Inhalt
Dunst liegt über der Wiese. Sechs Wesen nähern sich vom Waldrand. Jemand hat in die Hände geklatscht. Jetzt stehen sie still, rühren sich nicht, bis das Spiel weitergeht, sie näher und näher kommen. Wald, Wiese, Nebelschwaden, darin sechs langsam größer erscheinende Figuren. Unweigerlich muss man da an Romeros "Dawn of the Dead“ denken, an die Zombies, die sich auf den Weg in eine Zivilisation machen, die begonnen hat, sich selbst zu vertilgen. In "Doch“ ist es ein kalkulierter cineastischer Gag. Denn natürlich präsentiert der Film keine Monsterschau, und dennoch vergeht wohl kaum ein Tag, an dem der Alltag die Protagonisten nicht als solche vorführt. Denn "Doch“ porträtiert eine Gruppe Menschen, die unter dem Tourette-Syndrom leiden.
Unkontrollierbare Bewegungen, Grimassen, aber auch Geräusche wie Pfeifen, Grunzen, Schreien und der Ausruf von verbotenen Wörtern wie "ficken“, "Fotze“ und "Arschloch“ gehören zum Krankheitsbild – sie lassen das Leben in der Normalität auch unter größten selbstinszenatorischen Anstrengungen nicht gelingen. Der Film begleitet die sechs Protagonisten über drei Jahre, verfolgt ihre Reflexionen über die Groteske und Tragik ihres äußeren Wesens, über Situationskomik bis hin zu depressiven, nihilistischen, aber auch kämpferischen Selbstbildern. Dabei gelingt ihm eine irritierend schöne Leichtigkeit und Fabulierlust, wie man das sonst nur aus Rohmer-Filmen kennt.
Quelle: Birgit Glombitza: "Deutschland, revisited II". (Katalog zur gleichnamigen Filmreihe im Kommunalen Kino Metropolis September 2007). Hamburg: Kinemathek Hamburg e.V., 2007.
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