Vom 15. bis zum 26. Oktober 2010 zeigt CineGraph Babelsberg im Berliner Zeughauskino unter dem Titel "Gretchen und Germania" eine Reihe mit Filmen der Schauspielerin Henny Porten.
Die Hommage mit sieben Filmprogrammen im Rahmen der Reihe "Wiederentdeckt" aus Anlass ihres 50. Todestages und ihres 120. Geburtstags zeigt vor allem unbekanntere, zu Unrecht vergessene Henny Porten-Filme aus den 1910er und mittleren 1920er Jahren, darunter einige lange als verschollen geglaubte Arbeiten sowie Rekonstruktionen. Höhepunkte bilden der dokumentarische Langfilm "Mütter, verzaget nicht" (1911), die Tragödie "Das Ende vom Liede" (1915), die Komödien "Der Schirm mit dem Schwan" (1916) und "Die Heimkehr des Odysseus" (1918), das Drama "Mutter und Kind" (1924) sowie der abendfüllende Querschnittsfilm "Henny Porten. Leben und Laufbahn einer Filmkünstlerin" (1928), der Henny Porten in einer Collage ihrer wirkungsvollsten Auftritte zeigt.
Wie kaum eine andere deutsche Schauspielerin hat Henny Porten (1890 – 1960) zwischen 1910 und 1933 das populäre Bild der Frau in Deutschland verkörpert und geprägt. Portens Gebärdensprache betont die vereinzelte Geste und isoliert Bedeutung, die nur in Gipfelmomenten beschleunigt, ansonsten aber ausgespielt oder verlangsamt wird. Portens häufig wiederkehrendes Darstellungsfeld – schicksalsschwerer Kampf und mit Demut getragenes Leid – wird während des Ersten Weltkriegs Realität vieler Frauen. In ihrer körperlichen Erscheinung – groß und etwas üppig, mit dunkelblondem, meist wohl geordnetem Haar, ausdrucksvollen Augen, einem vollen Gesicht und einem festen Nacken – ist die Porten vielleicht nicht unbedingt als exzeptionelle Schönheit zu bezeichnen. Viel wichtiger ist aber die Hochherzigkeit und Selbstlosigkeit, die sie ihren oft tragisch endenden Figuren zu geben versteht. Die Würde, mit der ihre Figuren ihr Leid trugen, ließ Zuschauerinnen eigene Lebensprobleme vergessen und sich dem Seelenglanz einer ebenso empathischen wie empathisch besetzbaren Leinwandgestalt hingeben. Zur oft behaupteten äußeren Blondheit Henny Portens gesellte sich eine "innere Blondheit" des von ihr verkörperten Charakters. In der Tat ist der fast stetige Verweis ihres mimischen und gestischen Vokabulars auf tiefere seelische oder höhere Komplexe noch heute klar zu erkennen.
"Wiederentdeckt" ist eine monatliche Filmreihe von CineGraph Babelsberg zum unbekannten deutschen Filmerbe, in Zusammenarbeit mit dem Zeughauskino, dem Bundesarchiv-Filmarchiv und der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen.
Quelle und weitere Informationen:
www.cinegraph-babelsberg.de