Summary
Otto Scheidel had been the captain of the"Jenissei", the last paddle steamer on the Elbe river, for 22 years. He has even left his girlfriend Carola, called Caramba, to be able to stay on the ship. Now, the "Jenissei" is anchoring for the last time and being rebuilt into a restaurant, and Otto starts to work for a railway construction brigade. But when several ships get stuck on the Elbe during low tide, Otto takes the initiative and abducts the rebuild old steamer – that in the meantime has been taken over by Caramba – to drag free the stuck vessels. He cries out "Fire under deck" to chase the restaurant guests from the ship. During the following turbulent actions the "Jenissei" breaks apart and Caramba and Otto start a bitter and rough fight. But finally Caramba realizes what his work and the ships meant to Otto – and they both get a second chance for a happy life together.
The contents of this entry were funded with the support of the DEFA-Stiftung.
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Ottos zweite Liebe gehört der hübschen Kellnerin Carola Schneider, genannt Caramba. Es gibt zwar ein großes Hallo, als die Binnenschiffer die Kneipe entern und Otto baldmöglichst mit Caramba in der Koje verschwindet, aber an diesem Tag ist die Stimmung nicht wie sonst. Denn sie will sich nicht weiterhin im Lokal von Betrunkenen anmachen lassen, wenn Otto 'mal wieder unterwegs ist – und das manchmal gleich über mehrere Wochen. Sie will ein Kind von ihm, der auf den Wunsch höchst ungehalten reagiert: „Ich bin Kapitän und kein Hausvater.“ Als Otto zu ihrem Geburtstag nur Blumen schickt, statt selbst auf der Matte zu stehen, hat sie endgültig die Pappen dicke – und gibt ihm den Laufpass.
„Ich pack ab, weg vom Wasser, wenn schon, dann richtig“: Für Otto beginnt nun die schwerste Zeit seines Lebens, denn er ist nun bei seinen beiden Liebsten ausgemustert: seinem Raddampfer schlägt die letzte Stunde. Der mit Kohle befeuerte Dino soll einem modernen Dieselschiff weichen und künftig fest verankert als Restaurantschiff und Museum dienen. Was Otto und seiner Crew sauer aufstößt: Ersterer holt die Fahne mit Hammer und Sichel ein, der alte Jule hängt die Schiffsglocke ab und Langer lässt die Schnapspulle kreisen: „Dann könnt ihr uns ja gleich mit ausstellen.“
Was für den einen oder anderen auch zutrifft. Denn Caramba, die neue Restaurantleiterin, kennt die ganze Mannschaft und weiß, auf wen sie sich verlassen kann. Auf den alten Jule etwa, der einst über die Weltmeere geschippert ist, und als Heizer in jedem Winkel des Raddampfers daheim ist. Mit ihrem Oberkellner Heiner, der zugleich ein Fernstudium absolviert, versteht sie sich gut – aber der junge Mann will gleich die ganze Chefin. Otto ist derweil zum Gleisbau gewechselt, was enorm aufs Kreuz geht. Aber die Koje seiner Brigade in einem alten Bahnwaggon ähnelt in gewisser Weise der auf seinem Kahn – und an willigen Blondinen mangelt es auch auf Schienen nicht.
Als Otto mitbekommt, dass bei Niedrigwasser gleich mehrere Schiffe auf Sand gelaufen sind und die Fahrrinne versperren, bietet er seine Hilfe an. Doch der Betriebsstellenleiter lässt lieber Traktoren und Raupenfahrzeuge die Elbauen ruinieren, nachdem der Einsatz moderner Schraubschlepper aufgrund ihres Tiefgangs nicht in Frage kommt. Raddampfer wären die Lösung, aber die brauchen von der CSSR bis zur Unfallstelle ganze acht Tage. Das käme einer finanziellen Katastrophe für die Binnenschifffahrt gleich.
Kurzerhand entert Otto die „Jennissei“, auf der gerade eine geschlossene Gesellschaft tanzt und tafelt. Mit dem Ruf „Feuer unter Deck“ wird diese unter den Klängen „Eine Seefahrt, die ist lustig“ der Bordkapelle ans Ufer komplimentiert und Jule wirft den Motor an. „Du wolltest doch immer mitfahren, heute kannste“: die rebellische Caramba wird in ihrer Kajüte eingesperrt, während ihr Smutje sanft in seiner Kombüse eingedöst ist und gar nichts mitbekommt. Zusammen mit Heiner wird er dann an Jules Seite zum Heizer, während Otto „seinen“ Oldtimer zum havarierten Dieselschiff steuert, wo er mit Langer und Miltz den noch fehlenden Rest seiner Truppe aufnimmt. Alle haben kalte Füße ob des enormen Risikos, aber es gibt keine Alternative. So kommt von der Zentrale grünes Licht hinter vorgehaltener Hand: kein Fahrbericht, überhaupt nichts Schriftliches über die Aktion.
Mit tollkühnen Manövern gelingt es Otto, mit der „Jenissei“ das erste Schiff freizuziehen. Als die Kohlen ausgehen, muss neu gebunkert werden aus den Vorräten eines festsitzenden Schiffes. Die Anstrengungen für Menschen und Material sind gewaltig, mehrfach droht der Raddampfer zu zerbrechen. Doch am glücklichen Ende hat nur die Restaurant-Einrichtung Schaden genommen, der reparabel erscheint, und die Elbe ist wieder frei. Nun geht es tatsächlich zur letzten Fahrt bis zum Ankerplatz – mit stolz geschwellter Brust aller Beteiligten. Und der Einsicht Carambas, dass sie schlichtweg unterschätzt hat, wie elementar dem Kapitän a.D. die Arbeit auf dem Fluss ist...
Herrmann Zschoches so origineller wie spannender Film sollte im Juni 1977 in die Kinos kommen. Da der Hauptdarsteller Manfred Krug vier Monate zuvor einen Ausreiseantrag aus der DDR gestellt hatte, wurde die Kino-Premiere storniert. Nach der Erstausstrahlung am 6. Juni 1979 im Fernsehen der DDR, die von den DDR-Medien verschwiegen wurde, kam „Feuer unter Deck“ 1982 endlich ins Kino.
Renate Krößner ist darin ein eigenwilliger, ja gleichwertiger Widerpart für den ungleich prominenteren, zuletzt aber eher in seichten Rollen eingesetzten Manfred Krug als schnoddriger, dickschädeliger Elbschiffer. Während Krug im Westen sogleich neue Aufträge fand, war das Aufführungsverbot für die junge Schauspielerin ein Karriereknick. Erst 1980 bekam sie in Konrad Wolfs „Solo Sunny“ die nächste große Chance – und nutzte sie u.a. für den „Silbernen Bären“. Sie bekam trotz dieses Erfolges in den folgenden Jahren nur wenige Rollen angeboten, sodass sie 1983 einen Ausreiseantrag stellte, dem zwei Jahre später stattgegeben wurde.
Pitt Herrmann