Inhalt
Der achtzehnjährige Arthur lebt und leidet in einer fränkischen Kleinstadt, schreibt Gedichte und träumt mit seinem Schulfreund Ernst, der hoffnungslos in ihn verliebt ist, vom Aufbruch ans Meer. Er verführt die Pfarrerstochter Sabine, schläft mit Ernst und findet schließlich mit seinem neuen Lehrer Paul Vera zusammen, der wegen homophiler Neigungen aus München in die Provinz strafversetzt wurde. Mit dieser Beziehung bricht er endgültig alle Brücken zu seinem dörflich familiären Umfeld ab.
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Wer dem charmanten, selbst Gedichte schreibenden Lyrik-Fan begegnet, ist sogleich emotional berührt. So die frühreife, sehr verführerische, aber auch gehemmte Pfarrerstochter Sabine, die erst eine eigene psychische Sperre überwinden muss: Sie ist einst von ihrem Vater, einem strengen evangelischen Pastor, verführt worden, um danach ihrem Arzt Dr. Bachmann zu verfallen. Und damit dem Vater von Arthurs bestem Freund, des homosexuellen Schülers Ernst, der in Arthur verliebt ist, was durchaus auf Gegenseitigkeit beruht.
Arthurs unbändige Lust am intensiven, den Muff der Kleinstadt hinter sich lassenden Leben mündet in eine Beziehung zu seinem neuen Lehrer Paul Vera, der wegen homophiler Neigungen aus München in die Provinz strafversetzt worden ist. Der hätte es besser wissen müssen, als sich heimlich in Eisenbahnwaggons, im Wald, auf Autositzen oder in Hotelquartieren der anonymen Großstadt mit seinem Schüler zu treffen…
„Durst“ hat es nach dem Kinostart am 2. Dezember 1993 schwer gehabt, trotz einer großartigen Besetzung mit Jürgen Vogel, Nicolette Krebitz und einem Andre Eisermann, der nach großen Kino-Erfolgen („Kaspar Hauser“, „Schlafes Bruder“) sein Festengagement am Hamburger Thalia-Theater aufgibt, um nur noch frei zu arbeiten – so bei Leander Haußmann in Salzburg („Ein Sommernachtstraum“).
Dabei punktet der vom nicht im Abspann genannten NDR koproduzierte Spielfilm Martin Weinharts, der beim Max Ophüls Preis 1993 mit dem Förderpreis Langfilm ausgezeichnet wurde, nicht nur beim Cast: auch die Musik von Hugo Seebach und die unorthodoxe Kameraführung von Klaus Eichhammer sind bemerkenswert. Dafür gabs beim Cinema Jove 1994 in Valencia Preise für die beste Kamera und für die beste schauspielerische Leistung, Letzterer ging sehr zu recht an Nicolette Krebitz.
Pitt Herrmann