich über die Jahre auch immer wieder als Regisseur von Operninszenierungen hervorgetan, darunter "Tannhäuser" an der Opéra de Paris, "Boris Godunow" an der Oper Leipzig und "Il Trovatore" an der Wiener Staatsoper. Darüber hinaus lehrte er als Gastdozent an verschiedenen Filmhochschulen, unter anderem in London, Wien und Berlin.
Die ungarische Produktion "Rokonok" (2006), über einen Generalstaatsanwalt, der in Korruptionsgefahr gerät, wurde lediglich in ihrem Entstehungsland sowie auf einigen Festivals gezeigt. Erst sechs Jahre später legte Szabó seinen nächsten Kinofilm vor: "Hinter der Tür" (DE HU 2012), mit Martina Gedeck und Helen Mirren, erzählt von der ungewöhnlichen Beziehung zwischen einer Schriftstellerin und ihrem Hausmädchen.
Im Jahr 2020, mehr als 30 Jahre nach ihrer letzten Zusammenarbeit, drehte Szabó erneut mit Klaus Maria Brandauer: In der ebenfalls rein ungarischen Produktion "Zárójelentés" ("Abschlussbericht"), die im Frühjahr 2020 in die ungarischen Kinos kam, verkörperte Brandauer einen renommierten Arzt, der in sein Heimatdorf zurückkehrt und dort auf einen Sumpf aus Korruption und Intrigen stößt.