Inhalt
Tagelöhner rauchen mit Blick auf das Schwarze Meer, Handwerker räkeln sich auf dem Dach der beschädigten Kathedrale, ein Junge manövriert uns durch die sonnendurchfluteten Straßen und Hinterhöfe Odesas, während er von einer mittelgroßen Schokoladentorte zum Geburtstag und einem Job auf einem Kreuzfahrtschiff träumt. In diesen heiteren Alltag mischt sich Beklemmung, denn die Leerstellen – seien es die Löcher in den historischen Fassaden, die Abwesenheit von Familienangehörigen oder die Finsternis der Stromausfälle – machen die Allgegenwärtigkeit des Krieges viel erschütternder spürbar als sein trügerisch fernes Grollen. Die Erinnerungen, Erlebnisse und Träume der erstaunlichen Menschen, die Eva Neymann auf ihrem ausgedehnten und aufmerksamen Streifzug durch die Hafenstadt zeigt, werden zu Überlebenskunst. Eine Geflüchtete aus Abchasien, ein nomadischer Geistlicher, eine Straßenkatzen pflegende Witwe, ein alleinerziehender Vater, dessen Söhne auf entgegengesetzten Seiten der Front leben, eine Shoah-Überlebende und viele mehr gewähren uns seltene Einblicke in die Realität eines mythenumwobenen Ortes, in einen poetischen Weltenraum voll resilienter Menschlichkeit.
Quelle: 75. Internationale Filmfestspiele Berlin (Katalog)
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