Ab 2013 widmet sich die Berlinale in einer Sonderreihe den filmischen Erzählungen indigener Völker unter dem Titel "NATIVe - A Journey into Indigenous Cinema".
Die Reihe beginnt auf der Berlinale 2013 mit einem territorialen Fokus auf Filme aus Ozeanien, Australien, Nordamerika und der Arktis.
In dem Programm aus 24 Kurz-, Spiel- und Dokumentarfilmen wird wegweisendes indigenes Kino der letzten fünf Jahrzehnte gezeigt. Feierlich eröffnet wird die Sonderreihe mit dem preisgekrönten Spielfilm "Atanarjuat The Fast Runner" von Inuit-Regisseur Zacharias Kunuk am 8. Februar im Haus der Berliner Festspiele.
Das Projekt entstand mit großer Unterstützung eines internationalen, indigenen Beraterteams, das u.a. das Filmprogramm mitkuratiert hat. Alle sind während des Festivals in Berlin anwesend.
Ziel der Berlinale ist, mit dieser Sonderreihe Aufmerksamkeit sowohl für die Filmkultur als auch für die Komplexität der Geschichte indigener Menschen zu schaffen. Gleichzeitig lenkt das Projekt den Blick auch auf aktuelles Geschehen, wie die kanadische Grassroots-Bewegung "Idle no more" und den Hungerstreik des Attawapiskat-Häuptlings Theresa Spence.
"Gerade in Deutschland, dem Heimatland von Karl May, in dem Native Americans immer noch 'Indianer' genannt werden und in den Köpfen vieler noch in Tipis leben und Friedenspfeife rauchen, ist das Kuratieren eines solchen Programms ein besonderes Abenteuer", so die Kuratorin der Reihe, Maryanne Redpath.
Filmliste
"Atanarjuat The Fast Runner" (Atanarjuat - Die Legende vom schnellen Läufer) von Zacharias Kunuk – Kanada 2001
Die Legende des Atanarjuat, der die Hand der schönen Atuat gewinnt. Er entkommt nackt mit einem Sprint über das ewige Eis dem Hinterhalt seines Rivalen und besiegt schließlich einen alten Shamanenfluch.
"Beneath Clouds" von Ivan Sen - Australien 2002
Ein Roadmovie durch australische Weiten, zwei Außenseiter mit unterschiedlichen Zielen. Vaughn verachtet alle Weißen, Lena verschweigt ihre Aboriginal-Mutter. Als Notgemeinschaft sind die beiden sich näher, als sie ahnen.
"Boy" von Taika Waititi - Neuseeland 2010
Der Halbwaise Boy verehrt Michael Jackson und idealisiert seinen im Gefängnis sitzenden Vater. Als dieser entlassen wird, erhofft sich der Maori-Junge eine gemeinsame Zukunft und versucht einiges, um den coolen Mann zu beeindrucken.
"The Exiles" von Kent Mackenzie - USA 1961
Junge Native Americans während einer Nacht in Los Angeles: Flirts, Schlägereien, Partys. Die dokumentarischen Schwarzweiß-Bilder porträtieren eine haltlose Generation und einen atmosphärisch intensiven Großstadtmoment.
"Ngati" von Barry Barclay - Neuseeland 1987
Im Neuseeland der 1940er Jahre kommt ein junger Arzt in ein Dorf, um die Maori zu belehren. Doch er erkennt, dass er es ist, der von Tradition und Zusammenhalt der Gemeinde lernen kann. Eine Geschichte der Identitätsfindung in einer postkolonialen Gesellschaft.
"O Le Tulafale" (The Orator) von Tusi Tamasese - Samoa/Neuseeland 2011
Eine Familienfehde stört den Frieden im Dorf des kleinwüchsigen Saili. Um die Harmonie wieder herzustellen, bedient er sich der Tradition der Redekunst seiner samoanischen Vorfahren.
"On the Ice" von Andrew Okpeaha MacLean - USA 2011
In hellen Polarnächten gehen sie auf Hip-Hop-Partys und tagsüber auf Seehundjagd. Als es dabei zu einem tödlichen Zwischenfall kommt, spinnen Qalli und Aivaaq ein Netz aus Lügen und begeben sich buchstäblich auf dünnes Eis.
"Samson & Delilah" von Warwick Thornton - Australien 2009
Zwei rebellische Jugendliche verlassen ihr Zuhause im Outback und machen sich auf den Weg in die Stadt. Hier werden sie sich ihres Außenseitertums umso mehr bewusst. Sie entwickeln eigenwillige Überlebensstrategien, eine zarte Liebe beginnt zu wachsen.
"Saving Grace, Te Whakarauora Tangata" von Merata Mita - Neuseeland 2011 (Dokumentarfilm)
Maori-Männer treten vor die Kamera und übernehmen Verantwortung für ihre Gewalttätigkeit. Schonungslos gehen sie mit sich ins Gericht, auf eine Zukunft ohne Misshandlungen und Unterdrückung hoffend.
"Skins" von Chris Eyre - USA 2002
Alkoholismus, Gewalt und Arbeitslosigkeit bestimmen den Alltag im Reservat. Ruby arbeitet als tribal cop. Er will mehr als nur Symptome bekämpfen und tritt einen ungewöhnlichen Rachefeldzug im Namen indianischer Gerechtigkeit an.
"Ten Canoes" (10 Kanus, 150 Speere und 3 Frauen) von Rolf de Heer - Australien 2006
Zehn Jäger, zwei Erzähler, drei Zeitebenen in einer Geschichte über Liebe, Verrat und Stammeskriege. Eine Reise ins mythische Australien, lange bevor der weiße Mann seinen Fuß auf den Kontinent setzte.
"Trudell" von Heather Rae - USA 2005 (Dokumentarfilm)
John Trudell, Aktivist des American Indian Movement verströmt Würde, Stolz und Charisma. Der Film folgt seinem Weg von der Kindheit in Nebraska über seinen politischen Kampf bis hin zu dessen Fortführung in seiner Arbeit als Dichter und Musiker.
Kurzfilme
"The Ballad of Crowfoot" von Willie Dunn - Kanada 1968
Die bewegende Ballade zu historischen Bildern erzählt vom Leben des legendären Chief Crowfoot und dem Schicksal der First Peoples in Kanada.
"Bastion Point Day 507" von Merata Mita, Leon Narbey, Gerd Pohlmann - Neuseeland 1980 (Dokumentarfilm)
Ein Zeitdokument der Maori-Protestbewegung über den gewaltsamen Enteignungskonflikt des Küstengebiets Bastion Point im Jahr 1978.
"Circle of the Sun" von Colin Low - Kanada 1960 (Dokumentarfilm)
Im bildstarken Farbdokumentarfilm wird zum ersten Mal die traditionelle Sonnenzeremonie des Kainai-Stammes festgehalten.
"Ebony Society" von Tammy Davis - Neuseeland 2011
Zwei Jugendliche auf Einbruchstour in der Weihnachtszeit. Doch was sie vorfinden, lässt sie ihre Beute vergessen – fürsorglicher Einsatz ist gefragt.
"Green Bush" von Warwick Thornton - Australien 2005
DJ Kenny moderiert seine abendliche Radiosendung im australischen Outback, als ein alter Mann an die Tür klopft und um eine Tasse Tee bittet. Eine turbulente Nacht beginnt.
"Nana" von Warwick Thornton - Australien 2007
Sie wird von ihrer Enkelin heiß geliebt: Nana kocht, malt, jagt und sorgt auf ihre ganz besondere Art für Recht und Ordnung.
"Ngangkari" von Erica Glynn - Australien 2001 (Dokumentarfilm)
Der Dokumentarfilm begleitet traditionelle Heiler bei ihrer beeindruckenden Arbeit in Aboriginal Gemeinschaften und zeigt, wie sie ihr Wissen weitergeben.
"Payback" von Warwick Thornton - Australien 1996
Nach 20 Jahren Gefängnis muss sich Paddy an seinem Entlassungstag dem Vergeltungsakt nach den Gesetzen seines Volkes stellen.
"Le rêve d’une mère" (A Mother’s Dream) von Cherilyn Papatie - Kanada 2007 (Dokumentarfilm)
Traum und Albtraum einer Mutter. Der Staat erlaubt ihr nur selten ein paar Stunden mit ihren Kindern.
"Richard Cardinal – Cry from a Diary of a Métis Child" von Alanis Obomsawin - Kanada 1986 (Dokumentarfilm)
Chronik eines Selbstmords, der 1986 den Stolen Generations Kanadas ein Gesicht gibt. Richards Lebenswille bricht nach Misshandlungen und Demütigungen in 28 Pflegefamilien und Heimen.
"Turangawaewae – A Place to Stand" von Peter Burger - Neuseeland 2003
Ein Mann, gefangen in Kriegserinnerungen und verloren in der Gegenwart, findet zu seinen Wurzeln zurück.
"Two Cars, One Night" von Taika Waititi - Neuseeland 2004
Während sie vor der Kneipe auf ihre Eltern warten, lernen sich die Polly und Romeo kennen. Was streitlustig beginnt, endet im Aufflackern einer ersten Liebe.
Quelle: www.berlinale.de