Dass sich die Internationalen Filmfestspiele Berlin für den Dokumentarfilm und dokumentarische Formen engagieren, zeigt sich sowohl im Programm der verschiedenen Sektionen, Initiativen und Sonderreihen als auch im European Film Market (EFM).
Lange und kurze Dokumentarfilme gewannen in den letzten Jahren immer mehr Präsenz im Festival. 2018 veröffentlichte die Berlinale erstmals die Broschüre "Focus on Docs", die einen Überblick über alle Dokumentarfilmaktivitäten bei der Berlinale gibt und neugierig auf die Filme und Veranstaltungen des kommenden Festivals macht.
In diesem Jahr vergeben die Internationalen Filmfestspiele Berlin zum dritten Mal den Glashütte Original – Dokumentarfilmpreis, der dank der Unterstützung durch die sächsische Uhrenmanufaktur Glashütte Original 2017 ins Leben gerufen wurde.
Die Auszeichnung für den besten Dokumentarfilm ist mit einem Preisgeld von 50.000 Euro dotiert, das von Glashütte Original gestiftet wird. Das Preisgeld teilen sich Regisseur*innen und Produzent*innen des Preisträgerfilms. Insgesamt sind in diesem Jahr 17 aktuelle dokumentarische Arbeiten aus den Sektionen Panorama, Forum, Generation, Perspektive Deutsches Kino und der Sonderreihe Kulinarisches Kino für den Glashütte Original – Dokumentarfilmpreis nominiert.
Der Preis wird im Rahmen der offiziellen Preisverleihung im Berlinale Palast am 16. Februar verliehen. Neben dem Preisgeld wird Glashütte Original auch die Statuette stellen, die in aufwendiger Handarbeit in der sächsischen Manufaktur gefertigt wird.
Eine dreiköpfige Jury entscheidet über die Preisvergabe:
Maria Bonsanti (Italien)
Maria Bonsanti ist bereits seit 2000 eine feste Größe in der Welt des Dokumentarfilms. Zwölf Jahre lang arbeitete sie für das Festival dei Popoli in Florenz, zu dessen Ko-Leiterin sie 2011 ernannt wurde. Sie war wiederholt für das Locarno Festival tätig, wo sie unter anderem 2006 und 2007 die Sektion Play Forward koordinierte. Von 2012 bis 2017 war Bonsanti künstlerische Leiterin des Dokumentarfilmfestivals Cinéma du réel des Centre Pompidou in Paris. Seit 2017 ist sie Programmleiterin bei Eurodoc, einem führenden Trainingsprogramm und Netzwerk für über 1.000 Dokumentarfilmproduzent*innen aus mehr als 60 Ländern weltweit. Maria Bonsanti wurde bereits mehrfach in Festival-Jurys auf der ganzen Welt berufen.
Gregory Nava (USA)
Der Regisseur und Drehbuchautor Gregory Nava ist bekannt für seine bahnbrechenden Latino-Filme. Seine Werke wurden in Cannes, Sundance und San Sebastián gezeigt. Sein Film "El Norte" (1984) über guatemaltekische Arbeiter ohne Papiere in den USA erhielt eine Oscar-Nominierung für sein Drehbuch und wurde von der Library of Congress als "American Classic" benannt. Er schrieb das Buch und führte Regie bei dem Oscar-nominierten Film "My Family" ("Meine verrückte Familie", 1995), dem Golden-Globe-nominierten "Selena" sowie "Bordertown", der 2007 im Wettbewerb der Berlinale lief. Er ist Ko-Autor des Oscar-Gewinners "Frida" (2002) und ausführender Produzent von "American Family", einer TV-Serie über eine Latino-Familie in Los Angeles, die für den Emmy und den Golden Globe nominiert war.
Maria Ramos (Brasilien)
Die Regisseurin Maria Ramos studierte Dokumentarfilm in Amsterdam und ist seit Beginn ihrer Karriere weltweit auf Festivals zu Gast. Ihre Filme wurden mehrfach ausgezeichnet. Für "Justiça" ("Justice", 2004) gewann sie u.a. den Grand Prix bei Visions du Réel und den Amnesty Award bei CPH:DOX. 2007 feierte "Juízo" ("Behave") Premiere beim Locarno Festival und wurde bei DOK Leipzig mit dem Firesci-Preis geehrt. Ihr jüngster Film "O Processo" ("The Trial") feierte 2018 Weltpremiere im Panorama der Berlinale und erhielt den Grand Prix bei Visions du Réel, den Preis für den Besten Film bei DocumentaMadrid sowie den Publikumspreis bei IndieLisboa. 2013 ehrte die Helsinki Foundation for Human Rights sie mit dem Marek Nowicki-Preis für ihre Auseinandersetzung mit dem Thema Menschenrechte.
Jury GWFF Preis Bester Erstlingsfilm
Die Berlinale engagiert sich seit 2006 auch mit dem GWFF Preis Bester Erstlingsfilm intensiv für den Filmnachwuchs. Die Auszeichnung ist mit 50.000 Euro dotiert und wird von der Gesellschaft zur Wahrnehmung von Film- und Fernsehrechten (GWFF) gestiftet. Das Preisgeld teilen sich Regisseur*innen und Produzent*innen des Preisträgerfilms. Zudem wird den Regisseur*innen ein hochwertiger "Viewfinder" als nützliches Werkzeug und Erinnerungsstatuette überreicht.
Festivaldirektor Dieter Kosslick und die Leiter*innen der Sektionen Wettbewerb, Panorama, Forum, Generation und Perspektive Deutsches Kino haben gemeinsam 16 Spielfilmdebüts nominiert. Der Gewinnerfilm wird am 16. Februar bei der offiziellen Preisverleihungsgala im Berlinale Palast bekannt gegeben.
Eine dreiköpfige Jury entscheidet über die Preisvergabe:
Katja Eichinger (Deutschland)
Nach ihrem Abschluss am British Film Institute arbeitete die Autorin und Journalistin Katja Eichinger für Medien wie Variety, Financial Times, Esquire, Dazed & Confused, The Independent on Sunday oder die deutsche Vogue. Nach dem Tod ihres Ehemannes Bernd Eichinger schrieb sie dessen Biografie "BE" (2012), ihr Debütroman "Amerikanisches Solo" erschien 2014. Die Initiatorin der Giorgio–Moroder-Retrospektive "The Sound of Munich" und der Andy-Warhol-Hommage "Warholmania" engagiert sich für junge Filmemacher*innen u.a. durch den "No Fear Award", ein Drehbuchstipendium an der HFF München sowie durch ihre Tätigkeit an der dffb. 2014 war sie Jurymitglied des "Made in Germany – Förderpreis Perspektive" bei der Berlinale. 2018 produzierte sie mit Rem Koohlhaas und der New Yorker Band Tempers das Konzeptalbum "Junkspace".
Alain Gomis (Frankreich / Senegal)
Der französisch-senegalesische Regisseur Alain Gomis wurde 1972 in Frankreich geboren und studierte Kunstgeschichte und Film an der Pariser Sorbonne. Nach Video- und Kurzfilmen drehte er 2002 seinen ersten, mit dem Silbernen Leoparden in Locarno ausgezeichneten Spielfilm "L’afrance", in dem es um die seelischen Nöte von Migranten in Frankreich geht. Sein Spielfilm "Andalucia" von 2008 wurde beim Filmfestival Venice Days gezeigt, "Aujourd’hui" ("Tey") lief 2012 im Wettbewerb der Berlinale und wurde als senegalesischer Vorschlag für die Oscar-Nominierung für den besten fremdsprachigen Film eingereicht. 2017 nahm Alain Gomis mit "Félicité" erneut am Wettbewerb der Berlinale teil und gewann den Silbernen Bären Großer Preis der Jury.
Vivian Qu (China)
Die Regisseurin, Drehbuchautorin und Produzentin Vivian Qu gehört zu den wichtigsten Vertreter*innen des chinesischen Independent-Kinos. Ihr Regiedebüt "Shuiyin jie" ("Trap Street", 2013) feierte seine viel beachtete Premiere in Venedig und wurde weltweit auf über 50 Filmfestivals gezeigt. 2017 präsentierte sie ihren Film "Jia nian hua" ("Angels Wear White") im Wettbewerb von Venedig, für den sie weltweit mehrfach ausgezeichnet wurde, u.a. in ihrer Heimat mit dem Regiepreis bei den 54. Golden Horse Awards und dem Preis der chinesischen Regie-Gewerkschaft. Zuvor hatte sie mehrere preisgekrönte Independent-Filme produziert, darunter "Diao Yinans Bai Ri Yan Huo" ("Feuerwerk am hellichten Tage"), der 2014 bei der Berlinale den Goldenen Bären für den Besten Film und den Silbernen Bären für den Besten Darsteller gewann. 2018 war Qu Jurypräsidentin beim International Antalya Film Festival.
Quelle: www.berlinale.de