Lotti Huber
Lotti Huber wird als Lotte Goldmann am 16. Oktober 1912 in Kiel als Tochter einer großbürgerlich-jüdischen Kaufmannsfamilie geboren. Sie besucht dort das Lyzeum und macht Abitur. Schon früh begeistert sie sich für Tanz; Isadora Duncan und Mary Wigman sind ihre Vorbilder.
Anfang der dreißiger Jahre zieht sie mit ihrem Freund nach Berlin und Huber beginnt eine Ausbildung in Ausdruckstanz. 1937 wird Hubers Lebensgefährte, der nach den Begriffen der Nationalsozialisten "arisch" ist, nach einer Denunziation wegen "Rassenschande" festgenommen und in der Untersuchungshaft erschossen. Lotti Huber wird ins KZ Mohringen deportiert, dann ins KZ Lichtenburg überstellt. Auf Betreiben ihres Bruders Kurt wird sie Ende 1938 von einer amerikanischen Organisation freigekauft und kann über die Schweiz nach Palästina emigrieren.
Am Konservatorium in Jerusalem studiert sie in den folgenden Jahren Tanz und Pantomime, nebenher verdient sie Geld, indem sie in Nachtclubs tanzt. Als der Krieg vorüber ist, verlässt sie Jerusalem wieder.
Nach dem Tod ihres Mannes schlägt sich Lotti Huber als Werbeverkäuferin für Spirituosen durch, bevor sie sich mit fast 70 Jahren aufmacht, ein Filmstar zu werden. Ihre erste kleine Rolle – als Tänzerin – hat sie in David Hemmings" "Schöner Gigolo, armer Gigolo", es folgen Rollen in Ulrich Schamonis "Das Traumhaus" (1980) und Lothar Lamberts "Die Alptraumfrau" (1981).
Mit "Unsere Leichen leben noch" beginnt 1980 die Zusammenarbeit mit Rosa von Praunheim, mit dem sie auch eine enge Freundschaft verbindet. Sie spielt in den folgenden Jahren zwar auch in Filmen anderer Regisseure, doch berühmt wird sie durch die Paraderollen, die Praunheim ihr gibt, etwa als dekadente Tänzerin Anita Berber in "Anita – Tänze des Lasters" (1987) oder als Lotti Huber höchstpersönlich in "Affengeil" (1990). Die extravagante, energiegeladene und die Grenzen geltender Sitten gerne überschreitende "unwürdige Greisin" erregt auch Aufsehen durch ihre Auftritte auf Kabarettbühnen und in zahlreichen Talkshows. Ihre Autobiografie bringt sie 1990 unter dem Titel "Diese Zitrone hat noch viel Saft" heraus.
Lotti Huber stirbt am 31. Mai 1998 und wird im Beisein von Hunderten von Verwandten, Freunden und Fans auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Charlottenburg beigesetzt.