Unheimliche Geschichten
Unheimliche Geschichten
Richard Oswald, dem die deutsche Filmindustrie schon manche Neubelebung verdankt, hat nun den Film des Unheimlichen geschaffen. Seine ”Fünf unheimlichen Geschichten" stellen zweifellos einen bedeutsamen Fortschritt in der Eroberung filmischen Neulands dar, und allein der Versuch, dem Lichtbildtheater neue Stoffe zu erschließen, muß anerkennend begrüßt werden. Zunächst hat Oswald das Unheimliche im Rein-Stofflichen gesucht; in vier seiner Geschichten – die fünfte ironisiert absichtlich die vorhergehenden – ist das Element des Unheimlichen der Tod. (...)
Die "Fünf unheimlichen Geschichten" sind zweifellos ein filmischer Erfolg; aber hoffentlich begnügt sich Oswald nicht mit billigen Lorbeeren. Er hat das Zeug und die Mittel, hier etwas ganz .Neues zu schaffen. Allein Schünzel, Veidt und Anita Berber können ihm Grundlagen sein zu diesem neuen Film, der auch einen neuen Stil verlangt. Vorläufig sind nur Ansätze zu sehen; gelingt es ihm, das Groteske und Bizarre jedes unheimlichen Films zu erfassen, ihm seinen besonderen einheitlichen Stil zu geben, der bisher im Film nie bewußt genutzt wurde, so mag hier eine neue originelle Gattung werden, die, über den Einzelerfolg hinaus, einen neuen, eigenartigen Zweig unserer Filmindustrie zur Blüte bringen kann. Aber es gehört dazu ein scharfes Erkennen des Echt-Unheimlichen, ein Zusammenreißen aller Mittel auf das eine Ziel: Ausstattung, Darstellung, Tempo und Stoff müssen eingestellt wenden auf das ”Unheimliche", auf Spannung, Furcht und Entsetzen.