Vom 30. April bis 3. Mai 2022 finden die beiden Wettbewerbe der 68. Kurzfilmtage Oberhausen exklusiv online statt. Insgesamt 44 Filme aus 31 Ländern wurden für sie ausgewählt.
34 Arbeiten stehen im Internationalen Online-Wettbewerb, zehn im Deutschen Online-Wettbewerb. In beiden Wettbewerben dominieren Auseinandersetzungen mit aktuellen politischen Fragen und der Blick zurück auf die Geschichte. Die Wettbewerbe werden vom 30. April bis 3. Mai 2022 nur online gezeigt; vom 4. bis 9. Mai 2022 findet dann der zweite Teil der Kurzfilmtage nach zwei coronabedingten Online-Ausgaben wieder in den Oberhausener Kinos statt. Beide Wettbewerbe wurden 2021 eingeführt und stehen für die langfristige Ausrichtung der Kurzfilmtage als hybrides Festival.
Internationaler Online-Wettbewerb
Mit 34 Filmen aus 31 Ländern, darunter acht Weltpremieren, bietet der Internationale Online-Wettbewerb einen konzentrierten Blick auf den aktuellen Kurzfilm auf der ganzen Welt, von Argentinien bis China, von den USA bis Thailand. Beiträge unter anderem aus Gabon, Qatar oder Myanmar erlauben Blicke auch auf kleinere und selten gezeigte Filmländer. Rund die Hälfte der Filme wurde von Frauen gemacht.
Das Spiel mit klassischen Filmgenres findet sich in einer Reihe von Produktionen: "Can You Still Feel the Butterflies?" (Radek Brousil, Tschechien), "Max et les étranges" ("Max and the Freaks", Nathan Clement, Schweiz), "Punctured Sky" (Jon Rafman, USA) oder "zhezhou" ("herstory", Zhang Yui, China) experimentieren mit Elementen des Fantasy-Kinos, mit "Days of the New" (Keith Deligero, Philippinen) findet sich ein dystopischer Krimi, "Sad Cowboy Platonic Love" (Ciel Sourdeau, Schweiz) mischt Fantasy und Western-Elemente.
Thematisch steht bei zahlreichen Filmen die Auseinandersetzung mit aktuellen politischen Fragen oder historischen Ereignissen im Mittelpunkt. So fragt "Walkway" (Sudha Padmaja Francis) aus Indien nach den Rechten von Frauen im öffentlichen Raum; die thailändisch-britische Koproduktion "Notes from the Periphery" (Tulapop Saenjaroen) untersucht am Beispiel des thailändischen Hafens Laem Chabang, wem der öffentliche Raum gehört. Eine ähnliche Frage stellt die brasilianisch-kubanische Produktion "Ava mocoi, os gêmeos" ("Ava Mocoi, die Zwillinge", Luiza Calagian und Vinicius Toro) am Beispiel eines Guaraní-Dorfes und seines Kampfes um Kultur und Territorium angesichts sich ausbreitender Soja-Plantagen. Ken Kobland arbeitet in "THE DRESS" mit Hilfe einer Kunst-Installation den verheerenden Triangle Waist Fabrikbrand 1911 in New York auf. "Abrir Monte" ("Open Mountain", María Arias Rojas) erinnert an den vergessenen Aufstand einer Gruppe von Schuhmachern, die "Bolschewiken von Líbano Tolima" 1929 in Kolumbien, während Meshy Koplevitch in ihrer dokumentarischen Animation "73" auf den Yom Kippur-Krieg zurückblickt.
Deutscher Online-Wettbewerb
Zehn Arbeiten wurden für den diesjährigen Deutschen Online-Wettbewerb ausgewählt, sieben davon von Regisseurinnen. Die Hälfte der Beiträge entstand im Kontext von Film- und Kunsthochschulen. Auch in diesem Wettbewerb finden viele Arbeiten ungewöhnliche und eindringliche Ansätze für die Schilderung aktueller politischer Auseinandersetzungen oder historischer Ereignisse.
So analysiert Pavel Mozhar in "Handbuch" auf eindringliche Weise universale Unterdrückungsmuster, die er am Beispiel Belarus mittels Re-Enactments von Augenzeugenberichten freilegt. Gleich zwei höchst unterschiedliche Filme widmen sich dem Uranbergbau in der DDR: Alex Gerbaulet und Mareike Bernien folgen in ihrem beeindruckenden "Sonne Unter Tage" dem Kreislauf des Urans vom Abbau in der DDR über den Export in die UdSSR bis zur Rückkehr nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl, während Sophie Hilberts "Strahlend grüne Wiese" mit dokumentarischen und Performance-Elementen die Frage nach den Auswirkungen auf die Menschen stellt. "you cannot trust the colours" (Katrin Winkler) wirft auf Basis von viragierten und kolorierten Bildern einen kritischen Blick auf den Kolonialismus, Vanessa Gravenors experimenteller Spielfilm "Paper Swallows Rock" erzählt eine sehr persönliche Geschichte in der Folge des Terrorangriffs auf das Pariser Bataclan 2015.
Die Jury des Deutschen Online-Wettbewerbs:
Jens Pecho, Filmemacher, Berlin
Christine Rüffert, Kuratorin, Bremen
Can Sungu, Kurator, Berlin
In den beiden Wettbewerben werden insgesamt Preise im Wert von 15.500 Euro verliehen. Die Online-Präsentation der Filme wird jeweils von einem Statement der Filmemacher*innen begleitet, alle Filmemacher*innen werden zudem zu den Kurzfilmtagen vor Ort nach Oberhausen eingeladen. Die Preisverleihung findet am 9. Mai 2022 gemeinsam mit der Preisverleihung der Wettbewerbe vor Ort in Oberhausen statt.
Die vollständige Liste aller ausgewählten Titel steht hier:
https://www.kurzfilmtage.de/de/festival/wettbewerbe/#t1761
Der Ticketvorverkauf für die Online-Wettbewerbe beginnt Anfang April über www.kurzfilmtage.de.
68. Internationale Kurzfilmtage Oberhausen, 30. April – 9. Mai 2022
Die diesjährigen Kurzfilmtage finden als hybrides Festival statt, mit den Online-Sektionen, die vom 30. April bis zum 3. Mai im Netz gespielt werden, gefolgt vom Festival vor Ort, das am 4. Mai beginnt. Die traditionellen Wettbewerbe – International, Deutsch, NRW, Kinder- und Jugendkino sowie MuVi-Preis – finden im Kino statt, ebenso wie zahlreiche thematische Programme und Werkschauen.
Quelle: www.kurzfilmtage.de