Am kommenden Freitag, den 10. Juni 2022 startet die Filmreihe "Die Gesänge der Sarah Maldoror – Ein Kino der Nähe, der kollektiven Verantwortung und des Teilens" der Kinothek Asta Nielsen e.V. und des Filmkollektivs Frankfurt e.V. in Zusammenarbeit mit weiteren Frankfurter und Mainzer Vereinen.
Gezeigt werden mehr als zehn Filme in Regie von Sarah Maldoror (1929–2020) sowie zwei Dokumentarfilme über ihr Leben und Werk. Maldoror war eine der bedeutendsten Pionierinnen des afrikanischen und afrodiasporischen Kinos, welche bisher dem hiesigen Publikum relativ unbekannt geblieben ist. Filmkuratorin Annouchka de Andrade, die am Erhalt und der Verbreitung des Werks ihrer Mutter Sarah Maldoror arbeitet, wird am ersten Programmwochenende vom 10.–12. Juni im Kino des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum zu Gast sein. Am 11. Juni hält sie einen Vortrag zu ihrer Arbeit und dem Oeuvre ihrer Mutter.
Im südfranzösischen Gers als Tochter eines Vaters aus Guadeloupe und einer französischen Mutter geborenen, legte Sarah Maldoror als junge Frau ihren Familiennamen Ducados ab und gab sich, inspiriert von Lautréamonts "Chants de Maldoror" ("Die Gesänge des Maldoror"), einen neuen, "eigenen" Namen. Als junge Frau war sie im Paris der 50er-Jahre mit Toto Bissainthe, Timité Bassori u.a. Mitbegründerin der Schwarzen Theatergruppe Les Griots. Sie ging anschließend zum Filmstudium an die VGIK in Moskau und engagierte sich zunehmend in Befreiungsbewegungen, insbesondere gegen die portugiesische Kolonialmacht in Angola, Kap Verde und Guinea-Bissau. Maldorors Ehemann war der angolanische Politiker und Autor Mário Pinto de Andrade.
Sarah Maldorors filmisches Werk, das 40 Kurz- und Langfilme für Kino und TV umfasst, entzieht sich klaren Grenzziehungen und Geographien, es ist transnational, kämpferisch, thematisch und formal vielfältig und gleichzeitig doch von großer Kohärenz. Die afrikanischen Befreiungsbewegungen, die Trikont-Bewegung, die Rolle der Frau, die Geschichte der Sklaverei und des Kolonialismus, Künstler*innen insbesondere des Surrealismus und der Négritude – hier ganz zentral Aimé Césaire und Léon G. Damas – sind zentrale Topoi von Maldorors Filmpraxis.
Die Programmreihe eröffnet am 10. Juni 2022 mit Maldorors international erfolgreichen Filmen "Monangambée" (Teil des Programms um 18 Uhr) und "Sambizanga" (20.15 Uhr). Bis zum 12. Juni werden Kurz-, Spiel- und Dokumentarfilme aus Maldorors Werk im Kino des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum gezeigt. Darunter die Komödie "Un dessert pour Constance"; "L'hopital de Leningrad" erzählt nach einer Kurzgeschichte von Victor Serge; "Aimé Césaire – Le masque des mots" über den Poeten, Politiker und Mitbegründer der Négritude Aimé Césaire oder "Regards de mémoire", der sich mittels zahlreicher Gespräche mit Césaire, mit dem Poeten Édouard Glissant und der Politikerin Madeleine de Grandmaison auf die transatlantischen Spuren von Sklaverei, Kolonialismus und haitianischer Revolution begibt.
Nach dem Auftaktwochenende begibt sich das Programm im Laufe des Junis und im Juli On Location: etwa in das Kino CinéMayence im Institut Français, Mainz und mit einer open air Filmvorführung in die Platensiedlung in Frankfurt am Main. Die am Programm beteiligten Initiativen und Vereine sind: Kino des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, Kino CinéMayence, saloonY e.V., KONE – Netzwerk zur Förderung kommunikativen Handelns e.V., BrasilNil. e.V., Projekt Moses e.V. – Ubuntu Haus, Jamii e.V., Kinder- und Jugendzirkus Zarakali e.V. und ada_kantine.
Quelle und vollständiges Programm:
www.kinothek-asta-nielsen.de
www.filmkollektiv-frankfurt.de