Am 23. Juni 2020 sollte eigentlich die 19. feierliche Verleihung des Friedenspreis des Deutschen Films - Die Brücke in München stattfinden. Doch das Jahr 2020 läuft in vielen Bereichen weltweit ganz anders als erwartet. Aber auch ohne den Rahmen der feierlichen Veranstaltung hat die Jury des Preises entschieden, zwei herausragende Filmemacher mit dem Friedenspreis des Deutschen Films - Die Brücke - 2020 zu ehren.
Mit dem internationalen Friedenspreis des Deutschen Films - Die Brücke, dotiert mit 7.500 Euro, wird der französische Regisseur Ladj Ly für seinen schonungslosen Film "Les Misérables" ausgezeichnet. Selbst in Montfermeil aufgewachsen, siedelt Ly sein spannungsgeladenes Spielfilmdebüt am Schauplatz von Viktor Hugos berühmtem Roman gleichen Titels an. Der Film blickt in den Abgrund der Pariser Vorstädte und stößt auf eine Welt, in der jeder vor allem ums Überleben kämpft. Es ist ein zorniger, harter und auch provozierender Blick auf den von sozialer Ungerechtigkeit und Gewalt geprägten Alltag in den Pariser Banlieues. Ein Film, der mit seinem schonungslosen Realismus jenseits jeglicher Klischees die Jury zutiefst bewegt, begeistert und im positivsten Sinne geschockt hat. Ein herausragend inszenierter Film über die hochexplosive Gemengelage der Viertel und brandaktuelle, allgemeine gesellschaftliche Strömungen. Neben der zerstörerischen Gier nach Macht und Kontrolle thematisiert er den Wunsch nach Zusammenhalt und Integration, wie es vor allem die jungen Figuren betrifft, die in ihrer abgebrühten und zugleich verletzlichen Art durchaus an Victor Hugos Straßenjungen Gavroche erinnern. "Les Misérables" schreckt auf und verstört - und sensibilisiert so für die unkalkulierbaren Gefahren, die aus jeglicher Form der gesellschaftlichen Ausgrenzung entstehen. Der Film ist bereits auf DVD / Blu Ray und als Video on Demand erhältlich.
Für den Film "Résistance", der am 24. September 2020 in die Kinos kommt, erhält Regisseur Jonathan Jakubowicz den nationalen Friedenspreis des Deutschen Films - Die Brücke - 2020. Auch diese Auszeichnung ist mit einem Preisgeld von 7.500 Euro dotiert. Der Film erzählt vom französischen Widerstand im zweiten Weltkrieg und ist zugleich eine Filmbiografie über den französischen Pantomimen Marcel Marceau, eine der außergewöhnlichsten Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Wahre Begebenheiten inspirierten die berührende Geschichte des Films. Marcel schließt sich zusammen mit seinem Bruder Alain dem Widerstand an. Mit seinem Talent zur Fälschung und seinem außergewöhnlichen Sinn für Humor spielte Marcel eine wichtige Rolle in vielen gefährlichen Situationen, bei denen er jüdische Kinder über die Alpen in die Schweiz in Sicherheit brachte. Auf der Flucht der ständigen Angst vor Entdeckung durch Nazischergen und Ermordung ausgeliefert, versucht er den Mädchen und Jungen das Lachen zurückzugeben. Mit seinen kleinen Kunststücken, seiner vermeintlichen Unbekümmertheit und seiner Freude an der Pantomime gewinnt er das Vertrauen dieser jungen Menschen und lässt sie zeitweise ihre trostlose Realität vergessen. In atemberaubenden, zuweilen poetischen Bildern und mit seinem großartigen Ensemble - allen voran Jesse Eisenberg als Marcel Marceau - lässt Jakubowicz den Zuschauer auf ergreifende Weise teilhaben am tiefen Leid der Flüchtenden, an aufblitzenden heiteren Augenblicken und an der Unbeirrbarkeit ihrer mutigen Helfer - an einer dramatischen Flucht vor dem Holocaust, die sowohl zutiefst berührt als auch beschämt.
Quelle: www.bernhardwicki.de