Biografie
Erich Frey war einer der bekanntesten Berliner Strafverteidiger seiner Zeit und sorgte mit seiner Art der Verteidigung in einigen "Sensationsprozessen" für Aufsehen. Eines seiner Markenzeichen, ein Monokel, privat ein modisches Accessoire, wusste er vor Gericht dramaturgisch wirkungsvoll einzusetzen, etwa wenn er erstaunt die Augenbrauen hob und ihm das Monokel dabei in die "zufällig" schon geöffnete Hand fiel.
Frey verteidigte unter anderen mehrere Massenmörder sowie den Vorstand eines Ringvereins, Adolf Leib, auch als Muskel-Adolf bekannt, vom Sport- und Geselligkeitsverein "Immertreu". Die Ringvereine jener Zeit, in der öffentlichen Wahrnehmung sozial engagierte Vereine zur Unterstützung von straffällig gewordenen Personen, waren intern straff organisierte kriminelle Vereinigungen. Sie sorgten für falsche Alibis, bezahlten Anwälte, unterstützen Familien inhaftierter Ringbrüder finanziell, solange deren Mitglieder sich an die internen Verhaltensregeln und Normen hielten, die unter anderem zur Verschwiegenheit und zur Beteiligung des Vereins an Erlösen aus den kriminellen Aktivitäten seiner Mitglieder verpflichteten.
In diesem Zusammenhang war Frey für Fritz Langs Recherchen zu seinem nächsten Film "M" ein besonders interessanter Gesprächspartner zum Thema Ringvereine. Lang dankte es ihm, indem er Frey für den Film die Seiten wechseln ließ. Als Komparse bei den Film-Ringbrüdern mischt er sich unter jene, die er normalerweise vor Gericht verteidigt.
Jüdischer Herkunft, konnte sich der bereits öffentlich angefeindete Erich Frey am 22. Oktober 1933 durch Flucht nach Zürich und weiter nach Paris vor den Nationalsozialisten retten. Da er aber auch dort weiter von ihnen beobachtet wurde, ging er nach Shanghai und übernahm eine Professur an der dortigen Universität. 1939 zog er nach Santiago de Chile. In seinem Beruf als Rechtsanwalt arbeitete er nie wieder.
Der Dr. jur. und Dr. phil. Erich Frey veröffentlichte nicht nur Artikel in Fachzeitschriften und sprach im Rundfunk, er schrieb zudem einige Theaterstücke. Seine 1959 veröffentlichte Biographie "Ich beantrage Freispruch! Erinnerungen des berühmten Berliner Strafverteidigers" wurde 2019 neu aufgelegt. Gleichermaßen lebendig wie spannend schreibt Frey darin über einige seiner Fälle im "Babylon Berlin".
Autor: Stefan Döpke