Inhalt
Hannah ist eine stinknormale 16-jährige Schülerin in dem kleinen Ort Schlitz, nordöstlich von Frankfurt am Main, wo kaum etwas los ist. Ihre alleinerziehende Mutter muss kurzfristig zu einem Kongress fahren, und so hat Hannah ihren kleinen Bruder Uli am Hals. Dennoch passiert ihr etwas Erfreuliches: Mit ihrem Mitschüler Elmar tauscht sie den ersten zarten Kuss. Aber just in diesem Augenblick heulen die Sirenen auf: In dem nahegelegenen Atommeiler bricht der Supergau aus. Eine riesige, radioaktiv verseuchte Wolke kommt direkt auf Schlitz zu. Sofort sind 38.000 Menschen in der Gegend tot, aber tausende mehr verseucht. Chaos bricht in der Stadt aus. Pläne für den Ernstfall gibt es nicht, Anarchie herrscht. Elmar verabredet, Hannah und Uli abzuholen, um mit der Bahn zu entkommen, sie sind aber nicht mehr da, als er ankommt. Sie sind auch nicht in dem Zug, in dem er die Stadt verlässt.
Hannah hat es nicht geschafft. In ihrer Panik hat sie versucht, mit Uli per Fahrrad zum Bahnhof zu kommen. Uli wird im chaotischen Verkehr überfahren und Hannah von der radioaktiven Wolke erwischt. Sie wacht im Krankenhaus auf, hat nur ein kurzes Leben vor sich. Doch dann kehrt Elmar zu ihr zurück. Auch er wird verseucht. Sie haben aber jetzt einen Schimmer Hoffnung: ihre Liebe.
Gregor Schnitzlers Film basiert auf dem hochgelobten Jugendroman von Gudrun Pausewang, der u.a. 1988 mit dem deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde. Die politische Botschaft bleibt für Schnitzler von zentraler Bedeutung: "Wenn ich einen Film über eine Atomkatastrophe in Deutsch land mache, dann bezwecke ich etwas damit. Dann will ich sagen: Hey Leute, schaut mal her, was ihr selber zulasst. Die Kraftwerke stehen direkt um die Ecke von euch und ihr wisst nicht, wie gefährlich die wirklich sind."
Quelle: 57. Internationale Filmfestspiele Berlin (Katalog)
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An dem Tag, an dem ein Störfall das Land erschüttert, nachdem eine riesige radioaktive Wolke aus dem Kernkraftwerk ausgetreten ist und nun auf Schlitz zutreibt, bricht einiges über Hannah herein. Ihre so chaotische wie liebenswerte alleinerziehende Mutter Paula ist nach Schweinfurt zu einem Kosmetikkongress gefahren, sodass sich Hannah um ihren kleinen Bruder Uli kümmern muss, der als Siebenjähriger nur Unsinn in seinem Dickschädel hat. Und dann wird sie auch noch vom Elmar das erste Mal in den Arm genommen. Da zerreißt eine Alarmsirene die Idylle. Zwar halten das alle nur für eine Übung, aber Elmar, der kleine Einstein, ahnt das Schreckliche.
Alle, die in unmittelbarer Nähe des Kernkraftwerkes leben, sind sofort verstrahlt, in kurzer Zeit sind 38.000 Menschen tot. Diejenigen, die etwas weiter entfernt wohnen, versuchen panikartig zu fliehen – auch Hannah und ihr Klassenkamerad Elmar. Während sie kontaminiert wird, schafft er es in letzter Sekunde, der tödlichen Verstrahlungsgefahr zu entgehen. Doch ihre aufkeimende große Liebe führt beide, gegen jede Vernunft, wieder zusammen. Elmar besucht Hannah im Sicherheitstrakt eines Sanatoriums, berührt sie, liebt sie – und stellt fest, dass er auf seiner Flucht selbst verseucht worden ist.
Doch so verzweifelt ihre Situation auch zu sein scheint, ihre Liebe hilft Hannah und Elmar, alle Widerstände zu überwinden. Sie mögen nicht ewig leben, müssen immer wieder um ein wenig Hoffnung kämpfen – und am Ende haben sie sogar die Gewissheit, dass ein kürzeres Leben mit einer erfüllten und echten Liebe mehr sein kann, als die meisten Menschen je erfahren können: Hannah und Elmar brechen mit einem alten klapprigen Auto in die Welt auf, sie schiebt ihren gezeichneten Körper durch das Schiebedach und steckt ihren kahlen Kopf lächelnd und glücklich der Sonne entgegen. Sie bemerkt, dass die ersten Haare wieder gewachsen sind und lässt sie im Wind flattern...
„Die Wolke“ gehört zu den bekanntesten Jugendbüchern der 1928 in Ostböhmen geborenen Autorin Gudrun Pausewang, das Gregor Schnitzler mit einer rundum überzeugenden Besetzung verfilmt hat. Es sind nicht die Massenszenen, mit denen der Film punktet, da spielen die Katastrophenfilme aus Hollywood einfach in einer ganz anderen Liga. Sondern es sind die Emotionen, die der größte anzunehmende Störfall in den beiden jungen Protagonisten auslöst, die Wechselbäder, denen Hannah und Elmar ausgesetzt sind, die aus dem mit dem Bayerischen Filmpreis 2007 ausgezeichneten „besten Jugendfilm“ mehr machen als nur eine Teenager-Liebesgeschichte vor bitter-ernstem Hintergrund.
Pitt Herrmann