Goebbels vor der Reichsfilmkammer 1941
Film-Kurier, Nr. 40, 17.2.1941
DNB. Reichsminister Dr. Goebbels gab in seiner Rede vor den Filmschaffenden einen umfassenden Überblick über die Aufgaben und Leistungen des deutschen Films im Kriege.
Der Film als eines der wichtigsten Führungsmittel des Volkes habe sich den erhöhten Anforderungen, die der Krieg an ihn stellte, gewachsen gezeigt. Die Deutsche Wochenschau vemittelte der Millionenzahl der Filmbesucher ein echtes, ungeschminktes Bild der Waffentaten des deutschen Soldaten an allen Fronten. Noch nie zuvor seien aber auch Spielfilme von hohem künstlerischem Wert und weltanschaulichem Gehalt in so großer Anzahl entstanden, wie gerade jetzt im Kriege.
Der Krieg, einst Kampf um die Hausmacht streitender Fürsten, in späterer Zeit ein Streit um die Rechte der Nationalitäten, sei heute der totale Abwehrkampf einer Nation zur Verteidigung und Sicherung ihrer völkischen Interessen. Er erfasse alle Lebensgebiete eines Volkes und müsse von Heimat und Front mit ganzem Kräfteeinsatz durchgefochten werden. In der jetzigen Auseinandersetzung mit den Plutokratien sei die Propaganda, die der Nationalsozialismus im Kampf um die Macht zu einer scharfen Waffe entwickelt habe, ein wichtiges Werkzeug der Volksführung, dessen man sich in Deutschland mit höchster Meisterschaft zu bedienen wisse.
Die deutsche Volksführung habe dem Film als einem ihrer wichtigsten Wirkungsmittel, das die Massen besonders stark anspreche, im Kriege große Aufgaben gestellt. In der Erkenntnis, daß der Film mehr als bloße Unterhaltung sei, daß gerade im Kriege seine erzieherische Wirkung nicht ungenutzt bleiben dürfe, sei Deutschland 1939 nicht so kurzsichtig gewesen, die Ateliers und Kinos zu schließen. Damals sei vielfach der Einwand laut geworden, die großen Geschehnisse des Krieges würden den Film einfach zudecken. Die Antwort des Ministers habe gelautet: dies könne niemals der Fall sein, wenn das deutsche Filmschaffen und seine künstlerische Gestaltungskraft den Forderungen, die eine große Zeit an sie stelle, gerecht werden.
Im Gegensatz zur englischen Filmproduktion, die vor den Aufgaben des Krieges kapituliert habe, seien die deutschen Filmschaffenden mit höchster Intensität an die Kriegsarbeit gegangen. Das künstlerische Ergebnis, eine lange Reihe hervorragender Spitzenfilme, laufe ständig vor überfüllten Kinotheatern. Gegen alle Widerstände und Beharrungen sei der deutsche Film im Kriege aber auch wie nie zuvor an künstlerischen Werten bereichert worden. Und seine Arbeit habe dadurch ihre äußere Belohnung erfahren, daß die Statistiken für das Jahr 1940 eine Steigerung der Kinobesucher um 30 Prozent von siebenhundert Millionen auf eine Milliarde für das Jahr 1940 auswiesen.
Filme wie "Robert Koch", "D III 88", "Mutterliebe", "Jud Süß", "Bismarck", "Friedrich Schiller", "Befreite Hände", "Wunschkonzert", "Der Postmeister", "Geierwally" und "Operette" seien die größten Publikumserfolge geworden, die der deutsche Film seit Jahren zu verzeichnen habe. Sie hätten den Beweis dafür erbracht, daß unser Volk ein Werk von hohem künstlerischem und ethischem Gehalt dem seichten, schlecht gekonnten Unterhaltungsfilm vorziehe. Sie seien aber auch beispielhaft für die Gestaltung des kommenden Filmschaffens, das seine Stoffe aus dem Leben greifen und seine Handlungen an echten Konflikten entzünden müsse.