Herbert Viktor
Herbert Viktor (bürgerlich: Herbert Viktor Schmid) verfolgte in den 1930er Jahren zunächst eine Karriere als Sportler: 1937 wurde er Juniormeister im Eisschnelllauf und gehörte über viele Jahre der deutschen Nationalmannschaft an. Mit dem Zweiten Weltkrieg nahm diese Laufbahn jedoch ein jähes Ende: Viktor wurde zum Kriegsdienst einberufen, geriet in Gefangenschaft und musste sich nach Kriegsende ein neues Arbeitsfeld suchen. Auf Grund seiner Sporterfahrungen und wegen der Betonung seiner angeblich "proletarischen Herkunft" bekam er beim Berliner Rundfunk des sowjetischen Sektors eine Stelle als Sportreporter. Schon bald erweiterte sich sein Betätigungsfeld auf den Kulturbereich: Für die feuilletonistischen Reportagen seines "Theater-, Film- und Funkspiegels" interviewte er bis 1950 rund 3000 Künstler und Kulturschaffende. Mit seiner forschen, mitunter auch respektlosen Art machte Viktor sich gleichwohl nicht nur Freunde – Anfang der 1950er Jahre wurde er vom sowjetischen Kontrolloffizier aus dem Berliner Rundfunk entlassen.
Viktor wechselte zum Fernsehstudio des NWDR, wo er viel beachtete Reportagen zu Sport- und Gesellschaftsthemen realisierte. Wie schon beim Radio kultivierte er dabei einen sehr persönlichen gefärbten und emotionalen Tonfall, womit er sich deutlich von der kühlen Sachlichkeit seiner Kollegen abhob. Er drehte Reportagen und Dokumentationen über Marokko und Ägypten, über das Leben in Tokio und über den Zuckerhut in Rio. Sein Kurz-Dokumentarfilm "Hongkong – Insel im roten Meer" (1957) wurde 1958 mit dem Deutschen Filmpreis in Silber ausgezeichnet.
Herbert Viktors bekanntestes Werk ist bis heute "Paradies und Feuerofen" (1958), ein Dokumentarfilm über das alltägliche Leben im damals noch jungen Staat Israel (die jüngere Geschichte blieb allerdings weitgehend ausgespart). Bei der Berlinale 1959 wurde "Paradies und Feuerofen" mit dem OCIC-Preis und mit dem Jugendfilmpreis ausgezeichnet; beim Deutschen Filmpreis erhielt er das Filmband in Gold als Bester abendfüllender Dokumentarfilm, der Verband der österreichischen Filmjournalisten zeichnete Viktor mit der 'Goldenen Feder' für den Besten Film des Jahres aus.
Viel gelobt wurde auch Viktors Kurz-Dokumentarfilm "Schichten unter der Dunstglocke" (1959), ein filmisches Porträt der Industriestadt Oberhausen, und der lange Dokumentarfilm "Zwei Sonnen über Japan" (1960), über die Japanreise des deutschen Bundeskanzlers Konrad Adenauer. Seinen Traum, einen Spielfilm zu inszenieren, konnte Viktor sich gleichwohl nicht erfüllen: 1961 wurde er nach 13 Drehtagen wegen künstlerischer Differenzen als Regisseur des Kriegsdramas "Der Transport" entlassen und durch Jürgen Roland ersetzt (der fertige Film erhielt mehrere internationale Auszeichnungen). Nach diesem Rückschlag konzentrierte Herbert Viktor sich wieder ganz auf Dokumentarfilme. Bis Ende der 1980er Jahre realisierte er kurze und abendfüllende Reportagen, Dokumentationen und Kulturfilme, so etwa "Asien - Partner des Fortschritts" (1964), "90 Jahre deutscher Geschichte - 90 Jahre Konrad Adenauer" (1966) und "Jugend forscht" (1985). Einige seiner Arbeiten wurden von der Wiesbadener Filmbewertungsstelle mit dem Prädikat "wertvoll" ausgezeichnet. So auch eine seiner letzten Arbeiten: "…Das war's… - 750 Jahre Berlin", eine dreizehnminütige filmische Collage über die 750-Jahr-Feier in Berlin im Jahr 1988.