Christian Wagner
Christian Wagner, geboren am 26. September 1959 in Immenstadt, studiert ab 1981 Germanistik, Theaterwissenschaft und Psychologie in München. Drei Mal bewirbt er sich in dieser Zeit an deutschen Filmhochschulen – und wird stets abgelehnt. Anstatt zu resignieren beschließt Wagner, als Autodidakt Filme zu drehen. 1982 gründet er die "Christian Wagner Filmproduktion", mit der er bis heute all seine Projekte realisiert, inszeniert Kurzfilme und ruft im Jahr 1985 gemeinsam mit anderen Filmschaffenden, darunter Nico Hofmann und Jan Schütte, die unabhängige Verleihkooperative "Der andere Blick" ins Leben.
Nach mehreren kurzen und mittellangen Filmen gibt Wagner 1988 mit dem Spielfilm "Wallers letzter Gang" sein Kinodebüt: Für das melancholisch-poetische Melodram über den letzten Arbeitstag eines Streckengehers bei der Bahn wird er prompt mit dem Bayerischen Filmpreis, dem Preis der Deutschen Filmkritik und dem Bundesfilmpreis in Silber ausgezeichnet. Auch sein zweiter Kinofilm, der unter schwierigen Drehbedingungen im Himalaya realisierte "Transatlantis" (1994), sorgt bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin als offizieller Deutscher Wettbewerbsbeitrag für großes Aufsehen.
Im Rahmen des Episodenfilmprojekts "Die sieben Todsünden" dreht Wagner den 25-minütigen Beitrag "Zita - ein kurzer Film über die Trägheit" (1998), der zugleich den ersten Teil seiner "Balkan Blues Trilogie" bildet. Beim Filmfestival im italienischen Turin wird "Zita" mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet. Fürs Fernsehen dreht er das hoch gelobte Drama "Zehn wahnsinnige Tage" (2000), über einen angehenden Polizisten (Fabian Busch), der durch die Liebe zu einer Inderin mit den Härten der deutschen Asylpraxis konfrontiert wird.
Anschließend realisiert Wagner das vorwiegend mit Laien besetzte Drama "Ghettokids" (2002, TV), über drei griechische Brüder aus einem Münchner Problembezirk. Mit diesem Film und vor allem auch mit "Stille Sehnsucht – Warchild" (2004-2006) festigt Wagner seinen Ruf als Regisseur ebenso eindringlicher wie engagierter Sozialdramen. Für "Warchild", den zweiten Teil seiner "Balkan Blues Trilogie", wird er beim Bayerischen Filmpreis mit einem Spezialpreis geehrt und erhält beim Montréal World Film Festival den Drehbuchpreis. Dazwischen realisiert er die Video-Installation "Nichts und wieder nichts" (2003), eine Kollektion von Bildern und Geschichten aus aller Welt zum Thema "Nichts". Die in N-Form (N für Nichts) aufgebaute Installation aus 24 Monitoren wird als Weltpremiere beim Shanghai Artsalon 2003 präsentiert.
Fürs Fernsehen realisiert Wagner die einstündige Dokumentation "Die Flucht der Frauen" (2007), über drei Frauen, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus ihrer ostpreußischen und schlesischen Heimat flüchten mussten. Leichtere Kost ist das publikumswirksame Fernsehspiel "Hopfensommer" (2011) mit Gaby Dohm und Elmar Wepper, über einen sturen Hopfenbauern, dessen entfremdeter Sohn nach Jahren auf den elterlichen Hof zurückkehrt.
Beim Münchner Filmfest 2014 feiert "Das Ende der Geduld" Premiere. Das sozialkritische TV-Drama basiert auf dem Leben der Jugendrichterin Kirsten Heisig (gespielt von Martina Gedeck), die im Krisenbezirk Berlin-Neukölln tätig war und 2010 mutmaßlich Selbstmord beging. Der emotional intensive Film wird von der Kritik hoch gelobt und erhält den Günter Rohrbach Filmpreis 2015 sowie den Deutschen Schauspielerpreis 2015 (Kategorie: "Starker Auftritt" für Mathilde Bundschuh); Martina Gedeck wird in der Hauptrolle für den Bayerischen Filmpreis und den Deutschen Fernsehpreis nominiert.
Neben seiner Tätigkeit als Produzent, Regisseur und Autor hält Christian Wagner im Lauf der Jahre immer wieder Workshops für Goethe-Institute in aller Welt. Darüber hinaus unterrichtet er als Professor für Regie, Script Development und Schauspiel an der Filmakademie Baden Württemberg in Ludwigsburg.