Wo ist Erkan Deriduk?

Deutschland 1995 Kurz-Spielfilm

Inhalt

Holger Schabel ist für die Berlinale auf einer atemlosen Suche nach Erkan Deriduk, einem Filmemacher aus Tadschikistan. Der Film folgt dieser absurd komischen Suche Schabels durch alte Kellergänge, vergessene Filmlager, endlose Flure der DFFB, an den Wannsee, ins Filmlager der Berlinale. Zuletzt bekommt er einen telefonischen Hinweis von Bürgermeister Momper und kehrt so an den Ausgangspunkt seiner Suche zurück. Ein ironischer Kurzfilm, in dem die von Peter Fitz gespielte Figur ein Nachfahre von Sisyphus zu sein scheint, begleitet von einer hastenden und irrenden Handkamera und futuristisch sirrenden Klängen aus einer von Lydia Kavina gespielten Theremin Vox. Eine kafkaeske Geschichte aus dem winterlichen Berlin von 1995.

(Helmut S. Elektronik Klumpen Produktion)

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Helsch
Produktionsgeschichte
Erinnerungen an die Produktion von "Wo ist Erkan Deriduk?" von Helmut Schulzeck

Berlin Ende November 1994. Bernd Fiedler und ich waren auf der Suche nach Filmmaterial aus Fiedlers DFFB-Zeit. Fiedler war Jahrgangssprecher des ersten Studenten-Jahrgangs der Deutschen Akademie für Film und Fernsehen Berlin (DFFB) gewesen und wegen einer Rektoratsbesetzung (Hausfriedensbruch) mit weiteren 17 Kommilitonen/innen (darunter Harun Farocki und Holger Meins) von der Akademie "geflogen". 26 Jahre später suchte er mit mir nach dem 16mm-Filmmaterial inklusive Perfo-Tonband für seinen ehemals zusammen mit Balz Raz geplanten Abschlussfilm. Nach einem Gespräch mit dem damaligen Direktor der DFFB Reinhard Hauff landeten wir schließlich im Keller eines alten Gewerbegebäudes in Spandau, in dem wir nach kurzer Suche auf ein unsortiertes Filmlager der DFFB stießen und schließlich auch das gesuchte Footage überraschend schnell fanden.

Das eigentliche Ereignis für mich aber war der Fundort und seine Umgebung. Lange, fast katakombenartige gelb-braune, Klaustrophobie stimulierende Kellergänge führten zu einem Raum, in dem sich 16 und 35mm Filmdosen neben Umzugskartons sowie einem alten, verwaisten 16 mm-Schneidetisch türmten und sich zu einem verwahrlosten, geheimnisumwitterten Ensemble zu gruppieren schienen. Ich sah mich schon mit meiner Hi8-Kamera durch die Gänge rennen ja toben, und diesen vergessenen, halb verwunschenen Schauplatz erobern.

Und so geschah es dann auch. Schnell hatte ich mir eine leicht wirre Geschichte für einen 10- Minuten-Film ausgedacht, in dem die Bilder zum eigentlichen Protagonisten werden sollten, und eignete mir den dunkelnden Ort der Handlung an.

Damals war ich richtig in Otto Sander vernarrt, der im Spiegelzelt "Bar Jeder Vernunft" unweit der damaligen Freien Volksbühne in "Im Weißen Rössl am Wolfgangsee" mitspielte, und "belatscherte" ihn, leider nur mit einem Teilerfolg. Er wurde meine Erzählerstimme und hat einen kleinen Gastauftritt im Film, wie auch Gerd Wameling, Irm Hermann, Siegfried W. Kernen und Walter Momper. Sander verwies mich an Peter Fitz und gab mir seine Telefonnummer. Dort erreichte ich nur die Frau oder eine Freundin (?) von Peter Fitz, er selber war zu Dreharbeiten in Frankreich. Ich weiß gar nicht mehr, wie die Dame hieß, jedenfalls erzählte ich ihr "stundenlang" voller Begeisterung von meinem Projekt. Ich dachte damals ja, ich sei der Größte und würde den Film noch kurzfristig, es war schon Mitte Dezember, erfolgreich auf die Berlinale bringen können. Schließlich versprach mir die geduldige Zuhörerin am anderen Ende der Leitung Herrn Fitz zu fragen und ein gutes Wort für mich bei ihm einzulegen.

Das Wunder geschah. Peter Fitz fand In Januar einen ganzen gagenfreien Tag Zeit für mich. Wir brausten mit meinem uralten Opel Astra von Location zu Location. Erst nach Spandau, dann in die Masurenallee zur DFFB und schließlich in die damalige Verwaltungszentrale der Berlinale in die Budapester Straße vis-a-vis der Gedächtniskirche, unmittelbar neben dem Zoo Palast.

Fitz verfolgte am Spandauer Ort des Geschehens grandios einen panisch vor uns fliehenden Hausmeister, der von Fitzens Fragen nach einem Erkan Deriduk irritiert seine Filmdosen in beide Hände nahm und sein Heil im Reißaus durch die Kellergänge suchte. Der Arme war von uns nicht eingeweiht worden und wetzte schließlich schnellen Schritts beinahe wie um sein Leben. Fitz wie ein Terrier immer hinterher und ich mit dem Kamera hinterdrein. Tags drauf drehte ich allein im Kaufhaus Wertheim als ich Frau Hermann zufällig an der Rolltreppe erwischte, im Preußischen Landtag, in den ich mich in eine Pressekonferenz des damaligen Oberbürgermeisters Walter Momper eingeschlichen hatte, und sprach an einem leicht frostigen Januarmorgen am Wannsee bei laufender Kamera mit einer Frau auf einem Haveldampfer, die mich wegen meiner bekloppten Fragen zumindest für einen Halbirren gehalten haben dürfte.

Und was soll ich sagen, der Film wurde "umkopiert" von Hi8 auf 16mm rechtzeitig fertig, aber trotz tollem Spiels von Peter Fitz, meiner Gast-Stars, stimmiger Locations, einer bemerkenswerten musikalischen Komponente Dank der Thermin Vox von Lydia Kavina und meiner "fliegenden Handkamera" nicht für die Berlinale ausgesucht.

Peter Fitz und Otto Sander haben den fertigen Film nie gesehen, was mich immer noch ein wenig wurmt. Bernd Fiedler freilich, der mich fernmündlich von München aus per Telefon coachte, ist immer noch von "Wo ist Erkan Deriduk?" überzeugt. Ich schwebte während Drehzeit und Postproduktion nicht selten zwei bis drei Zentimeter über dem Erdboden, wurde aber schließlich durch den ablehnenden Bescheid der Berlinale auf den Boden der Tatsachen zurück geholt.

Credits

Schnitt

Musik

Darsteller

Produzent

Alle Credits

Schnitt

Musik

Darsteller

Sprecher

Produzent

Länge:
10 min
Format:
16mm, 4:3
Bild/Ton:
Farbe, Mono
Aufführung:

Aufführung (DE): 30.05.1995, Kiel, Filmfrühling, Sechseckbau, Christian-Albrechts-Universität

Titel

  • Originaltitel (DE) Wo ist Erkan Deriduk?

Fassungen

Original

Länge:
10 min
Format:
16mm, 4:3
Bild/Ton:
Farbe, Mono
Aufführung:

Aufführung (DE): 30.05.1995, Kiel, Filmfrühling, Sechseckbau, Christian-Albrechts-Universität