Geheimnisse einer Seele

Deutschland 1925/1926 Spielfilm

Geheimnisse einer Seele


–e–, Film-Kurier, Nr. 72, 25.3.1926


(...) Die Freud-Schule kann jubeln. Nie wurde in taktvoller Weise für sie geworben.

Aber auch die deutschen Filmleute können stolz sein. Selten ging man mit förmlich "desinfizierten" Händen an die Arbeit. Das medizinische Filmfeuilleton blieb von jedem geschmackvollen Schnitzer frei. Colin Roß und Hans Neumann verdienen rückhaltlose Anerkennung.

Nicht minder die Kamera – denen, die mit einer selten so glücklichen Erfassung der Bewegungsvorgänge einen Fortschritt der Filmleistung an sich in diesem Werke schufen. Ihre Namen: Guido Seeber, der mutigste Filmbastler der Welt, den uns hoffentlich nie ein Amerikaner wegholt, Curt Oertel, Robert Lach.

Was da an jedem Klischee feindlichen Einstellungen und Aufnahmen geleistet wurde, befriedigt restlos. Man lerne aus dieser Vorlage! Ernö Metzner hat sehr gute Szenerien entworfen. Meist mit "billigen" Mitteln. Man sehe sich die Wiederholung der Traumerlebnisse an, die Verfilmung der Gestalten auf der Schwelle des Bewußtseins.

Und Werner Krauß formt den leidenden Mann zu einer unvergeßlichen Gestalt. Sein Gang, sein Blick, sein schreiender Mund, die mordverführten Fäuste, der Teufel in ihm –. Vergessen, daß es sich um eine psychoanalytische Studie handelt, um einen "Kranken". Über aller "Analyse" sprüht hier das fleischerne, blutvolle, nervenzitternde Künstlertum in die Augen!

Glücklichste Umstände, die diesen Film ermöglichten. Man hat den träumerischen Menschen zu einer Dichtung aus Wahrheit geformt, von der wir alle träumen.

Dr. Pabst, der Regisseur, stellt Ilka Grüning mit einigen herzlichen Großaufnahmen an des kranken Sohnes Seite, die Gattin: Ruth Weyer, der Eifersuchtsbazillus: Jack Trevor, Renate Brausewetter als Hausgeist (beinahe strindbergisch) und Pawel Pawlow als Arzt, zu dessen Lob nichts höheres gesagt werden kann, als daß das Publikum tatsächlich forschte, ob dieser gütige, herbe Mensch ein Schauspieler oder wirklich ein Arzt sei . . .

Wir leben in einer Hochkonjunktur guter deutscher Filme. (Ich möcht" Kinobesitzer sein.) (...)

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