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Der DDR-Spion Hansen arbeitet verdeckt bei der amerikanischen Armee in Würzburg und lässt mehrere US-Agenten auffliegen. Sein Vorgesetzter Major Collins sucht nach der undichten Stelle und nimmt dabei auch ihn ins Visier. Hansen besteht jedoch einen Test mit dem Lügendetektor und lenkt den Verdacht auf seinen Mitarbeiter Schuck. Unterdessen findet er den Aufbewahrungsort streng geheimer Dokumente über geplante Aktionen gegen die DDR heraus. Zu spät erkennt Collins die Manipulation und versucht ihn aufzuhalten. Hansen kann mit den Unterlagen in letzter Sekunde über die Grenze fliehen.
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Alle Hoffnungen ruhen auf den Genossen Kundschaftern in Würzburg, die mit Hansen einen der ihren in die nach außen hin unscheinbare Concordia-Handelsgesellschaft einschleusen konnten, eine von Major Collins geleitete Dienststelle des US-Army-Geheimdienstes MID, welche unmittelbar der Generalität unterstellt ist.
In der eher betulichen fränkischen Barockstadt, wo zumindest im Defa-Film in der zwielichtig-dekadenten Lokalität „Hufeisen“ bis zum Umfallen getwistet wird anstatt sich für das Weltenheil einzusetzen, tut sich gewaltiges: Es wird nicht nur mit allen Mitteln der Spionage und Sabotage versucht, den Aufbau der DDR zu untergraben, es werden konkrete Einmarschpläne geschmiedet, um dem Experiment Sozialismus mit einem militärischen Schlag den Garaus zu machen. Und die Einsatzpläne lagern im Safe besagten Major Collins’.
Nebenbei bemerkt: Dass das DDR-Kinopublikum die aberwitzige Story dieses „wertvollen Gegenwartsfilms“ (SED-Zentralorgan Neues Deutschland) seinerzeit für wahr hielt, lässt sich aus heutiger Sicht ebensowenig nachvollziehen wie der Erfolg an der Kinokasse dieses im Detail von handwerklichen Fehlern nur so strotzenden Kundschafterfilms, der in seiner unfreiwilligen Komik Reaktionen zwischen Kopfschütteln und herzhaftem Gelächter provoziert.
Spionage und Gegenspionage – Horch & Guck scheint alles im Griff zu haben. Bis Hartmann verhaftet wird und Hansen, der als Doppelspion zugleich für MfS und MID arbeitet, sich einem Lügendetektor-Test unterziehen muss. Und um das Verwirrspiel komplett zu machen, mischt auch Adenauers westdeutsche Spionageorganisation Gehlen mit in Person der „Spinne“ Adelheid, in deren Auftrag Schuck die Geheimpapiere aus dem Tresor der amerikanischen Verbündeten stehlen soll – und dabei verhaftet wird.
„Heißes Material bewahren wir kalt auf“: Hansen sieht durch die unerwartete und jedenfalls unliebsame Konkurrenz schon seine Felle davonschwimmen, als er Collins’ Worte richtig interpretiert – und die Papiere im Kühlschrank entdeckt. So muss es der Held des Arbeiterstaates im fernen Würzburg gleich mit zwei feindlichen West-Geheimdiensten aufnehmen und dreht auch gleich noch Frantisek (Ivan Palec), den tschechischen Fahrer des US-Majors, um.
Am Ende der nicht atemberaubenden, sondern atemberaubend-hanebüchenen Flucht samt Kühlschrank in den besseren Teil Deutschlands kann sich ein Vater endlich seinem Sohn als solcher offenbaren und ihn in die Arme schließen...
Kaum zwei Jahre nach dem Mauerbau wird dieser nachträglich durch einen am 19. Juli 1963 im Berliner Vorzeige-Kinopalast Kosmos uraufgeführten Spionagefilm gerechtfertigt, der exakt im Herbst 1961 und damit kurz vor der Schließung der Grenze zwischen beiden deutschen Staaten spielt. Sein Titel bezieht sich auf den Stempelaufdruck „For Eyes Only“ für Geheimpapiere. Dabei hat das Ministerium für Staatssicherheit nicht nur unmittelbar an der Defa-Produktion mitgewirkt, sondern auch die aufwendige Kampagne zum Kinostart am 2. August 1963 begleitet, Gunther Scholz hat dazu 2008 den achtzigminütigen Dokumentarfilm „For Eyes Only – Ein Film und seine Geschichte“ gedreht.
Die Kinofigur Hansen hatte mit Horst Hesse ein reales Vorbild. Dem MfS-Agenten war es 1956 auf spektakuläre Weise gelungen, aus einem Würzburger Büro des US-Army-Geheimdienstes einen geschlossenen Panzerschrank zu entwenden und nach (Ost-) Berlin zu schaffen. Mit großem Propagandaaufwand wurde ein angeblicher geheimer Plan der Nato vorgestellt, nachdem US- und westdeutsche Agenten die DDR angreifen wollten. Mit diesem wie wir heute wissen auf plumpe Art gefälschten Material ging Hesse auf DDR-Tournee und hielt Vorträge – auch mit dem Ziel der Anwerbung neuer MfS-Mitarbeiter selbst unter Schülern. 1964 gabs zwei DDR-Nationalpreise III. Klasse für János Veiczi und Harry Thürk.
Pitt Herrmann