Wie heiratet man einen König

DDR 1968 Spielfilm

Inhalt

Märchenverfilmung nach den Brüdern Grimm: Ein Bauer und seine Tochter, die vom König ein Stück Land bekommen haben, finden dort eine kostbare Schatulle, jedoch ohne Deckel. Obwohl die Tochter Bedenken hat, bringt der Bauer sie arglos zum König – und wird in den Kerker geworfen, denn der König wirft ihm vor, den Deckel versteckt zu haben. Um ihren Vater zu befreien, muss die Tochter drei Rätsel lösen. Das meistert sie mit Bravour, und da sie nicht nur klug, sondern auch schön ist, gewinnt sie das Herz des Königs und wird seine Gemahlin. Nun redet sie ein Wörtchen mit, wenn es um Recht und Unrecht gegenüber den Untertanen geht. Doch der in seiner Eitelkeit gekränkte König verweist seine Gemahlin des Schlosses. Er lässt ihr nur noch einen Wunsch: Sie darf vom Schloss mitnehmen, was ihr das Liebste ist. - Am nächsten Morgen erwacht der König in der Stube des Bauern und seiner Tochter. Nun gibt er sich gern geschlagen, und die beiden kehren zurück auf das königliche Schloss.

Die Ausstattung dieser Filmseite wurde durch die DEFA-Stiftung gefördert.

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Nur mit Müh und Not – und einiger körperlicher Anstrengung - gelingt es der Bauerntochter, ihren Vater dazu zu bewegen, mit ihr aufs Schloss zu gehen. Wo schon seit vielen Stunden eine Menge anderer Bittsteller darauf wartet, dass sich der König ihren Wünschen, Klagen oder Vorschlägen zuwendet. Doch der ist ganz in sein Schachspiel vertieft und wenn er einmal ein Auge riskiert, dann auf die eher tumben Ritterspiele im Schlosshof. Endlich ist es selbst ihm zuviel, was er sehen muss – und steigt aufs Pferd, um den Knappen zu zeigen, wie man richtig kämpft.

In Siegerlaune lässt er sich endlich dazu herab, den Bittstellern sein Ohr zu leihen. Ein armes Bäuerlein bringt vor, dass der Soldat Kilian eine seiner Ziegen erschlagen hat, nur weil deren Schwanz über die Grundstücksgrenze hinaus auf den Weg ragte. Der König lässt den Wert des Tieres von seinem Fettwanst von Vogt taxieren: Sechs Batzen. Diese Summe wird Kilian auferlegt zu zahlen – die eine Hälfte an den Geschädigten, die andere an den König. Was das alte Bäuerlein naturgemäß in Rage bringt – vergeblich.

Auch im zweiten „Fall“ des Steuereintreibers, der sich als Eierdieb herausstellt, fällt der Herrscher ein völlig willkürliches Urteil, weshalb die kluge Bauerntochter wenig Hoffnung hat, dass die Bitte ihres Vaters um Ackerland als Ersatz für fehlende Fische im See erfüllt wird. Aber sie hat es selbst in der Hand, nachdem sie die erste Aufgabe des so launischen wie überheblichen Königs, einem Stein seine Haut abzuziehen, mit einem Gegen-Rätsel gekontert und so die wohlwollende Aufmerksamkeit des zur Abwechslung einmal gönnerhaften Regenten gewann: Als sie auch das nächste Rätsel löst, bekommt ihr Vater das Land.

Dessen karge Scholle freilich wenig Aussicht auf zum Lebensunterhalt ausreichenden Ertrag verspricht – bis Vater und Tochter auf einen Schatz in einer goldenen Schatulle stoßen. Während er diese ordnungsgemäß dem Landesherrn aufs Schloss bringen will, rät sie ihm davon ab: Der Deckel fehle und er werde sicherlich wegen Diebstahls angezeigt und hinter Gittern gesteckt. Wann hört ein Vater schon ’mal auf seine Tochter: Der Bauer landet in einem Käfig, der mitten im Hof des Schlosses steht. Und wenigstens, ein schwacher Trost, über eine Sitzbank verfügt.

Nun ist guter Rat teuer, aber da der König einmal vom Wettfieber gepackt ist, gibt er der so klugen wie schönen Bauerntochter drei neue Rätsel auf, mit deren Lösung sie nicht nur ihren Vater vom Eisen befreien, sondern auch den König freien kann. Sie löst alle Rätselaufgaben mit Bravour und wird noch am gleichen Abend zur Königin gekrönt. Die bacchantische Hochzeitsfeier mit ruralen Lazzi des Hofnarren Knut und „seiner“ Ulrike, in der er seinen Meister gefunden haben könnte, will schier kein Ende nehmen. Woran die enervierende Musik Peter Rabenalts keinen geringen Anteil hat.

Schon bald verliert der König seine Geduld mit der huldvollen Frau an seiner Seite, die ihm nicht nur im Küchenweisheiten-Wettstreit sondern bald auch im Schachspiel ebenbürtig ist: Als Veit und Kilian ’mal wieder aus einer Laune heraus einen anständigen Bürger, in diesem Fall den Müller, traktieren, greift die Königin ein - und treibt damit den Gatten zur Weißglut. Der ihr ein für allemal verbietet, sich in seine Staatsgeschäfte einzumischen. Doch bereits beim nächsten Fall von schreiender Ungerechtigkeit, bei dem Götz ein gerade erst geborenes Fohlen verliert, weiß die Königin mit Umsicht und Witz, diesem zu seinem Recht zu verhelfen.

Als der König dahinterkommt, wer Götz auf die richtige Spur gebracht hat, zieht er die Notbremse: Ein König muss glaubhaft sein, da hat die kluge Bauerntochter ganz recht. Damit er das jedoch vor allem vor sich selbst sein kann, muss die Frau an seiner Seite, die klüger und gerechter ist als er, weichen. Er schickt sie wieder dorthin, woher sie gekommen ist. Allerdings darf sie, er will ja kein Unmensch sein, das Liebste aus dem Schloss mit in die Bauernkate nehmen. Wenn der Hahn kräht in aller Frühe am anderen Morgen, gibt’s ein besonderes Aufwachen...

„Wie heiratet man einen König“ ist ein aus der Perspektive von unten, aus der Sicht des einfachen Volkes so einfallsreich wie eigenwillig erzähltes Grimmsches Märchen, dass gar nicht groß aktualisiert werden muss für die heutige Zeit: Frauen bedürfen der Klugheit und manchmal auch der List, um ihre Männer zur Einsicht zu bringen, wobei es völlig unerheblich ist, ob diese eine güldene Krone auf dem Haupt tragen oder nicht. Schöne und kluge Frauen sind also keineswegs jederman(n)s Sache, aber jedenfalls damals Ende der 1960er Jahre die des Schauspielers Eberhard Esche, der auch im wahren Leben mit Cox Habbema verheiratet gewesen ist.

„Du bist so schön, aber so klug“: In seinem ersten abendfüllenden Spielfilm sind Rainer Simon bei der dritten Rätselaufgabe des Königs dolle Slapstick-Szenen gelungen. Wie Cox Habbema als bestrickend schöne Seejungfrau auf ihrer mit zwei Eseln gebildeten Sänfte Einzug hält im Schloss, nachdem sie das ganze Volk in Aufruhr und Schrecken versetzt hat, erinnert an Charlie Chaplin und Buster Keaton in besten Stummfilm-Zeiten. Die Holländerin, die über eine im niederländischen Fernsehen gezeigte „Arturo Ui“-Aufführung des Berliner Ensembles in Kontakt zur DDR trat, Deutsch lernte und Benno Besson am Deutschen Theater (Ost-) Berlin assistierte, ist hier in ihrem ersten Defa-Film zu sehen. Der am 18. Januar 1975 vom Fernsehen der DDR erstausgestrahlt worden ist.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Länge:
2176 m, 79 min
Format:
35mm
Bild/Ton:
Orwocolor, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 23.02.1969, Wolterschart;
Kinostart (DE): 20.10.2011, WA

Titel

  • Originaltitel (DD) Wie heiratet man einen König
  • Arbeitstitel (DD) Die kluge Bauerntochter - Ein Märchen von Klugheit und Liebe

Fassungen

Original

Länge:
2176 m, 79 min
Format:
35mm
Bild/Ton:
Orwocolor, Mono
Aufführung:

Uraufführung (DD): 23.02.1969, Wolterschart;
Kinostart (DE): 20.10.2011, WA