"In The Food For Love" lautet das Motto des 4. Kulinarischen Kinos der Berlinale, das vom 14. bis 19. Februar 2010 stattfindet. Elf Filme über die Beziehung des Essens zur Liebe, Natur und Umwelt laufen im Kino des Martin-Gropius-Baus. Nach den Filmen des Hauptprogramms um 19:30 Uhr servieren die Sterneköche Thomas Kammeier, Michael Kempf, Lea Linster, Christian Lohse und Tim Raue im Spiegelzeltrestaurant "Gropius Mirror" jeweils ein Menü, das von den Filmen inspiriert ist.
"Das Konzept der Reihe hat sich bewährt", sagt Dieter Kosslick, "wir zeigen Filme, die Appetit machen, und kochen dazu. Wir zeigen aber auch Filme, die den Appetit verderben, Filme, die die Augen öffnen für die katastrophale Lage der Ernährung in der Welt."
Zum Auftakt des Kulinarischen Kinos präsentiert Tilda Swinton, die 2009 Jury-Präsidentin der Berlinale war, gemeinsam mit Regisseur Luca Guadagnino den Film "Io Sono L’Amore" ("Ich bin die Liebe"). "Food for Love", das heißt, Lebensmittel, die zum Liebesmittel taugen, spielen in dem Melodram eine entscheidende Rolle. Christian Lohse bereitet zum Film eine "russisch-italienische Liebeserklärung" zu, denn Tilda Swinton spielt eine Russin, die in eine reiche Mailänder Familie eingeheiratet hat.
Der iranische Filmemacher Mohammad Shirvani schaut in "Dastoor -e Ashpazi" ("Iranisches Kochbuch") sechs Hausfrauen in die Töpfe, in denen das Essen für das Ende eines Ramadantages kocht und stellt sich damit der Frage: Ist Kochen Liebe oder Pflicht? Für Thomas Kammeier ist es die Inspiration, ein "Frommes Lamm" zu schmoren.
Die renommierten Dokumentarfilmer Chris Hegedus und D. A. Pennebaker beobachten in "Kings of Pastry" einen Wettbewerb von Patissiers. Zweifellos ist die Zubereitung der fragilen Zuckerwerke eine Kunst, die wortlos ausdrückt, dass die Liebe süß ist. Die Luxemburger Köchin Lea Linster präsentiert dazu eine Entenpastete.
"The Botany of Desire" ("Botanik der Begierde") nach dem gleichnamigen Bestseller von Michael Pollan ("Food, Inc.") zeigt, dass auch Pflanzen lieben können. Im Film werden die gewitzten Strategien der Pflanzen enthüllt, sich mit Hilfe menschlicher Leidenschaften zu vermehren. Die Dokumentation läuft zum 20-jährigen Jubiläum der Slow Food Bewegung. Michael Kempf schmort dazu eine Mecklenburger Bisonbacke.
Soziale und ökologische Themen stehen in vier Spätvorstellungen (22 Uhr) im Mittelpunkt. In "Collapse" von Chris Smith entwickelt der ehemalige CIA Agent Michael Ruppert mit sarkastischem Humor Visionen einer Welt ohne Erdöl. "Bananas!*" gibt Einblick in die skrupellose Produktion der Südfrucht durch einen großen US Konzern. Hannes Jaenicke präsentiert seine Dokumentation "Im Einsatz für Haie" und diskutiert mit dem Publikum, wie die Biodiversität erhalten werden kann. Ein Klassiker des indischen Kinos ist "Manthan" ("Das Buttern"), in dem der Aufbau einer Molkerei-Kooperative geschildert wird. Der Film wurde 1976 von 500.000 Bauern finanziert. In der fünften Spätvorstellung "Ki-Chin" ("The Naked Kitchen") der Koreanerin HONG Ji-young geht es wieder um die Liebe, diesmal zu dritt, und ein neues Restaurant.
Beim "Young Culinary Cinema" am 19.2. um 9:30 Uhr morgens wird das Thema Food und Ökologie mit Jugendlichen der Berliner Nelson-Mandela-Schule diskutiert. Der Film "The Rainbow Warriors Of Waiheke Island" dokumentiert die Fahrten und die Versenkung des ersten Greenpeace-Schiffes. Für das Essen sorgen Interconti Küchenchef Alf Wagenzink und Wam Kat. Wam Kat kocht seit vielen Jahren auf großen Demonstrationen und gehörte auch zur Besatzung der Rainbow Warrior.
An mehreren Nachmittagen werden Themen des Kulinarischen Kinos vertieft. Beim "Fruchtsalat" am 16.2. spricht Fredrik Gertten, der Regisseur von "Bananas!*" über seine Erfahrungen mit Fruit Companies und über Alternativen und Fair Trade. Aktuelle "Books to Cook" werden am 17.2. von zwei Berliner Autorinnen vorgestellt. Susanne Kippenberger liest aus "Am Tisch" und Zhang Yu aus "Buddha sprang über die Mauer", einem Buch über die chinesische Küche. Auch hier gilt die Grundregel des Kochens, sagt der Leiter des Kulinarischen Kinos, Thomas Struck: "Love for Food ist die wichtigste Zutat, um Food for Love zu servieren."
Der Kartenvorverkauf beginnt bereits am 18.01.2010 online über
www.berlinale.de sowie bei allen Berliner Theaterkassen.
Quelle und die vollständigen Programme:
www.berlinale.de