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Alle Fotos (6)Biografie
Ludwig Berger wurde am 6. Januar 1892 in Mainz als Sohn des Bankiers Franz Bamberger und der Pianistin Anna Klara Bamberger (geb. Lewino) geboren. Bereits in jungen Jahren erhielt er Cello-Unterricht. 1910 begann er ein Studium der Kunstgeschichte und Germanistik in München und Heidelberg, 1914 promovierte er mit einer Arbeit über den Maler Johann Conrad Seekatz. Beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs meldete Berger sich freiwillig zum Militär, wo er sich mit Carl Zuckmayer anfreundete; wegen einer Knochenhautentzündung wurde er jedoch schon wenig später als untauglich aus dem Kriegsdienst entlassen.
Wenngleich er nie eine entsprechende Ausbildung erhalten hatte, begann Berger als Regisseur zu arbeiten: Sein Debüt gab er 1916 am Stadttheater Mainz mit einer Inszenierung der Mozart-Oper "Gärtnerin aus Liebe"; das Szenenbild entwarf sein Bruder Rudolf Bamberger – der Beginn einer regelmäßigen Zusammenarbeit. Ab 1917 arbeitete Berger in Hamburg, Darmstadt und Berlin, wo er sich vor allem mit Shakespeare-Inszenierungen einen Namen machte. Daneben veröffentlichte er Märchenbücher, Gedichte und Dramen.
Sein Debüt als Filmregisseur gab Ludwig Berger 1920 mit der Calderon-Adaption "Der Richter von Zalamea". Für die von Erich Pommer geleitete Decla-Bioscop realisiert er bis 1923 drei weitere, hochrangig besetzte Filme nach eigenen Drehbüchern: "Der Roman der Christine von Herre" (1921), "Ein Glas Wasser" (1923), in dem Mady Christians erstmals seine Hauptdarstellerin war, und die "Aschenputtel"-Adaption "Der verlorene Schuh" (1923), die ihn veranlasste, theoretische Überlegungen zum Verhältnis von Märchen und Film zu veröffentlichen.
Bis 1929 gestaltete sein Bruder Rudolf Bamberger die Bauten zu fast all seinen Kinofilmen, darunter die ironisch gebrochene Operetten-Adaption "Ein Walzertraum" (1925), deren großer Erfolg den Brüdern sogar eine Einladung in die USA einbrachte. Der letzte gemeinsame Film des familiären Duos war das romantische Sozialdrama "Das brennende Herz" (1929). Auch bei Bergers Berliner Theaterinszenierungen "Himmel und Hölle" (1920) und "Die Heilige aus USA" (1931) zeichnete sein Bruder für die Bühnenbilder und die Kostüme verantwortlich. Bergers Stammautor war seit "Ein Walzertraum" Robert Liebmann, der bis 1933 an fast allen seinen deutschen Filmen beteiligt war.
Mit der Fertigstellung des von Mauritz Stiller begonnenen Films "The Street of Sin" ("Der König von Soho", US 1928), begann Bergers Arbeit für Paramount in Hollywood. 1928 drehte er dort zwei weitere Stummfilme und bis 1930 zwei Tonfilme, darunter als Farbtonfilm "The Vagabond King" ("Der König der Vagabunden"), einen das Leben François Villons romantisierenden Operettenstoff.
1932 realisierte er für die Pommer-Produktion der Ufa drei Sprachversionen des Musikfilms "Ich bei Tag und Du bei Nacht" mit Käthe von Nagy und Willy Fritsch, der mit seinem ironischen Oszillieren zwischen trister Realität und glänzender Traumwelt ein Beispiel für Bergers typische Herangehensweise ist. 1933 folgte – in zwei Sprachversionen – "Der Walzerkrieg" mit Renate Müller und Fritsch, bis heute einer seiner bekanntesten Filme. Sein von Musikalität und zarter Märchenhaftigkeit durchdrungener Inszenierungsstil wurden von den Zeitgenossen als "Triumph deutschen Filmschaffens" (Willy Haas) gefeiert.
Nach der Machtübernahme der Nazis 1933 konnte Berger, der Jude war, nicht mehr in Deutschland arbeiten. 1935 emigrierte er über Frankreich zunächst in die Niederlande, wo er 1936/37 die erfolgreiche Shaw-Verfilmung "Pygmalion" drehte. Kurz darauf ging er nach England und schließlich für kurze Zeit zurück nach Deutschland.
1938 flüchtete er mit seiner Mutter nach Amsterdam. Als französische Produktion entstand "Les trois valses" (1938), für den er Oscar Straus als Komponisten heranzog. Die 1938 begonnene, britische Alexander Korda-Produktion "The Thief of Bagdad" wurde für ihn zum persönlichen Fiasko, da es zu erheblichen Differenzen mit Korda kam: während Berger einen Schwarzweißfilm mit kammerspielähnlicher und dichter Atmosphäre drehen wollte, wünschte Korda sich einen spektakulären, epischen Abenteuerfilm. Als Resultat griff Korda massiv in die Regiearbeit ein und engagierte mehrere weitere Regisseure – schließlich musste Berger den Dreh zu großen Teilen an Michael Powell und Tim Whelan abgeben. Erst 1940 startete "The Thief of Bagdad" in den Kinos – und wurde Kritik und Publikum begeistert aufgenommen.
Ebenfalls 1940 startete sein für zehn Jahre letzter Film, die niederländische Produktion "Ergens in Nederland" – kurz danach wurden die Niederlande von den Deutschen überfallen; Berger überlebte die Besetzung mit falschen Papieren. 1945 schuf der ebenfalls im Exil lebende Maler Max Beckmann ein Porträt Bergers.
1947 kehrte Ludwig Berger nach Deutschland zurück und lebte zurückgezogen in Schlangenbad. Mit dem Ballett-Film "Ballerina" (1950), einer französischen Produktion, drehte er seinen letzten Kinofilm. Danach arbeitete als Bühnen- und Hörspielregisseur. 1953 erschien seine Autobiografie "Wir sind vom gleichen Stoff, aus dem die Träume sind. Summe eines Lebens".
1954 ging Berger zum Fernsehen, wo er zu den Pionieren des deutschen Fernsehspiels gehörte, vor allem durch eine live im Studio produzierte Serie von sechs Shakespeare-Komödien beim Sender Freies Berlin (1957/58). Gelegentlich übernahm er auch kleinere Schauspielrollen.
Von 1956 bis 1968 leitete er die Abteilung Darstellende Kunst an der Akademie der Künste in West-Berlin. Als Autor verfasste er zahlreiche Prosawerke und Dramen. 1964 erhielt Berger das Filmband in Gold für langjähriges und erfolgreiches Wirken im deutschen Film; 1966 wurde er mit dem Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern geehrt. Seine letzte Arbeit war 1968 die Bühnenregie von "Odysseus auf Ogygia", die von Günther Meyer-Goldenstädt fürs Fernsehen adaptiert wurde.
Am 18. Mai 1969 starb Ludwig Berger in Schlangenbad.