Bei den 70. Internationalen Filmfestspielen Berlin, die gestern zu Ende gingen, sind neben den Silbernen und Goldenen Bären einige weitere Preise verliehen worden.
Kompass-Perspektive-Preis
Am Abschlussabend der Perspektive Deutsches Kino haben die Juror*innen Melanie Andernach, Bernd Lange und Mia Spengler den mit 5.000 Euro dotierten Kompass-Perspektive-Preis 2020 für den besten Film des Programms vergeben. Er ging an Janna Ji Wonders für ihren Film "Walchensee Forever". Als Trophäe bekam die Regisseurin einen Kompass überreicht, der ihr symbolisch Orientierung geben und die Richtung weisen soll.
In der Jury-Begründung heißt es u.a.:
"Dieser Film ist ein Kristall. Je länger man ihn betrachtet, desto mehr erkennt man neue Facetten. Über fünf Generationen hinweg portraitiert er die Frauen einer Familie in Bayern. Ergänzt von herausragendem Material aus dem privaten Archiv der Familie berichten die Protagonistinnen aufrichtig, klug und direkt in die Kamera. Aus diesen Einzelgeschichten entsteht ein Gesamtbild privaten Lebens im zwanzigsten und einundzwanzigsten Jahrhundert. Dabei bleibt das Erzählte immer persönlich und individuell und entwickelt nicht zuletzt durch die uneitle Haltung der Filmemacherin und ihrer Protagonistinnen eine überwältigende Wucht. Klug montiert, klar gefilmt und mit Herzenswärme erzählt und produziert, hören und sehen wir Apa, Norma, Anna, Frauke und Janna zu. Stiller Chronist ist der Walchensee, der ihre Leben verbindet.
Kompagnon-Förderpreise Berlinale Talents und Perspektive Deutsches Kino
Die beiden Kompagnon-Förderpreise Perspektive Deutsches Kino und Berlinale Talents gingen an Hristiana Raykova (Perspektive Deutsches Kino 2019) sowie an Ian Purnell (Berlinale Talents 2020).
Seit 2017 wird der Kompagnon-Förderpreis jeweils für ein neues Filmprojekt an eine*n Autor*in und/oder Regisseur*in von Berlinale Talents sowie an eine*n Regisseur*in der Perspektive Deutsches Kino vergeben. Mit dem Kompagnon-Förderpreis möchten Berlinale Talents und Perspektive Deutsches Kino in Deutschland lebende Regisseur*innen und Drehbuchautor*innen nachhaltig bei ihrer Arbeit unterstützen. Die Auszeichnung bietet neben dem Stipendium von 5.000 Euro (Kurzfilme: 2.500 Euro) auch ein Mentoringprogramm mit berufsbegleitenden Coachings zur Stärkung der persönlichen Handschrift und zur Vernetzung in der Branche. Die Juror*innen Melanie Andernach, Bernd Lange und Mia Spengler verliehen die Preise.
Panorama Publikumspreis
Der 22. Panorama Publikums-Preis für den besten Spielfilm ging an "Otac" ("Father") von Srdan Golubović. Bei den Panorama Dokumenten gewann "Welcome to Chechnya" von David France. Die Preise werden von der Berlinale-Sektion Panorama gemeinsam mit radioeins und dem rbb Fernsehen (Rundfunk Berlin-Brandenburg) verliehen.
Die Jury zu ihrer Entscheidung:
In "Otac" ("Father") kämpft Vater Nikola um seine Kinder. Nachdem das Sozialamt sie ihm weggenommen hat, macht er sich zu Fuß auf den Weg nach Belgrad, um Beschwerde einzulegen. Srdan Golubović gelingt mit Otac eine bewegende Erzählung von der Ungleichheit der Verhältnisse. "Welcome to Chechnya" ist die erste Dokumentation über die Aktivist*innen, die sich der systematischen Verfolgung von LGBTQI*-Menschen durch das tschetschenische Regime entgegenstellen. Der Film von David France ist ein bravouröser Kraftakt, der von Mut und Zähigkeit getragen wird.
Preise in der Sektion Encounters
In der 2020 neugeschaffenen Sektion Encounters wurden drei Preise vergeben. Die dreiköpfige Jury, bestehend aus dem japanischen Produzenten Shôzô Ichiyama, der chilenischen Filmemacherin Dominga Sotomayor und der deutschen Filmemacherin Eva Trobisch zeichnete "The Works and Days (of Tayoko Shiojiri in the Shiotani Basin)" (US/SE/JP/GB) von C.W. Winter und Anders Edström als Besten Film der Sektion aus. Einen Spezialpreis der Jury erhielt "The Trouble With Being Born" (AT/DE) von Sandra Wollner. Als Bester Regisseur wurde der Rumäne Cristi Puiu für sein Werk "Malmkrog" (RO/RS/CH/SE/BA/Nordmazedonien) geehrt, eine lobende Erwähnung erhielt der argentinische Regisseur Matías Piñeiro für "Isabella" (AR/FR).
Gläserne Bären und die Preise des Deutschen Kinderhilfswerkes bei Generation Kplus
Die Mitglieder der Kinderjury Generation Kplus – Jan-Niclas Henningsen, Noa Liebscher, Mariama Lucks, Konstantin Marx, Nick Müller, Emilia Pegler, Franz Jurek Linus Roller, Sylvester Savelberg, Line-Liv Schmahl, Mathilde Teichmann und Clara Helene Vogt – vergaben die folgenden Preise:
Gläserner Bär für den Besten Film: "Sweet Thing"
von Alexandre Rockwell, USA
Lobende Erwähnung: "H Is for Happiness"
von John Sheedy, Australien
Gläserner Bär für den Besten Kurzfilm: "El nombre del hijo" ("The Name of the Son")
von Martina Matzkin, Argentinien
Lobende Erwähnung: "El sghayra" ("Miss")
von Amira Géhanne Khalfallah, Algerien / Frankreich
Die Mitglieder der Internationalen Jury Generation Kplus – Marine Atlan, María Novaro und Erik Schmitt – vergaben die folgenden Preise:
Großer Preis der Internationalen Jury von Generation Kplus für den Besten Film, im Wert von 7.500 Euro, gestiftet vom Deutschen Kinderhilfswerk:
"Los Lobos" ("The Wolves")
von Samuel Kishi Leopo, Mexiko
Lobende Erwähnungen:
"Mignonnes" ("Cuties")
von Maïmouna Doucouré, Frankreich
und
"Mamá, mamá, mamá" ("Mum, Mum, Mum")
von Sol Berruezo Pichon-Rivière, Argentinien
Spezialpreis der Internationalen Jury von Generation Kplus für den Besten Kurzfilm, im Wert von 2.500 Euro, gestiftet vom Deutschen Kinderhilfswerk:
"El nombre del hijo" ("The Name of the Son")
von Martina Matzkin, Argentinien
Lobende Erwähnung: "The Kites"
von Seyed Payam Hosseini, Iran
Gläserne Bären und Preise der Bundeszentrale für politische Bildung bei Generation 14plus
Die Mitglieder der Jugendjury Generation 14plus – Julina Jung, Ion Kebernik, Shahida Kitzov, Lucia Maluga, Rocco Mehlhose, Mette Maren Schmahl und Rita Stelling - vergaben die folgenden Preise:
Gläserner Bär für den Besten Film: "Notre-Dame du Nil" ("Our Lady of the Nile")
von Atiq Rahimi, Frankreich / Belgien / Ruanda
Lobende Erwähnung: "White Riot"
von Rubika Shah, Vereinigtes Königreich
Gläserner Bär für den Besten Kurzfilm: "Clebs" ("Mutts")
von Halima Ouardiri, Kanada / Marokko
Lobende Erwähnung: "Goodbye Golovin"
von Mathieu Grimard, Kanada
Die sieben Mitglieder der Jugendjury Generation 14plus über ihre Arbeit: "Wir haben 28 Filme gesehen und jeder war wichtig. Wir wurden berührt, schockiert, überrascht und wütend gemacht. Die Filme betrafen uns. Aus unserer Juryarbeit nehmen wir mit, wie bereichernd viele verschiedene Sichtweisen sind."
Preise der Bundeszentrale für politische Bildung
Die Mitglieder der Internationalen Jury Generation 14plus – Abbas Amini, Jenna Bass, Rima Das – vergaben die folgenden Preise:
Großer Preis der Internationalen Jury von Generation 14plus für den Besten Film, im Wert von 7500 Euro, gestiftet von der Bundeszentrale für politische Bildung:
"Meu nome é Bagdá" ("My Name Is Baghdad")
von Caru Alves de Souza, Brasilien
Lobende Erwähnung: "Kaze no Denwa" ("Voices in the Wind")
von Nobuhiro Suwa, Japan
Spezialpreis der Internationalen Jury von Generation 14plus für den Besten Kurzfilm, im Wert von 2500 Euro, gestiftet von der Bundeszentrale für politische Bildung:
"Clebs" ("Mutts")
von Halima Ouardiri, Kanada / Marokko
Lobende Erwähnung: "White Winged Horse"
von Mahyar Mandegar, Iran
Quelle: www.berlinale.de