Inhalt
Lebenskünstler Jakob, Ende 30, schlägt sich hauptsächlich mit Auftritten als Elvis-Imitator in Seniorenheimen durch. Ausgerechnet, als er eines Tages einen Job als Fahrer in einem internationalen Transportunternehmen antritt, meldet sich seine Ex-Affäre Julia und teilt ihm mit, dass er seit vielen Jahren Vater ist – und seine Tochter Mai bereits auf dem Weg, um ihn kennenzulernen. So bleibt Jakob nichts anderes übrig, als auf die weite Fahrt nach Norwegen im klapprigen Kastenwagen nicht nur die Fracht, einen stinkenden Schafbock, sondern auch seine neue Tochter mitzunehmen. Auf der turbulenten Reise stellt sich heraus, dass der Schafbock neben der sprichwörtlichen Sturheit ein ungewöhnliches musikalisches Talent besitzt. Jakobs Geduld wird zudem durch die ebenfalls recht eigensinnige Mai auf die Probe gestellt...
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Aber das besondere ist, dass ich das Auto aus dem Film besitze... und wenn man den Film kennt, ist das ein ganz besonderes Auto !
Jakob, der mit seinem Leben nicht zurechtkommt, weil er jungen Frauen wie Lena keine Perspektive zu geben imstande ist und sich von Job zu Job hangelt, sodass er immer wieder bei Muttern Unterschlupf suchen muss, haust in einem der anonymen Wohnsilo-Häuser, die es offenbar nicht nur als „Platte“ im wilden Osten, sondern auch in der norddeutschen Hansestadt gibt. Er ist einmal wieder völlig pleite, sodass er sich auf einen Höllentrip einlässt: eine Kurierfuhre in einem klapprigen gelben Fiat-Kastenwagen in den hohen Norden über Kopenhagen, Göteborg und Oslo nach Lykoya, einem kleinen Inselreich.
Es ist freilich kein normales Kuriergut, das ihm vom schlitzohrigen Chef aufs Auge gedrückt wird: ein veritabler Schafsbock, auf den in der Idylle Nordnorwegens eine ganze Herde wartet. Und dann erreicht Jakob auch noch ein Anruf von einer gewissen Julia Delamare (gab schon in „Der letzte schöne Tag“ Möhrings Gattin: Julia Koschitz). Julia wer? Mit dem berühmten Münchner Opernstar war er vor zwölf Jahren immerhin zwei Monate und zwei Tage liiert. Was nicht ohne Folgen geblieben ist: Mai. Die nun unbedingt ihren Papa kennenlernen will, weil daheim kein Stein auf dem anderen zu bleiben scheint: Marc, Mamas Neuer, zieht mit seinen beiden Söhnen in die Luxusvilla.
Und dann steht ein graziles kleines Mädchen mit einem riesigen pinkfarbenen Cellokasten am Hamburger Flughafen – und zickt nur 'rum, als sie ihren angeblichen One-Night-Stand-Erzeuger als Loser erlebt samt störrischem Ziegenbock im Käfig des klapprigen Gefährts. Allerdings: klein beigeben gilt nicht. Bis der Kerl und seine beiden Vollpfosten wieder aus ihrem Mutterhaus verschwunden sind, wird sie es wohl oder übel in solch' unfeiner Gesellschaft aushalten.
In einer arg stinkenden vierbeinigen Gesellschaft, wie sich bald herausstellt. Die sich immer dann beruhigt, wenn Mai die Elvis-CD des Fahrers, den sie konsequent siezt und wohl niemals als „Vater“ benennen noch gar akzeptieren wird, einschiebt. Die ersten Tage sind der reine Horror: das Vegetarier-Püppchen kriegt nichts 'runter, will nicht im Zelt an der Seite dieses fremden Mannes nächtigen und schon gar nicht zusammen mit ihm im See baden. Jakob dagegen ist einer, der einstecken kann. Der zwar keinen Plan hat und schon gar keinen für ein eigenes Kind. Der aber selbst zeitlebens Stress mit den Ansprüchen seines Vaters hat und sich so in die kleine Ziege rechterhand einfühlen kann. Als er ganz schonungslos von sich erzählt, gewinnt Jakob allmählich das Vertrauen eines jungen Mädchens, dass bereits die ganze Welt gesehen hat, aber ein richtiges Zuhause („Wir leben da, wo meine Mutter gerade singt“) vermisst – und eine richtige Familie mit Mama und Papa...
„Kleine Ziege, sturer Bock“ ist ein liebenswert-harmloser, sehr unterhaltsamer und in seinen Lebensweisheit-Teilen auch maßvoll anrührender Film für die ganze Familie. Zuallererst ein wundervoller, wenn auch wenig überraschender Vater-Tochter-Film mit den beiden herausragenden Darstellern Sofia Bolotina und Wotan Wilke Möhring. Zugleich ein Road-Movie in den hohen Norden mit tollen Nordlichter- und Landschaftsaufnahmen Helmut Pirnats. In dem der veritable Schafbock Gustl mit Bravour die dritte Hauptrolle spielt.
Und nicht zuletzt ein Elvis-Revival mit den musikalischen Arrangements von Christoph Zirngibl. Produzent Uli Aselmann: „Wotan, der in seiner Rolle als Elvis-Imitator durch die Altenheime tingelt, hatte große Freude bei den Dreharbeiten und später im Tonstudio seine musikalische Seite ausleben zu können. So haben es fünf der größten Elvis-Hits, von Wotan Wilke Möhring sehr einfühlsam interpretiert, in den Film geschafft: 'Are you lonesome tonight', 'It´s now or never', 'Return to sender', 'Heartbreak Hotel' und 'Let me be your Teddybear'. Mir sind die Songs von Elvis durch Wotans Stimme viel näher gekommen, ich freue mich immer, sie im Film zu hören, sie nehmen mich mit.“ Free-TV-Premiere war am 21. April 2017 auf Arte.
Pitt Herrmann