Matthias Heeder
Matthias Heeder, geboren 1951 in Hamburg, studierte von 1971 bis 1977 Literaturwissenschaft, Geschichte, Politik und Philosophie in Hamburg. Nach dem Staatsexamen folgten von 1977 bis 1979 Studien- und Arbeitsaufenthalt in den USA, Kanada und Südostasien. Zugleich begann Heeder als Journalist für Hörfunk, Fernsehen und Fachpresse zu arbeiten. 1979 gründete er in Hamburg gemeinsam mit Monika Hielscher die Filmproduktion Rhizomfilm. Ab 1981 drehte er eigene Reportagen und Dokumentarfilme, stets in Zusammenarbeit mit Monika Hielscher. Ihr erster abendfüllender Film "Tell a Vision - Privatfernsehen in Italien" (1982) wurde beim Internationalen Filmfestival Mannheim uraufgeführt.
Für verschiedene öffentlich-rechtliche Sender drehten Heeder und Hielscher zahlreiche Dokumentationen und Reportagen, darunter "Ludwigshafen – eine Stadt und ihr Projekt" (1983) über die Einführung des Privatfernsehens in Deutschland, "Wenn alle gehen, dann geh‘ ich auch" (1990) über Siebenbürger Sachsen, und "Der Mann aus dem Westen" (1992) über einen deutschen Aussteiger in Rumänien. Häufig befassten Heeder und Hielscher sich in ihren Filmen mit ausländerfeindlicher Gewalt und mit dem Leben und der gesellschaftlichen Ausgrenzung der Roma. In "Gelem Gelem" (1992) begleiteten sie eine Gruppe heimatloser Roma, die den Teufelskreis von Kriminalisierung, Abschiebung, illegaler Wiedereinreise und erneuter Abschiebung durchbrechen will; "Jorge - Tod eines Vertragsarbeiters" (1994) rekonstruierte den Tod eines Afrikaners, der 1991 in Dresden von Skinheads attackiert wurde; "Romathan - Ein Platz für Menschen" (1999) erzählte vom ersten professionellen Romatheater in der Slowakei. Zu Heeders und Hielschers abendfüllenden Dokumentarfilmen gehört auch "Verschleppt und weggeworfen - Ein Sklave in West Afrika" (2002-2005), der wie die meisten ihrer Dokumentarfilme auf internationalen Festivals zu sehen war.
Für Fernsehsender wie Arte und WDR realisierte das Filmemacher-Duo zahlreiche, thematisch sehr unterschiedliche Reportagen und Dokumentationen. Dazu gehören "Bangkoks krabbelnde Delikatessen" (2007), "Die letzten Kamelkarawanen der Sahara" (2010), ein Porträt des Sängers Frank Schöbel (2010) für die Sendereihe "Höchstpersönlich" und "Money in Minutes - Das große Geschäft mit dem kleinen Geld" (2014).
Neben seiner Tätigkeit als Filmemacher ist Matthias Heeder seit jeher auch in anderen Funktionen aktiv. 1992 wurde er Vorstandsmitglied des Hamburger Filmbüros (1995-98 als Geschäftsführer), wo er unter anderem an der Entwicklung der neuen Filmförderrichtlinien und der Neuorganisation der Hamburger Filmförderung beteiligt war. Zwischen 1993 und 1995 war er geschäftsführende Vorstand des ökologischen Wohnprojekts Osterkirchenviertel in Hamburg. Seit 2003 gehört er zur Auswahlkommission des Festivals DOK-Leipzig und stellte als Kurator mehrere Dokumentarfilmreihen des Festivals zusammen, so etwa über den Arabischen Frühling (2011) und bei Hommagen an die Filmemacher Peter Liechti (2013) und Jon Bang Carlsen (2014).
Heeders und Hielschers eigener Kino-Dokumentarfilm "Pre-Crime" feierte im Frühjahr 2017 beim Filmfestival Hot Docs in Toronto Premiere. Darin geht es um softwarebasierte Formen der Verbrechensprävention, die nach Science Fiction klingen, aber in einigen Ländern schon gängige Praxis sind. "Pre-Crime" lief auf weiteren Festivals in Zürich, Chicago und München. Im Oktober 2017 startete er in den deutschen Kinos.