Die Berlinale ist seit vielen Jahren mit speziell kuratierten Programmen weltweit präsent. Das Berlinale Spotlight erweitert den Festivalzeitraum und macht die Aktivitäten der Berlinale über das Jahr sichtbar.
Beim 15. SANFIC Santiago International Film Festival (18.-25. August 2019) wird in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Chile ein Berlinale Spotlight: Berlinale Shorts präsentiert. 2020 wird Chile "Country in Focus" beim European Film Market (EFM) der 70. Internationalen Filmfestspiele Berlin sein.
Anna Henckel-Donnersmarck, seit Frühjahr 2019 Kuratorin der Berlinale Shorts, hat das Kurzfilmprogramm aus den Berlinale Shorts-Programmen der letzten Jahre zusammengestellt. Initiiert wurde die Zusammenarbeit noch von ihrer Vorgängerin Maike Mia Höhne. Gezeigt werden fünf Filme, darunter der Goldene Bär für den Besten Kurzfilm 2018, "The Men Behind the Wall" von Ines Moldavsky.
"Die Kurzfilme der Berlinale Shorts schillern in allen Farben und spielen mit den konventionellen Formen des filmischen Erzählens. Thematisch beginnt dieses Programm mit der Beschreibung von Machtstrukturen, ihren Auswirkungen auf individuelle Biografien und den Möglichkeiten der Selbstwirksamkeit innerhalb dieser Strukturen ("Kaputt", "After/Life", "The Men Behind the Wall"). Nachdem die Mauern überwunden sind, tauchen wir ein in den Sog des dunklen Waldes ("Wunschbrunnen") um uns schließlich im heißen Sommer der Jugend wiederzufinden ("Onde o Verão Vai (episódios da juventude)"). Wir freuen uns sehr, dem Publikum in Chile so einen Einblick in den Wettbewerb der Berlinale Shorts geben zu können“, so Anna Henckel-Donnersmarck.
Programm Berlinale Spotlight: Berlinale Shorts beim SANFIC Santiago International Film Festival
"Kaputt", Regie: Volker Schlecht, Alexander Lahl
Deutschland, 7 Min. – Berlinale 2016
Die Zeitzeuginnen Gabriele Stötzer und Birgit Willschütz erzählen von ihrer Haft im Frauengefängnis Hoheneck. Die politischen Gefangenen wurden zur Arbeit gezwungen, um Produkte herzustellen, die aus der DDR in den Westen verkauft wurden. Die monochrom gezeichneten Bilder machen die Bedrückung der Haft für die Zuschauer*innen greifbar.
"After/Life", Regie: Puck Lo
USA, 15 Min. – Berlinale 2018
Zwischen der Simulation des Krieges auf Truppenübungsplätzen und der Realität von Überwachungskameras, Patrouillen und Zäunen versuchen Menschen durch die Wüste von Mexiko in die USA zu gelangen. Die Wüste frisst ihre Kinder, wenn es die Patrouillen nicht tun. Es gibt aber auch die, die jenen helfen, die sich verirren zwischen Spiel und Wirklichkeit. Die, die Tote bergen.
"The Men Behind the Wall", Regie: Ines Moldavsky
Israel, 28 Min. – Berlinale 2018, Goldener Bär für den Besten Kurzfilm
Tinder. Es könnte alles ganz einfach sein, wäre sie, die Filmemacherin, nicht in Israel und die Männer, die ihr durch den geografischen Suchmodus der App in ihrer Nähe angezeigt werden, auf palästinensischem Gebiet. Ines Moldavsky wagt es die Grenze zu überschreiten, um so auf Augenhöhe ins Gespräch zu kommen. Es geht um Lust, um Macht, um Lust an der Macht und um Schlupflöcher innerhalb einer politisch erzwungenen Ohnmacht.
"Wunschbrunnen", Regie: Sylvia Schedelbauer
Deutschland, 13 Min. – Berlinale 2018
Berauschende Farben. Zeit als Fragment und doch synchron. Eine transzendente Wende, eine Suche nach Mitteln, eine Vereinigung mit dem Strom des Waldes.
"Onde o Verão Vai (Episódios da juventude)", Regie: David Pinheiro Vicente
Portugal, 20 Min. – Berlinale 2018
Die Hitze des Sommers flirrt. Eine Gruppe von Freund*innen fährt in den Wald. Die Körper sind dicht gedrängt in diesem Auto. Im Wald finden sie eine Schlange. Die Schlange ringelt sich über den Fuß des jungen Mannes. Das Mädchen hält sie in den Händen. Zwei Männer essen Pfirsiche. Die Männer küssen. Nach dem Kuss ist der Tag vorüber. In vier Kapiteln eignet sich David Vicente den Anfang aller Erzählungen der monotheistischen Religionen an und interpretiert ihn neu.
Quelle: www.berlinale.de