Felix - Ein Hase auf Weltreise
Felix – Ein Hase auf Weltreise
Ulrich Kriest, film-dienst, Nr. 3, 03.02.2005
Die lehrreichen Geschichten um den reiselustigen, neugierigen, mitteilsamen und schreibfreudigen Plüschhasen Felix, 1994 von der Autorin Annette Langen und der Illustratorin Constanza Droop erstmals in aufregend schön gestalteten Büchern publiziert, sind – nicht zuletzt auch aufgrund eines umfangreichen Merchandising-Katalogs – aus hiesigen Kinderzimmern nicht mehr wegzudenken. Die Geschichte des ersten "Felix"-Kinofilms beginnt auf der Anfahrt zum familiären Campingurlaub in Norwegen. Die lange Anfahrt vertreiben sich Felix und seine beste Freundin, die achtjährige Sophie, mit der Lektüre eines spannenden Buches über Elfen. So wissen sie viel früher als die Eltern und die vorlauten älteren Geschwister, dass man seine Zelte besser nicht in einem Elfenring aufschlägt. In der Nacht bekommen es die Urlauber mit einem Riesentroll zu tun, den allerdings nur Felix (und die Filmzuschauer) sehen können. Als die Familie überstürzt aufbricht, bleibt Felix allein zurück und muss sehen, wie er sich nach Hause durchschlägt. Es ist die bekannte Ausgangsposition der Felix-Geschichten: Von nun an wird der Hase regelmäßig von seinen Erlebnissen und Abenteuern auf dem Weg nach Hause berichten. Und dieser Weg ist diesmal – schließlich gilt es, eine längere Kinovorstellung zu füllen – wirklich eine rasante Abfolge denkwürdiger Begegnungen. Den Auftakt macht ein egozentrischer grüner Poltergeist, der sich Felix als Spielzeug wünscht. Dieser Poltergeist wird, begleitet von einer eingebildeten Eule und drei rappenden Kakerlaken, Felix bei seiner Heimreise wiederholt über den Weg laufen. Manchmal gelingt es dem Hasen, die magischen Kräfte des Poltergeistes listig für sich selbst zu nutzen. So trifft er in der Folge den Yeti, das Monster von Loch Ness, den legendären Kapitän Nemo und dessen U-Boot "Nautilus" und landet schließlich in Transsylvanien auf dem Schloss des Grafen Dracula. Man sieht schon, es ist ein langer, aber außerordentlich pittoresker Weg zurück nach Münster, wenngleich die Zuschauer ebenso wenig daran zweifeln wie Sophie, dass Felix am Ende wohlbehalten eintreffen wird.
"Felix – Ein Hase auf Weltreise" erzählt jedoch nicht nur von der Freundschaft zwischen dem Plüschtier und seiner jungen Freundin Sophie; der Film erschöpft sich auch nicht in den so farbenfrohen wie lehrreichen interkulturellen Abenteuerreisen. Zentral für den kaum verhüllten pädagogischen Impetus des Films sind die mythenumrankten Figuren, denen Felix auf seiner Heimreise begegnet. Beispielsweise dem aufgrund seiner Zotteligkeit und Größe ebenso gefürchteten wie gejagten Yeti, der doch eigentlich sehr schüchtern und liebenswert ist. Felix steht dem Wesen ebenso einfallsreich zur Seite, wie er danach noch Nessie, dem Monster von Loch Ness, aus der Bredouille hilft. Auch die Nachfahren des Grafen Dracula, die sozusagen in ihrem Rollenmuster "gefangen" sind, hilft Felix auf die Sprünge: Wer sagt denn, dass man nur nachts herumtollen darf? Kann Zahnpflege nicht gegen etwas zu lang geratene Zähne helfen? Und der grüne Poltergeist muss lernen, dass es bei Freundschaft nicht um Besitz geht. Bei "Felix" gehören Neugier immer mit Vorurteilsfreiheit und Toleranz zusammen, denn gerade kolportierte Fremdbilder sperren die Figuren in bestimmte Aktionsmuster ein, die ihrem Naturell widersprechen können. So erzählt "Felix – Ein Hase auf Weltreise" eine klar strukturierte Geschichte auf eine Art und Weise, die der Schaulust des intendierten Publikums – das ungefähr das Alter von Sophie haben dürfte – hinreichend Stoff liefert, um über die gesamte Filmdauer gebannt am Ball zu bleiben. Dass es nebenher auch um eine charmant vorgetragene Apologie des Lesens und Schreibens geht, dürfte den Fans von Felix ohnehin bekannt sein.