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Wenn sie ihren Ärzten glauben kann, dann hat die Countrysängerin Helen nicht mehr lange zu leben. Vorher aber will sie sich noch einen Lebenstraum erfüllen: einmal im legendären Bluebird Cafe in Nashville aufzutreten! Als sie wider Erwarten tatsächlich für einen Auftritt nach Nashville eingeladen wird, steigt Helen jedoch in den falschen Flieger und landet nicht in den USA, sondern Kingston, Jamaika. Dort lernt sie die Trickbetrügerin Rosie kennen, die sie zum Flughafen in Montego Bay mitnimmt, von wo aus die Flugzeuge Richtung Nordamerika starten. Allerdings gestaltet sich die Fahrt als überaus turbulent – und so bleibt Helen dann doch länger in Jamaika als erwartet.
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Leider ist es kein Traum, als sie die Krebs-Diagnose erfährt – und nicht wirklich ein Trost, als ihr Gatte Carlo (diesmal ein rechter Schlaffi: Wotan Wilke Möhring) mit verweinten Augen rät: „Mach das Beste aus der Zeit, die uns noch bleibt“. Tatsächlich erreicht Helen wenig später ein Brief mit der Einladung in den legendären Country-Club. Auf nach Tennessee im klassischen Rodeo-Look und der Gitarre unter dem Arm!
Doch Helen besteigt das falsche Flugzeug und landet in der Reggae-Hochburg Kingston auf Jamaica. Wo sie sogleich der dealenden Kleinganovin Rosie (umwerfend: die englische Schauspielerin Nikki Amuka-Bird) in die Hände fällt in ihrem dilettantischen Versuch, auf dem Landweg Montego Bay zu erreichen, um dort einen Flieger in die USA zu erwischen. Die inzwischen völlig mittellose naive Blonde mit der Gitarre will sich allein durchschlagen, doch Rosie weiß es besser: „Du bist auf Jamaica, Honey, hier ist alles anders.“ Womit nicht nur der Linksverkehr gemeint ist.
Weil auch der deutsche Konsul (kleine, aber feine Episodenrolle: Michael Gwisdek bringt die Portion Ironie ins Spiel, die den 102 Filmminuten ansonsten abgeht) nicht weiterhilft, landen die beiden im gemeinsamen Leid inzwischen befreundeten Frauen in einem mondänen Hotelkomplex, wo Helen als exotisches Wesen from Germany eine Chance zu Auftritten neben den etablierten Coconut Boys bekommt. Inzwischen hat sich auch ein russischstämmiger Angestellter (Ivan Shvedoff) in der Bowlingbahn ihres Gatten auf den Weg gemacht, sie zu suchen – und findet, soviel darf verraten werden, am Ende die schöne Rosie. Und Helen? Sie hat zwar mit ihren hier auch reichlich deplatziert wirkenden Country-Songs keinen Erfolg beim unaufmerksamen Hotelpublikum, will aber dennoch auf Jamaica bleiben...
„Almost Heaven“, dieser stets gute Laune verbreitende Mutmacher-Hit, welcher dieser wundervoll leichten Sommerkomödie (TV-Erstausstrahlung am 10. August 2008 in der ARD) den Titel gab, durchzieht leitmotivisch diese Mischung aus Road Movie und Musikkomödie, deren Handlung nicht auf die Goldwaage gehört: Ein naives deutsches Cowgirl wandelt sich von einem Country- zum Reggae-Fan, weil es auf Jamaica landet statt in den USA – und sich dort pudelwohl fühlt. Und ihre Krankheit scheinbar völlig vergisst...
Die Amerikaner hätten aus dieser Story ein herzzerreißendes Melodram gemacht, Ed Herzog („Happy Weekend“) hat sich noch nicht einmal für eine sentimentale Tragikomödie entschieden. Sondern für eine ganz lockere Komödie mit viel Musik, Heike Makatsch steuert nicht weniger als acht Country-Klassiker bei, denen bei der finalen Strandparty ein flotter Reggae-Sound untergejubelt wird. Ed Herzog erzählt die wahre Geschichte seiner Protagonistin durch ihre Songs, seine Helen teilt ihre Gefühle nicht durch Worte oder Gesten, sondern durch ihre Musik mit. Von „Dark as a Dungeon“ im Kernspintomographen zu Beginn bis „Take me home, Country Roads“ mit den Coconut-Boys am Ende macht die Heike Makatsch das sehr souverän. Chapeau!
Pitt Herrmann