Sieben Titel des kommenden Forum Expanded-Programms sind bestätigt. Die ausgewählten Arbeiten beleuchten die greifbaren und flüchtigen Effekte von Macht, Trauer und Enteignung. Sie erforschen Höhlen, begeben sich in digitale Ökosysteme und machen sich auf die Suche nach schwer fassbaren Artefakten. Im Zuge ihrer Untersuchungen nehmen sie die Normalisierung soziopolitischer Missstände in den Blick und eröffnen Möglichkeiten des Widerstands.
In "Room 404" von Elysa Wendi und Shing Lee hält ein nicht enden wollender Taifun das Künstler*innenduo in ihrem Hotelzimmer in Hongkong fest. Von der Außenwelt isoliert und berührt von den Protesten in der Stadt beginnen sie, ihre Rolle als Filmemacher*innen in herausfordernden Zeiten zu hinterfragen. Janaina Wagners Film "Quebrante" erkundet die Höhlen, Ruinen und Trugbilder der transamazonischen Fernstraße in Brasilien. Der Film zeigt deren Geister und Gesteine und gräbt sich tief in die Geschichte und Gegenwart des Infrastrukturprojekts ein, das zur Zeit der Militärdiktatur begonnen wurde. In "Here We Are" von Chanasorn Chaikitiporn bekommt eine Haushälterin von ihrer Tochter einen Film zugesandt. Die Archivaufnahmen aus Thailand zur Zeit des Kalten Kriegs lösen in ihr Erinnerungen aus, die sich zu einer persönlichen Geschichte des Landes verweben. Joana Hadjithomas und Khalil Joreige nehmen uns in "Sarcophagus of Drunken Loves" mit ins Nationalmuseum in Beirut. Stromausfälle sind an der Tagesordnung und so müssen sich die Museumsbesucher*innen oft mit den Lampen ihrer Handys behelfen, um die Spuren vergangener Zivilisationen betrachten zu können. Sie wollen sehen, trotz allem.
Für seinen Film "The Perfect Square" arbeitete Gernot Wieland zwölf Jahre lang mit einem Tiertrainer zusammen, der Vögeln das Fliegen in Kreisen oder Quadraten beibrachte. Der Film untersucht, wie ästhetische Normen die westliche Sicht auf die Welt beeinflussen, und warum diese Normen zum Scheitern führen. "O Seeker" von Gavati Wad befasst sich mit Wissenschaft, Politik, Spiritualität und Aberglaube im postpandemischen Indien. Der poetische 16-mm-Film konstruiert ein Puzzle offener Fragen aus Gesprächen über Trauer, Verlust und reale wie eingebildete absurde Ereignisse. Gala Hernández López schließlich entwirft mit "for here am i sitting in a tin can far above the world" eine mögliche Zukunft: Eine Frau träumt von einer zukünftigen Krise des Kryptowährungsmarkts. Tausende haben sich einfrieren lassen und warten auf bessere Zeiten. Befinden sie sich in einem Schwebezustand oder im freien Fall in den Abgrund?
Forum Expanded wird kuratiert von Ala Younis und Ulrich Ziemons (Co-Leitung) sowie Karina Griffith und Shai Heredia.
Das vollständige Programm wird im Januar 2024 bekannt gegeben.
Details zu den ersten sieben Filmen des Forum Expanded 2024
Quelle: www.berlinale.de