Inhalt
Neuverfilmung des berühmten Romans von Erich Kästner: Die 13-jährige Berlinerin Martina erhält die Chance, am begehrten Johann-Sigismund-Gymnasium aufgenommen zu werden, das in einem malerischen Südtiroler Alpenstädtchen liegt. Für eine Probezeit dort angekommen, wird Martina direkt mit den ungeschriebenen Regeln der Schülerschaft vertraut gemacht: Die coole Jo, der gutmütige Matze und der kleine Uli erklären ihr, dass die Internats-Schüler*innen und die Dorfkinder, angeführt von der charismatischen Ruda, traditionell miteinander verfeindet sind. Vergeblich versuchen der Internatsleiter Justus und die Dorfschuldirektorin Kreuzkamm zu vermitteln. Dann gibt es da noch den geheimnisvollen Aussteiger, der in einem Eisenbahnwaggon lebt und von allen nur "Nichtraucher" genannt wird. Martina gerät immer mehr zwischen alle Fronten. Nach einem gescheiterten Versöhnungsversuch drohen die Streitigkeiten zwischen Internats- und Dorfkindern zu eskalieren.
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Der altehrwürdige Bau der Schule liegt auf halber Höhe zwischen dem (fiktiven) Städtchen Kirchberg im idyllischen Vinschgauer Tal und dem auf dem Berg gelegenen Internat, dessen Gebäude einer mittelalterlichen Burg gleicht. Drei künftige Mitschüler holen die Neue von der Bahnstation ab. Weil Martina noch nicht mit den offenbar seit Generationen bestehenden Regeln zwischen den miteinander verfeindeten „Internen“ aus dem Internat und den „Externen“ aus dem Ort vertraut ist, betritt sie einen nagelneuen Skaterpark und überschreitet dabei ungewollt die Grenze zwischen beiden Lagern.
Schon werden Martina, die toughe Jo Trotz, welche die Gelegenheit nutzt, mit der Spraydose die noch weiße Wand der Anlage zu verunzieren, der eher zurückhaltende Matthias „Matze“ Selbmann und der schmächtige Uli von Simmern in „Feindesland“ entdeckt und von der körperlich überlegenen Gruppe um Ruda Kreuzkamm verfolgt. Um schneller entkommen zu können, wirft Jo den schweren Koffer ihrer künftigen Zimmergenossin Martina über eine Mauer. Mit Folgen: Zwar können sie ihre Verfolger abschütteln, indem sie sich auf ein ihnen bisher unbekanntes Areal mit einem ausgemusterten Eisenbahn-Waggon flüchten.
Aber das selbstüberhebliche Arschloch von „schönem Theo“ weist sie am Burgtor gleich zum Internatsleiter Justus Bökh, der eine ernste Miene aufsetzt, ist bei ihm doch der finstere Herr Rothe vorstellig geworden mit der Forderung von 1.000 Euro Schadensersatz für die vom Koffer verursachte Beule auf der Motorhaube seines Autos. Selbst durch vier geteilt, wie der Menschenfreund Bökh urteilt, bedeutet das für Martinas Mutter eine kaum aufzubringende Summe.
Um den jetzt wieder eskalierten Streit unter den Schülergruppen zu beenden, beschließen der empathische Internatsleiter und die bisher vor allem auf strenge Regeln setzende Schuldirektorin Kreuzkamm, die Mutter der aufsässigen Externen-Anführerin Ruda, dass beim Sommerfest vor Ferienbeginn gemeinsam ein Theaterstück aufgeführt werden soll – unter Jos Leitung: „Das fliegende Klassenzimmer“. Weil aber wieder niemand freiwillig mitmachen will, beschließt der harte Kern der Internen, einen Film zu drehen – vor der Kulisse besagten Eisenbahnwaggons.
Der wider Erwarten von einem geheimnisvollen Aussteiger bewohnt wird: Robert, genannt Nichtraucher, weil sein Waggon mit einem entsprechenden Emailleschild gekennzeichnet ist, zeigt sich aufgeschlossen, gibt der vereinsamten Jo, deren Mutter in Brasilien lebt, Klavierunterricht und erlaubt Dreharbeiten außerhalb seines Wohnzimmers. Weil Martina mit Bökhs Hilfe für das Stipendium lernen muss, das erst nach einer Prüfung am Ende des laufenden Schuljahres gewährt wird, zickt Jo herum. Sie stellt sich einen Film über die Schule der Zukunft vor, die nicht in alten Gemäuern beheimatet ist, sondern auf einem fernen Planeten. Als ein erneuter Krieg ausbricht und Ruda das bisher gefilmte Material auf Jos Handy löscht, erzählt der Internatsleiter die Geschichte von zwei Jungen, dem Internen Justus und dem Externen Robert, welche einst die Grenzen überwanden und Freunde wurden, sich aber seit langem aus den Augen verloren haben. Doch erst eine völlig missglückte Mutprobe des schmächtigen Uli bringt die Mitschüler zur Vernunft – und führt die Freunde von einst wieder zusammen…
Sehr frei nach Erich Kästners „Schul-Roman für Kinder“ aus dem Jahr 1933, in dem der Autor selbst als Erzähler fungierte, hat die in Berlin lebenden schwedische Regisseurin Carolina Hellsgård eine turbulente, ganz heutige Abenteuergeschichte inszeniert nach einem Drehbuch von Gerrit Hermans. Mit dem Außenseiter Robert als Erzähler steckt diese bis zum erwartungsgemäß glücklichen Finale nach neunzig spannenden Minuten voller pädagogisch wertvoller Belehrungen, die in ein appellatives Schlusswort des wieder ins Leben zurückgeholten Arztes an große und kleine Kinobesucher münden.
Die nunmehr vierte Adaption des „Fliegenden Klassenzimmers“ punktet mit
Nachwuchsdarstellern wie Leni Deschner, Lovena Börschmann Ziegler, Morten Völlger, Franka Roche, Wanja Valentin Kube, Holly Schiek, Aaron Sansi und Leander Schumann sowie großartigen Südtiroler Landschaftsaufnahmen von Moritz Anton, darunter auch das Wahrzeichen des Vinschgaus, der aus dem aufgestauten Reschensee herauskragende Kirchturm von Graun.
Pitt Herrmann