Inhalt
Das Regiedebüt von Calle Overweg knüpft direkt an die marktschreierischen Authentizitätsformeln der nachmittäglichen Talkshows und ihren täglich wechselnden Sorgenstrich an. Es geht um Männer, die – zum Teil seit Jahrzehnten, zum Teil erstmalig, aber mit katastrophalen Folgen – ihre Frauen schlagen oder geschlagen haben und bei Therapeuten Hilfe suchen. Doch die Täter sind Schauspieler, die Sitzungen mit ihren "echten“ psychologischen Betreuern sind nachgestellt. Die Geschichten vom erfolgreichen Prokuristen, vom Chefarzt, vom arbeitslosen Journalisten, vom Antiquitätenhändler und Taxifahrer, die sich hier Stück für Stück entrollen, erzählen so nicht nur von der häuslichen Gewalt als einem kulturpathologischen Phänomen oder von der Gewalt als Reflex auf den Druck des Arbeitslebens. Sie erzählen auf spannende Weise auch von ihrer eigenen medialen Inszenierung.
Der Regisseur selbst offenbart die Laborsituation seines Films gleich zu Anfang. Texttafeln weisen auf die eigentliche Identität der "Gewalttätigen“ hin. Der Regisseur selbst steht hin und wieder im Bild, bei einer skizzenhaften Besprechung mit seinen Figuren, seinen Spielern. Man sieht eine Kamera, Lampen, den Fond für den Hintergrund und verliert sich trotzdem schon im nächsten Moment wieder in einem Schauspiel, das, obwohl es sich doch selbst als Trugbild zu erkennen gibt, auf wundersame Weise berührt, nah und näher rückt.
Quelle: Birgit Glombitza: "Deutschland, revisited II". (Katalog zur gleichnamigen Filmreihe im Kommunalen Kino Metropolis September 2007). Hamburg: Kinemathek Hamburg e.V., 2007.
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