Der Bucklige und die Tänzerin

Deutschland 1920 Spielfilm

Der Bucklige und die Tänzerin


Berliner Börsen-Courier, zit. nach Lichtbild-Bühne, Nr. 30, 24.7.1920


"Der Bucklige und die Tänzerin" als dramatischer Anlaß recht beträchtlich. Ein durchs Leben geprügelter, nun auch seelisch verkrüppelter Krüppel imprägniert die Lippen der schönen Tänzerin, die er, hoffnungslos, liebt, mit einem geheimnisvollen Gift: Jeder ihrer Küsse ist todbringend. Deutet man es zum Symbol um, so fällt ein langer Schlagschatten auf alle Erotik: Steht nicht die Liebe des Mannes wie ein gieriger Krüppel vor der Schönheit der Frau; und flößen nicht die Küße einer Frau geheimnisvolle Gifte ein, die über chemische Erklärungen weit erhaben sind? Aber so ist"s ja hier nicht gemeint. Dennoch wird ein handfestes "Drama" daraus; im Stil des "Dr. Caligari" wäre es noch mehr geworden. Wenn zuletzt, nach Gift und Tod, über den klaffenden Abgrund aller Leidenschaften ein gründlicher Kuß in mehr als Lebensgröße vorgezeigt wird; so mündet. E.A. Poe in Courths-Maler und den Schauern der Tragik entsteigt ein süßlicher Patschuligeruch, den das Publikum freilich lieber in die Garderobe mitnimmt als einen sogenannten "schlechten Ausgang". Wäre ein Erlöser des Films denkbar, der dem Geist sein Recht läßt, ohne den Film als solchen zu ruinieren? Ich bin ja schon wieder still.

John Gottowt als Krüppel, Paul Biensfeldt als Opfer: zwei starke und: vornehme Leistungen. Sascha Gura könnte der Wirkung ihrer rassigen und eleganten Erscheinung auch dann sicher sein, wenn sie weniger gut spielte, was aber keine Aufforderung dazu bedeutet. Die Regie (F.W. Murnau) gibt dem Film, was des Films ist, ohne wesentlich künstlerische Konzessionen zu machen. Man gehe hin, schaue, und man wird darüber hinaus denken können: Ein Lob für alle Beteiligten.

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