In einem von Filmakademie-Präsidentin Iris Berben unterzeichnetem Brief hat die Deutsche Filmakademie gegen das von der iranischen Regierung gegen Jafar Panahi verhängte Ausreiseverbot protestiert.
Der neue Film des iranischen Regisseurs Jafar Panahi, "Pardé" ("Closed Curtain"), feiert am heutigen 12. Februar im Wettbewerb der Berlinale Premiere. Aufgrund eines kurzfristig von der iranischen Regierung angesetzten Ausreiseverbots konnte der Regisseur jedoch nicht nach Deutschland reisen, um den Film persönlich in Berlin vorzustellen. Schon im Vorfeld hatten die Bundesregierung und Kulturstaatsminister Bernd Neumann den Iran dazu aufgefordert, Panahi die Teilnahme an der Premiere seines Films in Berlin zu gestatten. Nun hat die Deutsche Filmakademie der iranischen Botschaft in Berlin ein persönlich an Präsident Mahmud Ahmadinedschad gerichtetes Protestschreiben überreicht, indem sie das Verhalten des Irans kritisiert und eine kurzfristige Ausreisegenehmigung für Panahi fordert.
Jafar Panahi wurde bei der Berlinale 2006 mit einem Silbernen Bären für seinen Film "Offside" ausgezeichnet. In seiner Heimat Iran wurde er aufgrund seiner politischen Einstellung mit einem Arbeitsverbot belegt. Schon 2011 wurde seine Teilnahme an der Berlinale als Jury-Mitglied durch ein Ausreiseverbot verhindert.
Es folgt das Protestschreiben der Deutschen Filmakademie im Wortlaut (Quelle: Deutsche Filmakademie):
"Exzellenz,
der Islam und Ihr Volk haben in seiner langen Tradition der Welt zahlreiche große Werke der Kunst und der Kultur geschenkt. Alle Künstler und Literaten hätten nichts Vergleichbares erschaffen können ohne die Freiheit der Kunst, des Geistes und des Wortes, aber auch nicht ohne Reisen zu unternehmen, um ihre Werke zu verbreiten, vorzustellen und zu erläutern.
Der iranische Filmregisseur Jafar Panahi genießt international große Hochachtung und Anerkennung. Dass er wegen seines Schaffens in Iran zu Berufsverbot und einer langjährigen Freiheitsstrafe verurteilt wurde, hat weltweit Entsetzen und scharfe Proteste ausgelöst. Dass die Urteile an ihm bisher nicht vollstreckt wurden, hat dazu beigetragen, das Vorgehen der Islamischen Republik Iran mit vorsichtigem Optimismus zu betrachten.
Jafar Panahi hat eine Einladung der "Internationalen Filmfestspiele Berlin" erhalten. Nun müssen wir erleben, dass er durch die Behörden Ihres Landes an der Ausreise nach Deutschland gehindert worden ist. Als seine Kollegen und Bewunderer seines filmischen Werkes haben wir das mit Bestürzung zur Kenntnis genommen.
Es liegt uns fern, Sie über die Gesetze des Islam belehren zu wollen, aber gehört es nicht zum Grundbestand der Rechte eines jeden Muslims, aus beruflichen Gründen ohne Behinderung und Einschränkung zu reisen? Die Botschaft der Islamischen Republik Iran in Deutschland wirbt auf ihrer Website wie in der Öffentlichkeit mit dem kulturellen Austausch zwischen unseren Völkern.
Das Reiseverbot gegen Jafar Panahi widerspricht eklatant diesen Grundsätzen. Wir protestieren energisch gegen diesen Akt von Willkür!
Die Geschichte zeigt, die Verbreitung von Ideen und künstlerischen Werken lässt sich behindern, aber nicht unterdrücken. Wir haben besonders in Deutschland erlebt, wie elementar und wichtig Reisefreiheit nicht nur für Kulturschaffende, sondern für alle Menschen ist.
Wir ersuchen Sie dringend, sich als Präsident der Islamischen Republik Iran, persönlich dafür einzusetzen, dass das gegen Jafar Panahi verhängte Reiseverbot aufgehoben wird und ihm kurzfristig zu ermöglichen, der Einladung nach Berlin Folge leisten zu können.
Für die Freiheit der Kunst, des Geistes und des Wortes.
Hochachtungsvoll,
Iris Berben
Präsidentin Deutsche Filmakademie e.V."