Halbblut
Halbblut
Lichtbild-Bühne, Nr. 14, 5.4.1919
Halbblut! Auch jener bedauernswerten Mischrasse ist nun durch Fritz Lang im Film ein Denkmal gesetzt worden. Ein Weib ist es – schön wie die Sünde, schlecht wie der Teufel – mit allen von den Eltern ererbten Schlechtigkeiten behaftet, verführerisch, raffiniert, Männer lockend, Liebe und Seligkeit verheißend. Aber wehe dem, der in die Netze solchen Weibes geht: er verstrickt sich darin, stürzt sich ins Verderben, wird zum Wahnsinn getrieben. Ja, Halbblut rächt sich gründlich an den Männern, die es wohl zur Geliebten, nie aber zum Weibe, zur Gattin machen wollen. Soweit das Manuskript. Der Verfasser (gleichzeitig auch der geschickte Spielleiter), gibt sich redlich Mühe, all das auch auf der zappelnden Leinewand zu verwirklichen, und Ressel Orla als Hauptdarstellerin weiß ihn durch ihr prickelndes rassiges Spiel in jeder Weise zu unterstützen. Ihr Gegenspieler, Carl de Vogt, als Axel van der Straaten, fand sich in der Rolle des liebedürstenden Hausfreundes sehr gut ab und ebenso verstand es Paul Morgan als Mestize, sein Spiel dem Ganzen anzupassen. Der Film zeichnet sich besonders durch seine von Akt zu Akt steigernde dramatische Handlung aus, die ihn bei der, wie gesagt, durchaus guten Regie und einwandfreien technischen Bearbeitung zu einem Spielfilm bester Qualität stempelt. – Wir hatten vor der Vorführung im Marmorhaus Gelegenheit, den Film in den Vorführungsräumen der "Decla" zu besichtigen und mußten leider feststellen, daß die Direktion des Marmorhauses bei diesem Film wieder Streichungen vorgenommen hat, die dem ganzen Film zweifellos schaden und den Eindruck hervorrufen, als ob man es nicht mit einem individuellen Erzeugnis, sondern mit einem Massenfabrikat zu tun hat. Es ist bedauerlich, daß gerade die Direktion des Marmorhauses immer wieder zu derartigen Klagen Anlaß gibt.